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Gosky, Esaias: Ehren-Trost und Lebens-Baum. Oels, 1659.

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Ehren-Trost- und Lebens-Baum.
frommer und getreuer Knecht/ du bist mir über wenigenMatth.
XXV. v.
21.

getrew gewesen/ ich wil dich über viel setzen/ gehe ein zu
deines HErren Freude. Aber es möchte zu lang fal-
len/ und bleibet billich zeit auch vor die ander Ehren- und
rechte Leichen-predigt übrig. Nun/ du seelige Fraw Uch-Applicatio
trietzin/ dir ist vielmal recht wohl worden/ wenn du dich
unter biesem Trost-Baum befunden/ und hast angesehen
die Früchte hangen/ eines bey dem andern auff dem
Täfflichen geschrieben/ daß es dir und deiner Seelen
auch zu gutte geschehen. Ach! wenn sie dieses nicht ge-
wust/ daß jhr HERR Jesus ihre Seele aus dem Tode
gerissen/ jhre Augen von den Threnen/ jhren Fuß vom
gleiten/ so hette Sie auch nicht sagen können: Jch wil
wandeln für dem HErren/ im Lande der Lebendi-
gen.
Ach! Sie wuste gar wol/ daß jhr HERR Je-
sus selbst der Baum des Lebens
war/ unter dessen
Schatten in der allergrösten Hietze der Anfechtungen es
sich wohl ruhete. Sie wuste sehr schön/ daß der HErr
Jesus das Holtz des Lebens war/ dessen Aeste und Zwei-
ge sich weit außbreitende/ und allezeit grünende/ auch eine
halb todte Seele wiederumb lebendig machen kunte/ daß
sie denn reichlichen und überflüssig empfunden/ das heis-
set recht

Seele/ guttes thut dir Gott
Jn dem Leben/ und im Todt.

Wenn es demnach eine gläubige Seele so weit bringet/
als die Seelige Fraw Uchtrietzin gebracht/ so siehet
der/ Edle Bräutigam/ Christus Jesus/ wol seine Lust und
Frewde an jhr/ daß Er sie darff anreden aus dem Hohen
Liede Salomonis: Dein Gewächs ist wie ein Lust-

garten
D ij

Ehren-Troſt- und Lebens-Baum.
frommer und getreuer Knecht/ du biſt mir uͤber wenigenMatth.
XXV. v.
21.

getrew geweſen/ ich wil dich uͤber viel ſetzen/ gehe ein zu
deines HErren Freude. Aber es moͤchte zu lang fal-
len/ und bleibet billich zeit auch vor die ander Ehren- und
rechte Leichen-predigt uͤbrig. Nun/ du ſeelige Fraw Uch-Applicatio
trietzin/ dir iſt vielmal recht wohl worden/ wenn du dich
unter bieſem Troſt-Baum befunden/ und haſt angeſehen
die Fruͤchte hangen/ eines bey dem andern auff dem
Taͤfflichen geſchrieben/ daß es dir und deiner Seelen
auch zu gutte geſchehen. Ach! wenn ſie dieſes nicht ge-
wuſt/ daß jhr HERR Jeſus ihre Seele aus dem Tode
geriſſen/ jhre Augen von den Threnen/ jhren Fuß vom
gleiten/ ſo hette Sie auch nicht ſagen koͤnnen: Jch wil
wandeln fuͤr dem HErren/ im Lande der Lebendi-
gen.
Ach! Sie wuſte gar wol/ daß jhr HERR Je-
ſus ſelbſt der Baum des Lebens
war/ unter deſſen
Schatten in der allergroͤſten Hietze der Anfechtungen es
ſich wohl ruhete. Sie wuſte ſehr ſchoͤn/ daß der HErr
Jeſus das Holtz des Lebens war/ deſſen Aeſte und Zwei-
ge ſich weit außbreitende/ und allezeit gruͤnende/ auch eine
halb todte Seele wiederumb lebendig machen kunte/ daß
ſie denn reichlichen und uͤberfluͤſſig empfunden/ das heiſ-
ſet recht

Seele/ guttes thut dir Gott
Jn dem Leben/ und im Todt.

Wenn es demnach eine glaͤubige Seele ſo weit bringet/
als die Seelige Fraw Uchtrietzin gebracht/ ſo ſiehet
der/ Edle Braͤutigam/ Chriſtus Jeſus/ wol ſeine Luſt und
Frewde an jhr/ daß Er ſie darff anreden aus dem Hohen
Liede Salomonis: Dein Gewächs iſt wie ein Luſt-

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[0027] Ehren-Troſt- und Lebens-Baum. frommer und getreuer Knecht/ du biſt mir uͤber wenigen getrew geweſen/ ich wil dich uͤber viel ſetzen/ gehe ein zu deines HErren Freude. Aber es moͤchte zu lang fal- len/ und bleibet billich zeit auch vor die ander Ehren- und rechte Leichen-predigt uͤbrig. Nun/ du ſeelige Fraw Uch- trietzin/ dir iſt vielmal recht wohl worden/ wenn du dich unter bieſem Troſt-Baum befunden/ und haſt angeſehen die Fruͤchte hangen/ eines bey dem andern auff dem Taͤfflichen geſchrieben/ daß es dir und deiner Seelen auch zu gutte geſchehen. Ach! wenn ſie dieſes nicht ge- wuſt/ daß jhr HERR Jeſus ihre Seele aus dem Tode geriſſen/ jhre Augen von den Threnen/ jhren Fuß vom gleiten/ ſo hette Sie auch nicht ſagen koͤnnen: Jch wil wandeln fuͤr dem HErren/ im Lande der Lebendi- gen. Ach! Sie wuſte gar wol/ daß jhr HERR Je- ſus ſelbſt der Baum des Lebens war/ unter deſſen Schatten in der allergroͤſten Hietze der Anfechtungen es ſich wohl ruhete. Sie wuſte ſehr ſchoͤn/ daß der HErr Jeſus das Holtz des Lebens war/ deſſen Aeſte und Zwei- ge ſich weit außbreitende/ und allezeit gruͤnende/ auch eine halb todte Seele wiederumb lebendig machen kunte/ daß ſie denn reichlichen und uͤberfluͤſſig empfunden/ das heiſ- ſet recht Matth. XXV. v. 21. Applicatio Seele/ guttes thut dir Gott Jn dem Leben/ und im Todt. Wenn es demnach eine glaͤubige Seele ſo weit bringet/ als die Seelige Fraw Uchtrietzin gebracht/ ſo ſiehet der/ Edle Braͤutigam/ Chriſtus Jeſus/ wol ſeine Luſt und Frewde an jhr/ daß Er ſie darff anreden aus dem Hohen Liede Salomonis: Dein Gewächs iſt wie ein Luſt- garten D ij

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Zitationshilfe: Gosky, Esaias: Ehren-Trost und Lebens-Baum. Oels, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354515/27>, abgerufen am 18.04.2024.