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Güssau, Carol Friedrich: Geistliche Schiff-Fahrt der gläubigen Kinder Gottes/ auß den worten S. Pauli. Oels, 1659.

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Geistliche Schiff-fahrt.
wenn Er solch liebes Söhnichen/ den einigen Funckenm. 2. Sam.
14, 7.

(m) wehklagen und sagen höret: Ach! Meine Frawn. Ps. 27, 10.
Mutter hat mich verlassen. (n)

So Agesilaus, der Spartaner König/ wenn er sein
Gemahl eine weile nicht gesehen/ kranck worden; Ach! wie
viel mehr wird Herr Uchtritz sich kräncken/ daß er seine
Liebste/ in dieser Sterbligkeit nicht mehr sehen sol. Jm
Hertzen verwundet ist/

Jhre Fraw Mutter/ so ohne daß eineHierony.
ep. 116; ad
Paulam
super dor-
mitione
Blesillae.
p.
216.

bekümmerte Wittib. Paula hat über jhre Tochter so sehr
geweinet/ daß sie in Ohnmacht gefallen/ wie Hierony-
mus
berichtet; Ach! hier fehlet es auch nicht an schmertz-
lichen Threnen; Ach meine Tochter/ spricht sie/ ich dach-
te/ du soltest meine Frewde in meinem Alter sein! Ach
wie beugest du mich! Ach wie betrübest du mich! Ach wieo. Judic. 11.
.
35.

kräncket mich dein Abschied! (o)

Jhre Fraw Pflege-Mutter/ die
klaget mit Threnen/ und spricht: Sol denn das theure
Pfand/ daß auch mir eine weile vertrauet war/ so zeitlich
von hier abgefodert werden? Sol ich meine liebgewese-
ne/ gehorsame/ wolgerathene Pflege-Tochter nicht mehr
sehen?

Jhre Herren Brüder/ und die
Fraw Schwester/
bejammern schmertzlich jh-
rer liebsten Frawen Schwester frühzeitigen Hintrit. Sie
sprechen mit Augustino: Fieri non potest, ut ejus morsAugust. de
Civ. D. l.
19. c.
10.

amara non sit, cujus vita erat dulcis; Es ist nicht wol
müglich/ daß uns jhr Tod nicht bitter vorkommen sol/
weil jhr leben uns süsse gewest.

Der
A iij

Geiſtliche Schiff-fahrt.
wenn Er ſolch liebes Soͤhnichen/ den einigen Funckenm. 2. Sam.
14, 7.

(m) wehklagen und ſagen hoͤret: Ach! Meine Frawn. Pſ. 27, 10.
Mutter hat mich verlaſſen. (n)

So Ageſilaus, der Spartaner Koͤnig/ wenn er ſein
Gemahl eine weile nicht geſehen/ kranck worden; Ach! wie
viel mehr wird Herr Uchtritz ſich kraͤncken/ daß er ſeine
Liebſte/ in dieſer Sterbligkeit nicht mehr ſehen ſol. Jm
Hertzen verwundet iſt/

Jhre Fraw Mutter/ ſo ohne daß eineHierony.
ep. 116; ad
Paulam
ſuper dor-
mitione
Bleſillæ.
p.
216.

bekuͤmmerte Wittib. Paula hat uͤber jhre Tochter ſo ſehr
geweinet/ daß ſie in Ohnmacht gefallen/ wie Hierony-
mus
berichtet; Ach! hier fehlet es auch nicht an ſchmertz-
lichen Threnen; Ach meine Tochter/ ſpricht ſie/ ich dach-
te/ du ſolteſt meine Frewde in meinem Alter ſein! Ach
wie beugeſt du mich! Ach wie betruͤbeſt du mich! Ach wieo. Judic. 11.
ꝟ.
35.

kraͤncket mich dein Abſchied! (o)

Jhre Fraw Pflege-Mutter/ die
klaget mit Threnen/ und ſpricht: Sol denn das theure
Pfand/ daß auch mir eine weile vertrauet war/ ſo zeitlich
von hier abgefodert werden? Sol ich meine liebgeweſe-
ne/ gehorſame/ wolgerathene Pflege-Tochter nicht mehr
ſehen?

Jhre Herren Bruͤder/ und die
Fraw Schweſter/
bejammern ſchmertzlich jh-
rer liebſten Frawen Schweſter fruͤhzeitigen Hintrit. Sie
ſprechen mit Auguſtino: Fieri non poteſt, ut ejus morsAuguſt. de
Civ. D. l.
19. c.
10.

amara non ſit, cujus vita erat dulcis; Es iſt nicht wol
muͤglich/ daß uns jhr Tod nicht bitter vorkommen ſol/
weil jhr leben uns ſuͤſſe geweſt.

Der
A iij
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[0005] Geiſtliche Schiff-fahrt. wenn Er ſolch liebes Soͤhnichen/ den einigen Funcken (m) wehklagen und ſagen hoͤret: Ach! Meine Fraw Mutter hat mich verlaſſen. (n) m. 2. Sam. 14, 7. n. Pſ. 27, 10. So Ageſilaus, der Spartaner Koͤnig/ wenn er ſein Gemahl eine weile nicht geſehen/ kranck worden; Ach! wie viel mehr wird Herr Uchtritz ſich kraͤncken/ daß er ſeine Liebſte/ in dieſer Sterbligkeit nicht mehr ſehen ſol. Jm Hertzen verwundet iſt/ Jhre Fraw Mutter/ ſo ohne daß eine bekuͤmmerte Wittib. Paula hat uͤber jhre Tochter ſo ſehr geweinet/ daß ſie in Ohnmacht gefallen/ wie Hierony- mus berichtet; Ach! hier fehlet es auch nicht an ſchmertz- lichen Threnen; Ach meine Tochter/ ſpricht ſie/ ich dach- te/ du ſolteſt meine Frewde in meinem Alter ſein! Ach wie beugeſt du mich! Ach wie betruͤbeſt du mich! Ach wie kraͤncket mich dein Abſchied! (o) Hierony. ep. 116; ad Paulam ſuper dor- mitione Bleſillæ. p. 216. o. Judic. 11. ꝟ. 35. Jhre Fraw Pflege-Mutter/ die klaget mit Threnen/ und ſpricht: Sol denn das theure Pfand/ daß auch mir eine weile vertrauet war/ ſo zeitlich von hier abgefodert werden? Sol ich meine liebgeweſe- ne/ gehorſame/ wolgerathene Pflege-Tochter nicht mehr ſehen? Jhre Herren Bruͤder/ und die Fraw Schweſter/ bejammern ſchmertzlich jh- rer liebſten Frawen Schweſter fruͤhzeitigen Hintrit. Sie ſprechen mit Auguſtino: Fieri non poteſt, ut ejus mors amara non ſit, cujus vita erat dulcis; Es iſt nicht wol muͤglich/ daß uns jhr Tod nicht bitter vorkommen ſol/ weil jhr leben uns ſuͤſſe geweſt. Auguſt. de Civ. D. l. 19. c. 10. Der A iij

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Zitationshilfe: Güssau, Carol Friedrich: Geistliche Schiff-Fahrt der gläubigen Kinder Gottes/ auß den worten S. Pauli. Oels, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354516/5>, abgerufen am 23.04.2024.