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Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684.

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Christliche Leich-Predigt.
auff solchen fall/ können die besten nützlichsten Dinge/ böse/ schäd-
lich; Manna selbst würmicht/ und Christus der gesegnete Eck-
stein zum Fall und Steine des Anstosses werden/ Lucä am 2. Cap.Luc. 2.
Nichts desto minder bleibet das Wasser ein excellentes herrliches
Geschöpffe Gottes. Unmöglich ist desselben zu entpären. Da es
in Palaestina nicht verhanden gewesen/ were die arme Hagar mit
ihrem kleinen Spötter bey nahe Durstes gestorben/ wann ihr Gott
und sein Engel nicht die Augen geöffnet/ und einen Brunnen gezei-
get hätte/ in dem ersten Buch Mose am ein und zwantzigsten Cap.Gen. 21.
Und/ wie wehe that es dem Isaak? da die Hirten zu Gerar seine
Brunnen verstopffet hatten? in dem ersten Buch Mose am 26. C:Gen. 16.
Das gantze Israel were in der Wüsten verschmachtet/ wenn ihme
Gott nicht durch Mosen auß dem Felsen Wasser herfür gebracht
hätte. Jn dem andern Buch Mose am siebenzehenden Capittel.Exod. 17, 6.

Es sind ehemalen hoch-gelährte Gemüther gewesen/ die das
Wasser für ein Principium gehalten/ darauß alle Dinge worden
sind. Allezeit haben die Lateiner dahin gezielet/ denn bey Jhnen
heisset Wasser/ Aqva, gleichsam eine allgemeine Mutter; Als
wolten Sie sagen: A Qva, von welcher und auß welcher alles
herrühret. Und wir alle sind wie das Wasser das auff Erden ver-
schleifft/ das man nicht auffhält. saget die Thecoitin in dem an-2. Sam. 14.
dern Buch Samuelis am 14. Capittel. GOtt selbst heisset das
Menschliche Geschlechte/ oder doch die Menge der Völcker/
Wässer. in der Offenbahrung Johannis am siebenzehenden Cap.Apoc. 17, 15.
Und das so genante Primum Mobile, welches einige den Crystal-
len Himmel nennen/ wird von den geharnischten Augen in seinemCoelum
Crystalli-
num.

Wesen nicht anderst befunden/ als Wasser/ welches in einem
Crystall zusammen gefroren ist. Allewege giebts die erleuchtete
Vernunfft/ daß es durch die diaphanen (transparentiam Diapha-
nicam) repraesentiret
oder abbildet ein Wasser/ so klar als Cry-
stall/ und vielleicht mag genennet werden das Wasser über der

Festen.

Chriſtliche Leich-Predigt.
auff ſolchen fall/ koͤnnen die beſten nuͤtzlichſten Dinge/ boͤſe/ ſchaͤd-
lich; Manna ſelbſt würmicht/ und Chriſtus der geſegnete Eck-
ſtein zum Fall und Steine des Anſtoſſes werden/ Lucaͤ am 2. Cap.Luc. 2.
Nichts deſto minder bleibet das Waſſer ein excellentes herꝛliches
Geſchoͤpffe Gottes. Unmoͤglich iſt deſſelben zu entpaͤren. Da es
in Palæſtina nicht verhanden geweſen/ were die arme Hagar mit
ihrem kleinen Spoͤtter bey nahe Durſtes geſtorben/ wañ ihr Gott
und ſein Engel nicht die Augen geoͤffnet/ und einen Brunnen gezei-
get haͤtte/ in dem erſten Buch Moſe am ein und zwantzigſten Cap.Gen. 21.
Und/ wie wehe that es dem Iſaak? da die Hirten zu Gerar ſeine
Brunnen verſtopffet hatten? in dem erſten Buch Moſe am 26. C:Gen. 16.
Das gantze Iſrael were in der Wüſten verſchmachtet/ wenn ihme
Gott nicht durch Moſen auß dem Felſen Waſſer herfür gebracht
haͤtte. Jn dem andern Buch Moſe am ſiebenzehenden Capittel.Exod. 17, 6.

Es ſind ehemalen hoch-gelaͤhrte Gemuͤther geweſen/ die das
Waſſer fuͤr ein Principium gehalten/ darauß alle Dinge worden
ſind. Allezeit haben die Lateiner dahin gezielet/ denn bey Jhnen
heiſſet Waſſer/ Aqva, gleichſam eine allgemeine Mutter; Als
wolten Sie ſagen: A Qvâ, von welcher und auß welcher alles
herrühret. Und wir alle ſind wie das Waſſer das auff Erden ver-
ſchleifft/ das man nicht auffhaͤlt. ſaget die Thecoitin in dem an-2. Sam. 14.
dern Buch Samuelis am 14. Capittel. GOtt ſelbſt heiſſet das
Menſchliche Geſchlechte/ oder doch die Menge der Voͤlcker/
Waͤſſer. in der Offenbahrung Johannis am ſiebenzehenden Cap.Apoc. 17, 15.
Und das ſo genante Primum Mobile, welches einige den Cryſtal-
len Himmel nennen/ wird von den geharniſchten Augen in ſeinemCœlum
Cryſtalli-
num.

Weſen nicht anderſt befunden/ als Waſſer/ welches in einem
Cryſtall zuſammen gefroren iſt. Allewege giebts die erleuchtete
Vernunfft/ daß es durch die δίαφανήν (transparentiam Diapha-
nicam) repræſentiret
oder abbildet ein Waſſer/ ſo klar als Cry-
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[7/0009] Chriſtliche Leich-Predigt. auff ſolchen fall/ koͤnnen die beſten nuͤtzlichſten Dinge/ boͤſe/ ſchaͤd- lich; Manna ſelbſt würmicht/ und Chriſtus der geſegnete Eck- ſtein zum Fall und Steine des Anſtoſſes werden/ Lucaͤ am 2. Cap. Nichts deſto minder bleibet das Waſſer ein excellentes herꝛliches Geſchoͤpffe Gottes. Unmoͤglich iſt deſſelben zu entpaͤren. Da es in Palæſtina nicht verhanden geweſen/ were die arme Hagar mit ihrem kleinen Spoͤtter bey nahe Durſtes geſtorben/ wañ ihr Gott und ſein Engel nicht die Augen geoͤffnet/ und einen Brunnen gezei- get haͤtte/ in dem erſten Buch Moſe am ein und zwantzigſten Cap. Und/ wie wehe that es dem Iſaak? da die Hirten zu Gerar ſeine Brunnen verſtopffet hatten? in dem erſten Buch Moſe am 26. C: Das gantze Iſrael were in der Wüſten verſchmachtet/ wenn ihme Gott nicht durch Moſen auß dem Felſen Waſſer herfür gebracht haͤtte. Jn dem andern Buch Moſe am ſiebenzehenden Capittel. Luc. 2. Gen. 21. Gen. 16. Exod. 17, 6. Es ſind ehemalen hoch-gelaͤhrte Gemuͤther geweſen/ die das Waſſer fuͤr ein Principium gehalten/ darauß alle Dinge worden ſind. Allezeit haben die Lateiner dahin gezielet/ denn bey Jhnen heiſſet Waſſer/ Aqva, gleichſam eine allgemeine Mutter; Als wolten Sie ſagen: A Qvâ, von welcher und auß welcher alles herrühret. Und wir alle ſind wie das Waſſer das auff Erden ver- ſchleifft/ das man nicht auffhaͤlt. ſaget die Thecoitin in dem an- dern Buch Samuelis am 14. Capittel. GOtt ſelbſt heiſſet das Menſchliche Geſchlechte/ oder doch die Menge der Voͤlcker/ Waͤſſer. in der Offenbahrung Johannis am ſiebenzehenden Cap. Und das ſo genante Primum Mobile, welches einige den Cryſtal- len Himmel nennen/ wird von den geharniſchten Augen in ſeinem Weſen nicht anderſt befunden/ als Waſſer/ welches in einem Cryſtall zuſammen gefroren iſt. Allewege giebts die erleuchtete Vernunfft/ daß es durch die δίαφανήν (transparentiam Diapha- nicam) repræſentiret oder abbildet ein Waſſer/ ſo klar als Cry- ſtall/ und vielleicht mag genennet werden das Waſſer uͤber der Feſten. 2. Sam. 14. Apoc. 17, 15. Cœlum Cryſtalli- num.

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Zitationshilfe: Hartman, Adam-Samuel: Das Lebendige Wasser. Lissa, 1684, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354524/9>, abgerufen am 28.03.2024.