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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.
Ad III.

Noch Eins. Jch soll berühren/ die Krafft/ Grund/ Nachdruck/ oder
gar die Behauptung des Gebets und letzten Willens JEsu Christi.
Tx. Denn (spricht Er) du hast mich geltebet ehe denn die Welt ge-
gründet war.
ER/ der Vater/ hat Jhm die Herrligkeit gegeben ehe
denn die Welt gegründet war/ denn Er hat Jhn geliebet/ ehe denn die Welt
gegründet war. Das ist für sich hell und klar. Du Vater in mir und
Jch in dir/ sagt Er im vorhergehenden 21. vers. Ich sage nichts mehr
als dieses: Wie der Vater seinen Sohn geliebet ehe denn die Welt war/
Also hat Er auch in Jhm alle Gläubigen/ die Er Jhm gegeben hat/ ge-
liebet/ ehe denn die Welt gegründet war.

Das ist der Kinder Gottes einiger Trost im Leben und im Sterben.

Jn krafft dieses Trostes hat unsere Hochseel. Fr. Canitzin alle Bit-
terkeiten des mühseligen Lebens/ alle Furcht und Angst des Todes glück-
lich überwunden. Sie war versichert der ewigen Liebe Gottes in Chri-
sto JEsu/ und stärckte jhre offt angefochtene Seele mit dem Spruch
Pauli: Wer wil uns scheiden von der Liebe GOttes? Trübsahl
oder Angst? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blösse?
oder Fährligkeit? oder Schwerdt? Wie geschrieben stehet: Umb
deinet willen werden wir getödtet den gantzen Tag/ wir sind ge-
achtet für Schlacht-Schaffe. Aber in dem allen überwinden wir
weit/ umb des willen der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiß daß
weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fürstenthumb/ noch
Gewalt/ weder Gegenwärtiges noch Zukünfftiges/ weder Ho-
Rom.
8. v.
35.
- - - 39.

hes noch Tieffes/ noch keine andre Creatur mag uns scheiden von
der Liebe GOttes/ die da ist in Christo JESU unserm HErrn.

Mit solcher heiligen Krafft erstiege Sie die Angst-Berge jhrer Wall-
farth. Der Geist-reiche Lehrer Clemens Alexandrinus erzehlet/ daß
an einem Orte in Persia auff einem sehr weiten Felde/ drey seltsame hin-
tereinander stehende Berge sind. Wenn man an den Ersten kommt/ so
hört man ein wüstes durch einander gemengtes Geschrey/ ein Geräusch
der Waffen und aneinander stossenden Kriegs-Armeen/ aber alles dun-

ckel/
E 3
Chriſtliche Leich-Predigt.
Ad III.

Noch Eins. Jch ſoll beruͤhren/ die Krafft/ Grund/ Nachdruck/ oder
gar die Behauptung des Gebets und letzten Willens JEſu Chriſti.
Tx. Denn (ſpricht Er) du haſt mich geltebet ehe denn die Welt ge-
gruͤndet war.
ER/ der Vater/ hat Jhm die Herꝛligkeit gegeben ehe
deñ die Welt gegründet war/ deñ Er hat Jhn geliebet/ ehe deñ die Welt
gegruͤndet war. Das iſt für ſich hell und klar. Du Vater in mir und
Jch in dir/ ſagt Er im vorhergehenden 21. verſ. Ich ſage nichts mehr
als dieſes: Wie der Vater ſeinen Sohn geliebet ehe denn die Welt war/
Alſo hat Er auch in Jhm alle Glaͤubigen/ die Er Jhm gegeben hat/ ge-
liebet/ ehe denn die Welt gegründet war.

Das iſt der Kinder Gottes einiger Troſt im Leben und im Sterben.

Jn krafft dieſes Troſtes hat unſere Hochſeel. Fr. Canitzin alle Bit-
terkeiten des muͤhſeligen Lebens/ alle Furcht und Angſt des Todes glück-
lich uͤberwunden. Sie war verſichert der ewigen Liebe Gottes in Chri-
ſto JEſu/ und ſtaͤrckte jhre offt angefochtene Seele mit dem Spruch
Pauli: Wer wil uns ſcheiden von der Liebe GOttes? Truͤbſahl
oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Bloͤſſe?
oder Faͤhrligkeit? oder Schwerdt? Wie geſchrieben ſtehet: Umb
deinet willen werden wir getoͤdtet den gantzen Tag/ wir ſind ge-
achtet fuͤr Schlacht-Schaffe. Aber in dem allen uͤberwinden wir
weit/ umb des willen der uns geliebet hat. Deñ ich bin gewiß daß
weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fuͤrſtenthumb/ noch
Gewalt/ weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnfftiges/ weder Ho-
Rom.
8. v.
35.
‒ ‒ ‒ 39.

hes noch Tieffes/ noch keine andre Creatur mag uns ſcheiden von
der Liebe GOttes/ die da iſt in Chriſto JESU unſerm HErꝛn.

Mit ſolcher heiligen Krafft erſtiege Sie die Angſt-Berge jhrer Wall-
farth. Der Geiſt-reiche Lehrer Clemens Alexandrinus erzehlet/ daß
an einem Orte in Perſia auff einem ſehr weiten Felde/ drey ſeltſame hin-
tereinander ſtehende Berge ſind. Wenn man an den Erſten kom̃t/ ſo
hoͤrt man ein wuͤſtes durch einander gemengtes Geſchrey/ ein Geraͤuſch
der Waffen und aneinander ſtoſſenden Kriegs-Armeen/ aber alles dun-

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[37/0039] Chriſtliche Leich-Predigt. Ad III. Noch Eins. Jch ſoll beruͤhren/ die Krafft/ Grund/ Nachdruck/ oder gar die Behauptung des Gebets und letzten Willens JEſu Chriſti. Tx. Denn (ſpricht Er) du haſt mich geltebet ehe denn die Welt ge- gruͤndet war. ER/ der Vater/ hat Jhm die Herꝛligkeit gegeben ehe deñ die Welt gegründet war/ deñ Er hat Jhn geliebet/ ehe deñ die Welt gegruͤndet war. Das iſt für ſich hell und klar. Du Vater in mir und Jch in dir/ ſagt Er im vorhergehenden 21. verſ. Ich ſage nichts mehr als dieſes: Wie der Vater ſeinen Sohn geliebet ehe denn die Welt war/ Alſo hat Er auch in Jhm alle Glaͤubigen/ die Er Jhm gegeben hat/ ge- liebet/ ehe denn die Welt gegründet war. Das iſt der Kinder Gottes einiger Troſt im Leben und im Sterben. Jn krafft dieſes Troſtes hat unſere Hochſeel. Fr. Canitzin alle Bit- terkeiten des muͤhſeligen Lebens/ alle Furcht und Angſt des Todes glück- lich uͤberwunden. Sie war verſichert der ewigen Liebe Gottes in Chri- ſto JEſu/ und ſtaͤrckte jhre offt angefochtene Seele mit dem Spruch Pauli: Wer wil uns ſcheiden von der Liebe GOttes? Truͤbſahl oder Angſt? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Bloͤſſe? oder Faͤhrligkeit? oder Schwerdt? Wie geſchrieben ſtehet: Umb deinet willen werden wir getoͤdtet den gantzen Tag/ wir ſind ge- achtet fuͤr Schlacht-Schaffe. Aber in dem allen uͤberwinden wir weit/ umb des willen der uns geliebet hat. Deñ ich bin gewiß daß weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fuͤrſtenthumb/ noch Gewalt/ weder Gegenwaͤrtiges noch Zukuͤnfftiges/ weder Ho- hes noch Tieffes/ noch keine andre Creatur mag uns ſcheiden von der Liebe GOttes/ die da iſt in Chriſto JESU unſerm HErꝛn. Mit ſolcher heiligen Krafft erſtiege Sie die Angſt-Berge jhrer Wall- farth. Der Geiſt-reiche Lehrer Clemens Alexandrinus erzehlet/ daß an einem Orte in Perſia auff einem ſehr weiten Felde/ drey ſeltſame hin- tereinander ſtehende Berge ſind. Wenn man an den Erſten kom̃t/ ſo hoͤrt man ein wuͤſtes durch einander gemengtes Geſchrey/ ein Geraͤuſch der Waffen und aneinander ſtoſſenden Kriegs-Armeen/ aber alles dun- ckel/ Rom. 8. v. 35. ‒ ‒ ‒ 39. E 3

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/39>, abgerufen am 29.03.2024.