Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckung.
Frau Schwester/ und Alle/ die Jhr über mein
Absterben betrübt seyd/ gedenckt/ daß ich das Zeitli-
che mit dem Ewigen/ das Unbeständige mit dem Be-
ständigen seeligst verwechselt habe/ gedenckt/ daß ich
die vermischte Comoedie meines Lebens Christlich
und Adelich geendiget.

Der Prologus oder meine Ankunfft mei-
ner Illustren Geburth/ aus dem bekanten Uhralten
Geschlechte derer von Schweinitz/ und Hohen
Hause der Frey Herren von Schaffgotsch
kunte nicht glorieuser seyn; Worauf

Der Erste Actus oder erste Handlung
meines Alters die schwache Kindheit auch schon wies/
daß meiner lieben Eltern löbliche Kinderzucht nicht
vergebens angewendet würde/ und daß von Edlen
Rosen nicht unarthige Disteln zu entspriessen pflegen.

Der Andere Actus der reifferen Kind-
heit/ ließ mit wachsenden Jahren auch meine zuneh-
menden Tugenden erkennen.

Der Dritte: die blühende Jugend/ erhob
meinen Glantz durch wohl-anständige Heyrath/ in
Eines der Edelsten Geschlechter/ welches dem
Meinigen gleichsam durch verborgene Sympathie
von vielen Zeiten an zugethan gewesen.

Der Vierdte: Welches Alter/ wegen Voll-
kommenheit/ das männliche genennet wird/ ließ auch

desto

Abdanckung.
Frau Schweſter/ und Alle/ die Jhr uͤber mein
Abſterben betruͤbt ſeyd/ gedenckt/ daß ich das Zeitli-
che mit dem Ewigen/ das Unbeſtaͤndige mit dem Be-
ſtaͤndigen ſeeligſt verwechſelt habe/ gedenckt/ daß ich
die vermiſchte Comœdie meines Lebens Chriſtlich
und Adelich geendiget.

Der Prologus oder meine Ankunfft mei-
ner Illuſtren Geburth/ aus dem bekanten Uhralten
Geſchlechte derer von Schweinitz/ und Hohen
Hauſe der Frey Herren von Schaffgotſch
kunte nicht glorieuſer ſeyn; Worauf

Der Erſte Actus oder erſte Handlung
meines Alters die ſchwache Kindheit auch ſchon wies/
daß meiner lieben Eltern loͤbliche Kinderzucht nicht
vergebens angewendet wuͤrde/ und daß von Edlen
Roſen nicht unarthige Diſteln zu entſprieſſen pflegen.

Der Andere Actus der reifferen Kind-
heit/ ließ mit wachſenden Jahren auch meine zuneh-
menden Tugenden erkennen.

Der Dritte: die bluͤhende Jugend/ erhob
meinen Glantz durch wohl-anſtaͤndige Heyrath/ in
Eines der Edelſten Geſchlechter/ welches dem
Meinigen gleichſam durch verborgene Sympathie
von vielen Zeiten an zugethan geweſen.

Der Vierdte: Welches Alter/ wegen Voll-
kommenheit/ das maͤnnliche genennet wird/ ließ auch

deſto
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0016"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckung.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Frau Schwe&#x017F;ter/</hi> und Alle/ die Jhr u&#x0364;ber mein<lb/>
Ab&#x017F;terben betru&#x0364;bt &#x017F;eyd/ gedenckt/ daß ich das Zeitli-<lb/>
che mit dem Ewigen/ das Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndige mit dem Be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen &#x017F;eelig&#x017F;t verwech&#x017F;elt habe/ gedenckt/ daß ich<lb/>
die vermi&#x017F;chte <hi rendition="#aq">Com&#x0153;die</hi> meines Lebens Chri&#x017F;tlich<lb/>
und Adelich geendiget.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Prologus</hi></hi> oder meine Ankunfft mei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Illu&#x017F;tren</hi> Geburth/ aus dem bekanten Uhralten<lb/>
Ge&#x017F;chlechte <hi rendition="#fr">derer von Schweinitz/</hi> und Hohen<lb/>
Hau&#x017F;e <hi rendition="#fr">der Frey Herren von Schaffgot&#x017F;ch</hi><lb/>
kunte nicht <hi rendition="#aq">glorieu&#x017F;er</hi> &#x017F;eyn; Worauf</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der Er&#x017F;te</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Actus</hi></hi> oder er&#x017F;te Handlung<lb/>
meines Alters die &#x017F;chwache Kindheit auch &#x017F;chon wies/<lb/>
daß meiner lieben Eltern lo&#x0364;bliche Kinderzucht nicht<lb/>
vergebens angewendet wu&#x0364;rde/ und daß von Edlen<lb/>
Ro&#x017F;en nicht unarthige Di&#x017F;teln zu ent&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;en pflegen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der Andere</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Actus</hi></hi> der reifferen Kind-<lb/>
heit/ ließ mit wach&#x017F;enden Jahren auch meine zuneh-<lb/>
menden Tugenden erkennen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der Dritte:</hi> die blu&#x0364;hende Jugend/ erhob<lb/>
meinen Glantz durch wohl-an&#x017F;ta&#x0364;ndige Heyrath/ in<lb/>
Eines der <hi rendition="#fr">Edel&#x017F;ten Ge&#x017F;chlechter/</hi> welches dem<lb/>
Meinigen gleich&#x017F;am durch verborgene <hi rendition="#aq">Sympathie</hi><lb/>
von vielen Zeiten an zugethan gewe&#x017F;en.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Der Vierdte:</hi> Welches Alter/ wegen Voll-<lb/>
kommenheit/ das ma&#x0364;nnliche genennet wird/ ließ auch<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">de&#x017F;to</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0016] Abdanckung. Frau Schweſter/ und Alle/ die Jhr uͤber mein Abſterben betruͤbt ſeyd/ gedenckt/ daß ich das Zeitli- che mit dem Ewigen/ das Unbeſtaͤndige mit dem Be- ſtaͤndigen ſeeligſt verwechſelt habe/ gedenckt/ daß ich die vermiſchte Comœdie meines Lebens Chriſtlich und Adelich geendiget. Der Prologus oder meine Ankunfft mei- ner Illuſtren Geburth/ aus dem bekanten Uhralten Geſchlechte derer von Schweinitz/ und Hohen Hauſe der Frey Herren von Schaffgotſch kunte nicht glorieuſer ſeyn; Worauf Der Erſte Actus oder erſte Handlung meines Alters die ſchwache Kindheit auch ſchon wies/ daß meiner lieben Eltern loͤbliche Kinderzucht nicht vergebens angewendet wuͤrde/ und daß von Edlen Roſen nicht unarthige Diſteln zu entſprieſſen pflegen. Der Andere Actus der reifferen Kind- heit/ ließ mit wachſenden Jahren auch meine zuneh- menden Tugenden erkennen. Der Dritte: die bluͤhende Jugend/ erhob meinen Glantz durch wohl-anſtaͤndige Heyrath/ in Eines der Edelſten Geſchlechter/ welches dem Meinigen gleichſam durch verborgene Sympathie von vielen Zeiten an zugethan geweſen. Der Vierdte: Welches Alter/ wegen Voll- kommenheit/ das maͤnnliche genennet wird/ ließ auch deſto

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354512
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354512/16
Zitationshilfe: Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354512/16>, abgerufen am 19.04.2024.