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Güssau, Carol Friedrich: Geistliche Schiff-Fahrt der gläubigen Kinder Gottes/ auß den worten S. Pauli. Oels, 1659.

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Geistliche Schiff-fahrt.
Miserabi-
le est avel-
li ab ami-
eis & fami
liaribus.
Aristot. 2.
Rhetor. ad
Theod. c.

19.

Der ältere Herr von Köckritz/
als welcher von der Seel. Frawen an Vaters stat ge-
halten/ geliebet und geehret worden; Ja die gantze Hoch-
Adeliche Freundschafft stehet in vollem Leide und ist be-
trübet/ über dem verlust einer so lieben Freundin/ an wel-
cher sie grosse Frewde und Wonne gehabt haben. (p)
p. 2 Sam. 1.
.
26.
Summa/ die gantze ansehliche Trauer-versamlung ist
bestürtzt/ und muß jetzo mit mir in jhrem Gemütte be-
kennen/ Es sey ein elend und jämmerlich ding umb aller
q. Sir. 40, 1.Menschen leben. (q)

Solch Betrübnüß/ durch trost Göttlichen Wortes
zu lindern/ bin ich itze/ Ampts halber dazu erfodert/ an
dieser heiligen Stete aufgetreten.

So ich aber jemals traurig auff einige Cantzel kom-
men/ geschichts gewiß heute/ da ich auftrete voll betrüb-
nüß und hertzeleid. Denn hier lieget eingesarckt für
mir/ meine grosse Patronin, und die so mich hertzlich ge-
liebet und geehret: Die/ so mich niemals anders als mit
leutseligen Augen angesehen: Die/ so mich alle mal (wenn
es seyn können/) mit grosser Andacht gehöret. Die ist
nun dahin/ die ist gestorben. O Jammer! O Elend! O
Hertzeleid!

Ach wie sol ich/ der ich selbst hertzlich betrübet bin/
Euch betrübte trösten? O Gott du Vater aller Gnaden
und Barmhertzigkeit/ du GOtt alles Trostes/ der du uns
2. Cor. 1, 4tröstest in unserm Trübsal/ daß auch wir trösten können/
die/ so in Trübsal sind; Zu dir fliehe ich/ dich ersuche ich
von grund meines Hertzens/ du wollest zu außrichtung
solches so nothwendigen Trostes/ vom Himmel herab/
den beystand/ Segen/ und gnade deines Heiligen Geistes/
geben und verleihen/ und zu deines aller Heiligsten Nah-

mens
Geiſtliche Schiff-fahrt.
Miſerabi-
le eſt avel-
li ab ami-
eis & fami
liaribus.
Ariſtot. 2.
Rhetor. ad
Theod. c.

19.

Der aͤltere Herr von Koͤckritz/
als welcher von der Seel. Frawen an Vaters ſtat ge-
halten/ geliebet und geehret worden; Ja die gantze Hoch-
Adeliche Freundſchafft ſtehet in vollem Leide und iſt be-
truͤbet/ uͤber dem verluſt einer ſo lieben Freundin/ an wel-
cher ſie groſſe Frewde und Wonne gehabt haben. (p)
p. 2 Sam. 1.
ꝟ.
26.
Summa/ die gantze anſehliche Trauer-verſamlung iſt
beſtuͤrtzt/ und muß jetzo mit mir in jhrem Gemuͤtte be-
kennen/ Es ſey ein elend und jaͤmmerlich ding umb aller
q. Sir. 40, 1.Menſchen leben. (q)

Solch Betruͤbnuͤß/ durch troſt Goͤttlichen Wortes
zu lindern/ bin ich itze/ Ampts halber dazu erfodert/ an
dieſer heiligen Stete aufgetreten.

So ich aber jemals traurig auff einige Cantzel kom-
men/ geſchichts gewiß heute/ da ich auftrete voll betruͤb-
nuͤß und hertzeleid. Denn hier lieget eingeſarckt fuͤr
mir/ meine groſſe Patronin, und die ſo mich hertzlich ge-
liebet und geehret: Die/ ſo mich niemals anders als mit
leutſeligen Augen angeſehen: Die/ ſo mich alle mal (weñ
es ſeyn koͤnnen/) mit groſſer Andacht gehoͤret. Die iſt
nun dahin/ die iſt geſtorben. O Jammer! O Elend! O
Hertzeleid!

Ach wie ſol ich/ der ich ſelbſt hertzlich betruͤbet bin/
Euch betruͤbte troͤſten? O Gott du Vater aller Gnaden
und Barmhertzigkeit/ du GOtt alles Troſtes/ der du uns
2. Cor. 1, 4troͤſteſt in unſerm Truͤbſal/ daß auch wir troͤſten koͤnnen/
die/ ſo in Truͤbſal ſind; Zu dir fliehe ich/ dich erſuche ich
von grund meines Hertzens/ du wolleſt zu außrichtung
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[0006] Geiſtliche Schiff-fahrt. Der aͤltere Herr von Koͤckritz/ als welcher von der Seel. Frawen an Vaters ſtat ge- halten/ geliebet und geehret worden; Ja die gantze Hoch- Adeliche Freundſchafft ſtehet in vollem Leide und iſt be- truͤbet/ uͤber dem verluſt einer ſo lieben Freundin/ an wel- cher ſie groſſe Frewde und Wonne gehabt haben. (p) Summa/ die gantze anſehliche Trauer-verſamlung iſt beſtuͤrtzt/ und muß jetzo mit mir in jhrem Gemuͤtte be- kennen/ Es ſey ein elend und jaͤmmerlich ding umb aller Menſchen leben. (q) p. 2 Sam. 1. ꝟ. 26. q. Sir. 40, 1. Solch Betruͤbnuͤß/ durch troſt Goͤttlichen Wortes zu lindern/ bin ich itze/ Ampts halber dazu erfodert/ an dieſer heiligen Stete aufgetreten. So ich aber jemals traurig auff einige Cantzel kom- men/ geſchichts gewiß heute/ da ich auftrete voll betruͤb- nuͤß und hertzeleid. Denn hier lieget eingeſarckt fuͤr mir/ meine groſſe Patronin, und die ſo mich hertzlich ge- liebet und geehret: Die/ ſo mich niemals anders als mit leutſeligen Augen angeſehen: Die/ ſo mich alle mal (weñ es ſeyn koͤnnen/) mit groſſer Andacht gehoͤret. Die iſt nun dahin/ die iſt geſtorben. O Jammer! O Elend! O Hertzeleid! Ach wie ſol ich/ der ich ſelbſt hertzlich betruͤbet bin/ Euch betruͤbte troͤſten? O Gott du Vater aller Gnaden und Barmhertzigkeit/ du GOtt alles Troſtes/ der du uns troͤſteſt in unſerm Truͤbſal/ daß auch wir troͤſten koͤnnen/ die/ ſo in Truͤbſal ſind; Zu dir fliehe ich/ dich erſuche ich von grund meines Hertzens/ du wolleſt zu außrichtung ſolches ſo nothwendigen Troſtes/ vom Himmel herab/ den beyſtand/ Segen/ und gnade deines Heiligen Geiſtes/ geben und verleihen/ und zu deines aller Heiligſten Nah- mens 2. Cor. 1, 4

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Zitationshilfe: Güssau, Carol Friedrich: Geistliche Schiff-Fahrt der gläubigen Kinder Gottes/ auß den worten S. Pauli. Oels, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354516/6>, abgerufen am 29.03.2024.