Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliche Leich-Predigt.

Und ist wohl zu mercken/ daß mit diesem Worte in einer
unaußsprechlichen Kindlichen Liebe/ der HErr JEsus/ nach
anweisung der Schrifft/ seine Sprache oder Rede in der
Welt angefangen/ und eben mit diesem Worte geschlossen.

Sein aller-erstes Wort in der Schrifft lautet: Wisset Jhr nichtLuc. 2. v. 49.
daß Jch seyn muß in dem was meines Vaters ist? Sein aller-
Letztes hingegen: Vater/ vergiebs Jhnen/ und/ Vater/ in dei-Luc. 23. v. 34
v.
36.

ne Hände befehl Jch meinen Geist.

II. Und diesem Vater/ fürs Andere/ hält Er vor und ent-
deckt seinen (affectum animae) den Wundsch und Begierde sei-
ner Seelen. Tx. Jch will. Dreymal vorher sagte ER: Jch
bitte/
und nun erkläret Ers/ und spricht: Jch will. Das soll eins
seyn. Jch bitt und Jch will. Was Christus will das bittet Er/
und was Er bittet das will Er. Daher nach den wohl-gesetzten
Holländischen Marginal-Noten, heist Jch will so viel als Jch
begehre.
Nach den Englischen/ so viel als Jch bitte. Beydes er-Marc. 10, 35.
kläret durch das Exempel der Söhne Zebedaei, die sprechen:
Meister/ wir wollen daß du uns thust/ was wir dich bitten wer-
den.
Doch hat das Wort Jch will eine sonderbare Emphasin,
sonderlich bey vorhabender Sachen. 1. Christus redet als ein
Sohn Gottes (pro jure & imperio) nach seinem Recht/ welches
Er mit dem Vatter gleich hat/ wie im Himmel/ so auff Erden/ und
bezeugt auch in Verrichtung des Mittler-Amptes/ seine Göttliche
Majestät. 2. Er redet (gleichsam jam moriturus & in agone)
als ein sterbender/ und bezeugt hiemit seinen letzten Willen. q. d.
das wil Jch/ drauff sterb Jch/ und so soll es meinen Erben gehalten
werden. 3. Er redet (als Possessor Coeli & Pater AEternitatis)
als ein Besitz-Jnnhaber und Erbe des Himmels/ ja Vater der Ewig-Esai. 9. v. 6.
Matt. 28, 18.
Psal. 115. v.
3.

keit/ dehme alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auff Erden.
Wann Er spricht: Jch will/ so kan Er schaffen was Er will.

Hat
B
Chriſtliche Leich-Predigt.

Und iſt wohl zu mercken/ daß mit dieſem Worte in einer
unaußſprechlichen Kindlichen Liebe/ der HErꝛ JEſus/ nach
anweiſung der Schrifft/ ſeine Sprache oder Rede in der
Welt angefangen/ und eben mit dieſem Worte geſchloſſen.

Sein aller-erſtes Wort in der Schrifft lautet: Wiſſet Jhr nichtLuc. 2. v. 49.
daß Jch ſeyn muß in dem was meines Vaters iſt? Sein aller-
Letztes hingegen: Vater/ vergiebs Jhnen/ und/ Vater/ in dei-Luc. 23. v. 34
v.
36.

ne Haͤnde befehl Jch meinen Geiſt.

II. Und dieſem Vater/ fuͤrs Andere/ haͤlt Er vor und ent-
deckt ſeinen (affectum animæ) den Wundſch und Begierde ſei-
ner Seelen. Tx. Jch will. Dreymal vorher ſagte ER: Jch
bitte/
und nun erklaͤret Ers/ und ſpricht: Jch will. Das ſoll eins
ſeyn. Jch bitt und Jch will. Was Chriſtus will das bittet Er/
und was Er bittet das will Er. Daher nach den wohl-geſetzten
Hollaͤndiſchen Marginal-Noten, heiſt Jch will ſo viel als Jch
begehre.
Nach den Engliſchen/ ſo viel als Jch bitte. Beydes er-Marc. 10, 35.
klaͤret durch das Exempel der Soͤhne Zebedæi, die ſprechen:
Meiſter/ wir wollen daß du uns thuſt/ was wir dich bitten wer-
den.
Doch hat das Wort Jch will eine ſonderbare Emphaſin,
ſonderlich bey vorhabender Sachen. 1. Chriſtus redet als ein
Sohn Gottes (pro jure & imperio) nach ſeinem Recht/ welches
Er mit dem Vatter gleich hat/ wie im Himmel/ ſo auff Erden/ und
bezeugt auch in Verrichtung des Mittler-Amptes/ ſeine Goͤttliche
Majeſtaͤt. 2. Er redet (gleichſam jam moriturus & in agone)
als ein ſterbender/ und bezeugt hiemit ſeinen letzten Willen. q. d.
das wil Jch/ drauff ſterb Jch/ und ſo ſoll es meinen Erben gehalten
werden. 3. Er redet (als Posſesſor Cœli & Pater Æternitatis)
als ein Beſitz-Jñhaber und Erbe des Him̃els/ ja Vater der Ewig-Eſai. 9. v. 6.
Matt. 28, 18.
Pſal. 115. v.
3.

keit/ dehme alle Gewalt gegeben iſt im Himmel und auff Erden.
Wann Er ſpricht: Jch will/ ſo kan Er ſchaffen was Er will.

Hat
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0011" n="9"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich-Predigt.</hi> </fw><lb/>
            <p>Und i&#x017F;t wohl zu mercken/ <hi rendition="#fr">daß mit die&#x017F;em Worte in einer<lb/>
unauß&#x017F;prechlichen Kindlichen Liebe/ der HEr&#xA75B; JE&#x017F;us/ nach<lb/>
anwei&#x017F;ung der Schrifft/ &#x017F;eine Sprache oder Rede in der<lb/>
Welt angefangen/ und eben mit die&#x017F;em Worte ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
Sein aller-er&#x017F;tes Wort in der Schrifft lautet: Wi&#x017F;&#x017F;et Jhr nicht<note place="right"><hi rendition="#aq">Luc. 2. v.</hi> 49.</note><lb/>
daß Jch &#x017F;eyn muß in dem <hi rendition="#fr">was meines Vaters i&#x017F;t?</hi> Sein aller-<lb/>
Letztes hingegen: <hi rendition="#fr">Vater/ vergiebs Jhnen/</hi> und/ <hi rendition="#fr">Vater/ in dei-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Luc. 23. v. 34<lb/>
v.</hi> 36.</note><lb/><hi rendition="#fr">ne Ha&#x0364;nde befehl Jch meinen Gei&#x017F;t.</hi></p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Und die&#x017F;em Vater/ fu&#x0364;rs Andere/ ha&#x0364;lt Er vor und ent-<lb/>
deckt &#x017F;einen (<hi rendition="#aq">affectum animæ</hi>) den Wund&#x017F;ch und Begierde &#x017F;ei-<lb/>
ner Seelen. <hi rendition="#aq">Tx.</hi> <hi rendition="#fr">Jch will.</hi> Dreymal vorher &#x017F;agte ER: <hi rendition="#fr">Jch<lb/>
bitte/</hi> und nun erkla&#x0364;ret Ers/ und &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Jch will.</hi> Das &#x017F;oll eins<lb/>
&#x017F;eyn. <hi rendition="#fr">Jch bitt</hi> und <hi rendition="#fr">Jch will.</hi> Was Chri&#x017F;tus <hi rendition="#fr">will</hi> das <hi rendition="#fr">bittet</hi> Er/<lb/>
und was Er <hi rendition="#fr">bittet</hi> das <hi rendition="#fr">will</hi> Er. Daher nach den wohl-ge&#x017F;etzten<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Marginal-Noten,</hi> hei&#x017F;t <hi rendition="#fr">Jch will</hi> &#x017F;o viel als <hi rendition="#fr">Jch<lb/>
begehre.</hi> Nach den Engli&#x017F;chen/ &#x017F;o viel als <hi rendition="#fr">Jch bitte.</hi> Beydes er-<note place="right"><hi rendition="#aq">Marc.</hi> 10, 35.</note><lb/>
kla&#x0364;ret durch das Exempel der So&#x0364;hne <hi rendition="#aq">Zebedæi,</hi> die &#x017F;prechen:<lb/>
Mei&#x017F;ter/ <hi rendition="#fr">wir wollen</hi> daß du uns thu&#x017F;t/ was wir <hi rendition="#fr">dich bitten wer-<lb/>
den.</hi> Doch hat das Wort <hi rendition="#fr">Jch will</hi> eine &#x017F;onderbare <hi rendition="#aq">Empha&#x017F;in,</hi><lb/>
&#x017F;onderlich bey vorhabender Sachen. 1. Chri&#x017F;tus redet als ein<lb/>
Sohn Gottes (<hi rendition="#aq">pro jure &amp; imperio</hi>) nach &#x017F;einem Recht/ welches<lb/>
Er mit dem Vatter gleich hat/ wie im Himmel/ &#x017F;o auff Erden/ und<lb/>
bezeugt auch in Verrichtung des Mittler-Amptes/ &#x017F;eine Go&#x0364;ttliche<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t. 2. Er redet (gleich&#x017F;am <hi rendition="#aq">jam moriturus &amp; in agone</hi>)<lb/>
als ein &#x017F;terbender/ und bezeugt hiemit &#x017F;einen letzten Willen. <hi rendition="#aq">q. d.</hi><lb/>
das wil Jch/ drauff &#x017F;terb Jch/ und &#x017F;o &#x017F;oll es meinen Erben gehalten<lb/>
werden. 3. Er redet (als <hi rendition="#aq">Pos&#x017F;es&#x017F;or C&#x0153;li &amp; Pater Æternitatis</hi>)<lb/>
als ein Be&#x017F;itz-Jn&#x0303;haber und Erbe des Him&#x0303;els/ ja Vater der Ewig-<note place="right"><hi rendition="#aq">E&#x017F;ai. 9. v. 6.<lb/>
Matt. 28, 18.<lb/>
P&#x017F;al. 115. v.</hi> 3.</note><lb/>
keit/ dehme alle Gewalt gegeben i&#x017F;t im Himmel und auff Erden.<lb/>
Wann Er &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Jch will/</hi> &#x017F;o kan Er &#x017F;chaffen <hi rendition="#fr">was Er will.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">Hat</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0011] Chriſtliche Leich-Predigt. Und iſt wohl zu mercken/ daß mit dieſem Worte in einer unaußſprechlichen Kindlichen Liebe/ der HErꝛ JEſus/ nach anweiſung der Schrifft/ ſeine Sprache oder Rede in der Welt angefangen/ und eben mit dieſem Worte geſchloſſen. Sein aller-erſtes Wort in der Schrifft lautet: Wiſſet Jhr nicht daß Jch ſeyn muß in dem was meines Vaters iſt? Sein aller- Letztes hingegen: Vater/ vergiebs Jhnen/ und/ Vater/ in dei- ne Haͤnde befehl Jch meinen Geiſt. Luc. 2. v. 49. Luc. 23. v. 34 v. 36. II. Und dieſem Vater/ fuͤrs Andere/ haͤlt Er vor und ent- deckt ſeinen (affectum animæ) den Wundſch und Begierde ſei- ner Seelen. Tx. Jch will. Dreymal vorher ſagte ER: Jch bitte/ und nun erklaͤret Ers/ und ſpricht: Jch will. Das ſoll eins ſeyn. Jch bitt und Jch will. Was Chriſtus will das bittet Er/ und was Er bittet das will Er. Daher nach den wohl-geſetzten Hollaͤndiſchen Marginal-Noten, heiſt Jch will ſo viel als Jch begehre. Nach den Engliſchen/ ſo viel als Jch bitte. Beydes er- klaͤret durch das Exempel der Soͤhne Zebedæi, die ſprechen: Meiſter/ wir wollen daß du uns thuſt/ was wir dich bitten wer- den. Doch hat das Wort Jch will eine ſonderbare Emphaſin, ſonderlich bey vorhabender Sachen. 1. Chriſtus redet als ein Sohn Gottes (pro jure & imperio) nach ſeinem Recht/ welches Er mit dem Vatter gleich hat/ wie im Himmel/ ſo auff Erden/ und bezeugt auch in Verrichtung des Mittler-Amptes/ ſeine Goͤttliche Majeſtaͤt. 2. Er redet (gleichſam jam moriturus & in agone) als ein ſterbender/ und bezeugt hiemit ſeinen letzten Willen. q. d. das wil Jch/ drauff ſterb Jch/ und ſo ſoll es meinen Erben gehalten werden. 3. Er redet (als Posſesſor Cœli & Pater Æternitatis) als ein Beſitz-Jñhaber und Erbe des Him̃els/ ja Vater der Ewig- keit/ dehme alle Gewalt gegeben iſt im Himmel und auff Erden. Wann Er ſpricht: Jch will/ ſo kan Er ſchaffen was Er will. Hat Marc. 10, 35. Eſai. 9. v. 6. Matt. 28, 18. Pſal. 115. v. 3. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/354523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/354523/11
Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/11>, abgerufen am 24.04.2024.