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Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

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Christliche Leich-Predigt.

Das ist der kräfftigste Trost der Kinder GOttes/ (wahrlich)
und war der einige Trost der Hoch-seeligen Frauen von Looßin
im Leben und im Sterben. Wie hätte Sie sonst können so viel
Trübsal/ Angst/ Noth/ Creutz/ Jammer/ Elend/ Anfechtungen/
Kranckheiten/ Unglücks-Fälle/ (die Sie ohne maß betroffen/)
ja endlich den Tod/ so glücklich ritterlich überwinden: und so schöne
sanfft/ seelig im Glauben an JEsum Christum und fester Zuver-
sicht der ewigen Seeligkeit/ in der Frembde sterben? und sich so
schön (wie die Beywesenden gesehen und gezeuget) mit Gebeth/
Anruffung ihres JESU/ zu ihrem Abscheid schicken? Gottes
Stimme sprach jhrem Hertzen zu den Trost: Jch habe dich ie
und ie geliebet.
Das ist das Erste Theil. Das grosse uner-
gründliche Meer der Göttlichen Liebe.

Ad II.

Gehn wir fort zu dem starcken gewaltigen Strom derselben.
Der wird uns in unserm Text angewiesen per Modum Ef-
fecti,
als ein Beweiß des vorhergehenden. Jch habe dich ie und ie
geliebet/ darumb hab ich dich zu mir gezogen. Attraxi Te,[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen]
Hebr.
eiklusa se.
Gr.
Rapidissi-
mum Flu-
men.
Matth.
23.

an mich gezogen/ gleichsam mit Gewalt. Wie ein schneller star-
cker Strohm alles mit sich/ mit Gewalt hinreisst/ daß ihm nichts
wiederstehen kan. So hab ich dich gleichsam mit Gewalt hingeris-
sen/ wieder deinen Willen/ denn du hast dessen nicht begehrt/ noch
gewolt/ ja mir wiederstrebt. (o wie offt wie offt hab ich dich ver-
samlen wollen! meine Hände außgestreckt zu dem halß-starrigen
Volck/ in den Sprüch-wörtern Salomonis am ersten Capittel/
und Esaiä am fünff und sechtzigsten Capittel.) noch hab ichs gethan/
Attraxi, habe dich gezogen/ an mich gezogen. Darumb habe ich
dich zu mir gezogen.

Schliesset hierauß Geliebte in dem HERREN

D. Die Liebe GOttes gegen sein Volck ist starck/ kräfftig/ ge-
waltig. Sie zeucht zu sich. Darumb habe Jch dich zu mir ge-

zogen/
C 2
Chriſtliche Leich-Predigt.

Das iſt der kraͤfftigſte Troſt der Kinder GOttes/ (wahrlich)
und war der einige Troſt der Hoch-ſeeligen Frauen von Looßin
im Leben und im Sterben. Wie haͤtte Sie ſonſt koͤnnen ſo viel
Truͤbſal/ Angſt/ Noth/ Creutz/ Jammer/ Elend/ Anfechtungen/
Kranckheiten/ Ungluͤcks-Faͤlle/ (die Sie ohne maß betroffen/)
ja endlich den Tod/ ſo gluͤcklich ritterlich uͤberwinden: und ſo ſchoͤne
ſanfft/ ſeelig im Glauben an JEſum Chriſtum und feſter Zuver-
ſicht der ewigen Seeligkeit/ in der Frembde ſterben? und ſich ſo
ſchoͤn (wie die Beyweſenden geſehen und gezeuget) mit Gebeth/
Anruffung ihres JESU/ zu ihrem Abſcheid ſchicken? Gottes
Stimme ſprach jhrem Hertzen zu den Troſt: Jch habe dich ie
und ie geliebet.
Das iſt das Erſte Theil. Das groſſe uner-
gruͤndliche Meer der Göttlichen Liebe.

Ad II.

Gehn wir fort zu dem ſtarcken gewaltigen Strom derſelben.
Der wird uns in unſerm Text angewieſen per Modum Ef-
fecti,
als ein Beweiß des vorhergehenden. Jch habe dich ie und ie
geliebet/ darumb hab ich dich zu mir gezogen. Attraxi Te,[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen]
Hebr.
ἔικλυσα σε.
Gr.
Rapidiſſi-
mum Flu-
men.
Matth.
23.

an mich gezogen/ gleichſam mit Gewalt. Wie ein ſchneller ſtar-
cker Strohm alles mit ſich/ mit Gewalt hinreiſſt/ daß ihm nichts
wiederſtehen kan. So hab ich dich gleichſam mit Gewalt hingeriſ-
ſen/ wieder deinen Willen/ denn du haſt deſſen nicht begehrt/ noch
gewolt/ ja mir wiederſtrebt. (ô wie offt wie offt hab ich dich ver-
ſamlen wollen! meine Haͤnde außgeſtreckt zu dem halß-ſtarrigen
Volck/ in den Spruͤch-woͤrtern Salomonis am erſten Capittel/
und Eſaiaͤ am fuͤnff und ſechtzigſten Capittel.) noch hab ichs gethan/
Attraxi, habe dich gezogen/ an mich gezogen. Darumb habe ich
dich zu mir gezogen.

Schlieſſet hierauß Geliebte in dem HERREN

Δ. Die Liebe GOttes gegen ſein Volck iſt ſtarck/ kraͤfftig/ ge-
waltig. Sie zeucht zu ſich. Darumb habe Jch dich zu mir ge-

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[19/0021] Chriſtliche Leich-Predigt. Das iſt der kraͤfftigſte Troſt der Kinder GOttes/ (wahrlich) und war der einige Troſt der Hoch-ſeeligen Frauen von Looßin im Leben und im Sterben. Wie haͤtte Sie ſonſt koͤnnen ſo viel Truͤbſal/ Angſt/ Noth/ Creutz/ Jammer/ Elend/ Anfechtungen/ Kranckheiten/ Ungluͤcks-Faͤlle/ (die Sie ohne maß betroffen/) ja endlich den Tod/ ſo gluͤcklich ritterlich uͤberwinden: und ſo ſchoͤne ſanfft/ ſeelig im Glauben an JEſum Chriſtum und feſter Zuver- ſicht der ewigen Seeligkeit/ in der Frembde ſterben? und ſich ſo ſchoͤn (wie die Beyweſenden geſehen und gezeuget) mit Gebeth/ Anruffung ihres JESU/ zu ihrem Abſcheid ſchicken? Gottes Stimme ſprach jhrem Hertzen zu den Troſt: Jch habe dich ie und ie geliebet. Das iſt das Erſte Theil. Das groſſe uner- gruͤndliche Meer der Göttlichen Liebe. Ad II. Gehn wir fort zu dem ſtarcken gewaltigen Strom derſelben. Der wird uns in unſerm Text angewieſen per Modum Ef- fecti, als ein Beweiß des vorhergehenden. Jch habe dich ie und ie geliebet/ darumb hab ich dich zu mir gezogen. Attraxi Te, an mich gezogen/ gleichſam mit Gewalt. Wie ein ſchneller ſtar- cker Strohm alles mit ſich/ mit Gewalt hinreiſſt/ daß ihm nichts wiederſtehen kan. So hab ich dich gleichſam mit Gewalt hingeriſ- ſen/ wieder deinen Willen/ denn du haſt deſſen nicht begehrt/ noch gewolt/ ja mir wiederſtrebt. (ô wie offt wie offt hab ich dich ver- ſamlen wollen! meine Haͤnde außgeſtreckt zu dem halß-ſtarrigen Volck/ in den Spruͤch-woͤrtern Salomonis am erſten Capittel/ und Eſaiaͤ am fuͤnff und ſechtzigſten Capittel.) noch hab ichs gethan/ Attraxi, habe dich gezogen/ an mich gezogen. Darumb habe ich dich zu mir gezogen. ____ Hebr. ἔικλυσα σε. Gr. Rapidiſſi- mum Flu- men. Matth. 23. Schlieſſet hierauß Geliebte in dem HERREN Δ. Die Liebe GOttes gegen ſein Volck iſt ſtarck/ kraͤfftig/ ge- waltig. Sie zeucht zu ſich. Darumb habe Jch dich zu mir ge- zogen/ C 2

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Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/21>, abgerufen am 28.03.2024.