Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671.

Bild:
<< vorherige Seite
Abdanckung.

Denn/ der Stab ist nur über alle Menschen gebro-
chen/ wir werden allesambt wegen unserer Sünden-
zu Staub und Asche; Die allgemeine Regel: Mensch
Du must sterben/ leydet keine exception, Wir müssen
alle vor hierdurch: Die Seeligen und Gott-ergebe-
nen können nicht anders/ als hierdurch ihrer Mühe
und Arbeit abkommen/ und in dem sicheren Hafen
der ewigen Ruhe und Seeligkeit glücklich anlenden.
Die verruchten und verharteten Welt-Kinder wer-
den durch kein anderes/ als so thanes Mittel/ von der
strengen Gerechtigkeit Gottes zu gebührender Straf-
fe gezogen/ in deme Sie endlich hierdurch mit ihrem
steten Ach und Heulen zu ihrem immerwehrenden
Schaden und Verderben erfahren müssen/ daß/ das
schwanckende Schiff zeitlichen Hochmuths und Wol-
lebens/ nicht immer schweben kan/ auf dem unreinen
Meer der schändlichen Lüste/ sondern daß solches plötz-
lich/ ehe Sie es leyder selbsten im wenigsten gedacht
oder vermuthet/ mit Schrecken zu scheitern gehen/
und dergleichen weltliches Glücke in einem kurtzen Au-
genblick/ ein verzweifelt Ende nehmen muß/ weil es
hierauf auf aller Zeiten Zeiten in dem abscheulichen
Grund und erschauerden Schlund ewiger Qvaal und
Pein versencket wird. Zwar werden freylich die Leiber
der Menschen noch eine Zeitlang im Grabe aufbe-
halten/ bis zu jenem grossen Tage/ ehe Sie zugleich mit
der Seelen/ entweder geniessen eine standhafte unauf-
börliche Freude/ oder leyden müssen/ die unabläßliche
Folter und Marter. Denn dieses ist des Allerhöchsten
Allerweiseste Chymie, wordurch der Frommen sterb-
liche Cörper dergestalt pulverisiret werden/ damit

ein
Abdanckung.

Denn/ der Stab iſt nur uͤber alle Menſchen gebro-
chen/ wir werden alleſambt wegen unſerer Suͤnden-
zu Staub und Aſche; Die allgemeine Regel: Menſch
Du muſt ſterben/ leydet keine exception, Wir muͤſſen
alle vor hierdurch: Die Seeligen und Gott-ergebe-
nen koͤnnen nicht anders/ als hierdurch ihrer Muͤhe
und Arbeit abkommen/ und in dem ſicheren Hafen
der ewigen Ruhe und Seeligkeit gluͤcklich anlenden.
Die verruchten und verharteten Welt-Kinder wer-
den durch kein anderes/ als ſo thanes Mittel/ von der
ſtrengen Gerechtigkeit Gottes zu gebuͤhrender Straf-
fe gezogen/ in deme Sie endlich hierdurch mit ihrem
ſteten Ach und Heulen zu ihrem immerwehrenden
Schaden und Verderben erfahren muͤſſen/ daß/ das
ſchwanckende Schiff zeitlichen Hochmuths und Wol-
lebens/ nicht immer ſchweben kan/ auf dem unreinen
Meer der ſchaͤndlichen Luͤſte/ ſondern daß ſolches ploͤtz-
lich/ ehe Sie es leyder ſelbſten im wenigſten gedacht
oder vermuthet/ mit Schrecken zu ſcheitern gehen/
und dergleichen weltliches Gluͤcke in einem kurtzen Au-
genblick/ ein verzweifelt Ende nehmen muß/ weil es
hierauf auf aller Zeiten Zeiten in dem abſcheulichen
Grund und erſchauerden Schlund ewiger Qvaal und
Pein verſencket wird. Zwar werden freylich die Leiber
der Menſchen noch eine Zeitlang im Grabe aufbe-
halten/ bis zu jenem groſſen Tage/ ehe Sie zugleich mit
der Seelen/ entweder genieſſen eine ſtandhafte unauf-
boͤrliche Freude/ oder leyden muͤſſen/ die unablaͤßliche
Folter und Marter. Denn dieſes iſt des Allerhoͤchſten
Allerweiſeſte Chymie, wordurch der Frommen ſterb-
liche Coͤrper dergeſtalt pulveriſiret werden/ damit

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <pb facs="#f0006"/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Abdanckung.</hi> </fw><lb/>
        <p>Denn/ der Stab i&#x017F;t nur u&#x0364;ber alle Men&#x017F;chen gebro-<lb/>
chen/ wir werden alle&#x017F;ambt wegen un&#x017F;erer Su&#x0364;nden-<lb/>
zu Staub und A&#x017F;che; Die allgemeine Regel: Men&#x017F;ch<lb/>
Du mu&#x017F;t &#x017F;terben/ leydet keine <hi rendition="#aq">exception,</hi> Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
alle vor hierdurch: Die Seeligen und Gott-ergebe-<lb/>
nen ko&#x0364;nnen nicht anders/ als hierdurch ihrer Mu&#x0364;he<lb/>
und Arbeit abkommen/ und in dem &#x017F;icheren Hafen<lb/>
der ewigen Ruhe und Seeligkeit glu&#x0364;cklich anlenden.<lb/>
Die verruchten und verharteten Welt-Kinder wer-<lb/>
den durch kein anderes/ als &#x017F;o thanes Mittel/ von der<lb/>
&#x017F;trengen Gerechtigkeit Gottes zu gebu&#x0364;hrender Straf-<lb/>
fe gezogen/ in deme Sie endlich hierdurch mit ihrem<lb/>
&#x017F;teten Ach und Heulen zu ihrem immerwehrenden<lb/>
Schaden und Verderben erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß/ das<lb/>
&#x017F;chwanckende Schiff zeitlichen Hochmuths und Wol-<lb/>
lebens/ nicht immer &#x017F;chweben kan/ auf dem unreinen<lb/>
Meer der &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Lu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;ondern daß &#x017F;olches plo&#x0364;tz-<lb/>
lich/ ehe Sie es leyder &#x017F;elb&#x017F;ten im wenig&#x017F;ten gedacht<lb/>
oder vermuthet/ mit Schrecken zu &#x017F;cheitern gehen/<lb/>
und dergleichen weltliches Glu&#x0364;cke in einem kurtzen Au-<lb/>
genblick/ ein verzweifelt Ende nehmen muß/ weil es<lb/>
hierauf auf aller Zeiten Zeiten in dem ab&#x017F;cheulichen<lb/>
Grund und er&#x017F;chauerden Schlund ewiger Qvaal und<lb/>
Pein ver&#x017F;encket wird. Zwar werden freylich die Leiber<lb/>
der Men&#x017F;chen noch eine Zeitlang im Grabe aufbe-<lb/>
halten/ bis zu jenem gro&#x017F;&#x017F;en Tage/ ehe Sie zugleich mit<lb/>
der Seelen/ entweder genie&#x017F;&#x017F;en eine &#x017F;tandhafte unauf-<lb/>
bo&#x0364;rliche Freude/ oder leyden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ die unabla&#x0364;ßliche<lb/>
Folter und Marter. Denn die&#x017F;es i&#x017F;t des Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Allerwei&#x017F;e&#x017F;te <hi rendition="#aq">Chymie,</hi> wordurch der Frommen &#x017F;terb-<lb/>
liche Co&#x0364;rper derge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">pulveri&#x017F;i</hi>ret werden/ damit<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] Abdanckung. Denn/ der Stab iſt nur uͤber alle Menſchen gebro- chen/ wir werden alleſambt wegen unſerer Suͤnden- zu Staub und Aſche; Die allgemeine Regel: Menſch Du muſt ſterben/ leydet keine exception, Wir muͤſſen alle vor hierdurch: Die Seeligen und Gott-ergebe- nen koͤnnen nicht anders/ als hierdurch ihrer Muͤhe und Arbeit abkommen/ und in dem ſicheren Hafen der ewigen Ruhe und Seeligkeit gluͤcklich anlenden. Die verruchten und verharteten Welt-Kinder wer- den durch kein anderes/ als ſo thanes Mittel/ von der ſtrengen Gerechtigkeit Gottes zu gebuͤhrender Straf- fe gezogen/ in deme Sie endlich hierdurch mit ihrem ſteten Ach und Heulen zu ihrem immerwehrenden Schaden und Verderben erfahren muͤſſen/ daß/ das ſchwanckende Schiff zeitlichen Hochmuths und Wol- lebens/ nicht immer ſchweben kan/ auf dem unreinen Meer der ſchaͤndlichen Luͤſte/ ſondern daß ſolches ploͤtz- lich/ ehe Sie es leyder ſelbſten im wenigſten gedacht oder vermuthet/ mit Schrecken zu ſcheitern gehen/ und dergleichen weltliches Gluͤcke in einem kurtzen Au- genblick/ ein verzweifelt Ende nehmen muß/ weil es hierauf auf aller Zeiten Zeiten in dem abſcheulichen Grund und erſchauerden Schlund ewiger Qvaal und Pein verſencket wird. Zwar werden freylich die Leiber der Menſchen noch eine Zeitlang im Grabe aufbe- halten/ bis zu jenem groſſen Tage/ ehe Sie zugleich mit der Seelen/ entweder genieſſen eine ſtandhafte unauf- boͤrliche Freude/ oder leyden muͤſſen/ die unablaͤßliche Folter und Marter. Denn dieſes iſt des Allerhoͤchſten Allerweiſeſte Chymie, wordurch der Frommen ſterb- liche Coͤrper dergeſtalt pulveriſiret werden/ damit ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354512
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354512/6
Zitationshilfe: Schweinitz, George Herman von: Eröffneter Schauplatz Des Menschlichen Lebens/ in der Abdanckungs-Handlung. Zittau, 1671, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354512/6>, abgerufen am 25.04.2024.