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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Christliche
Erkäntnüs/ verstehe/ dadurch andere Jhn erkennen/ wird Er/
mein Knecht/ der Gerechte/ viel gerecht machen. Jes. LIII, 11.
(Ubi scientia justi servi non est activa, qva ille nos scit, 2. Tim.
2, 19. Sed passiva, qva ille scitur. Qvenst. System. Theol. Part.
III. Cap. VIII. p. 282.
)

Nachdencklich ist/ was der selbste Seelen-Bräutigam sei-
ner Freundin zugestehet. Du hast mir das Hertze genom-
men/ meine Schwester/ liebe Braut/ mit deiner Augen ei-
nem. Cant. IV, 9. Das Auge ist warhafftig der Glaube.
(Merito uno oculo Christus videtur: Qvia non videtur oculo
carnali: Aut qvia duos oculos habens ecclesia, moralem & my-
sticum, fidei oculo plus videt Christum. Ambros. Serm. XI. in
Psalm. CXVIII. f. 37.
)

Solte das Auge nicht sehen/ und den/ welchem es das Her-
tze nimmet/ erkennen/ würde es ein todtes/ blindes/ Auge
seyn/ und so schlechte Thaten thun. Doch kan kein Auge
etwas sehen/ es komme dann ein Liecht darzu/ so das ob-
jectum visus,
oder/ zum Schau/ auffgeführete Wesen/ be-
strale und bescheine; Wiewol gleich gilt/ ob es diesem selbst
inwohne/ oder/ von aussen/ zugesellet werde/ wann es nur
das Zusehende scheinbar fürstellet. Wenigstens muß ein
diaphanes, (Aristot. II. de Anima, Cap. VII. Textu LXVIII.)
oder medium luminosum, zwischen das Auge/ und dessen
Abziel/ fallen/ wo jenes seinen Zweck erreichen soll. (Vid.
Magirus, Comment. in Physiolog. suam, Cap. VII. Lib. VI.
p. 522.
)

Der Glaube kan CHristum nicht sehen/ er schaue dann/ in
das Wort GOttes/ so die Leüchte unserer Füsse/ und das
Liecht/ auf unserm Wege/ ist. Psalm. CXIX, 105. Jn dem
Liecht/ sehen wir das Liecht. Psalm. XXXVI, 11. Das Liecht/

wel-

Chriſtliche
Erkaͤntnuͤs/ verſtehe/ dadurch andere Jhn erkennen/ wird Er/
mein Knecht/ der Gerechte/ viel gerecht machen. Jeſ. LIII, 11.
(Ubi ſcientia juſti ſervi non eſt activa, qvâ ille nos ſcit, 2. Tim.
2, 19. Sed paſſiva, qvâ ille ſcitur. Qvenſt. Syſtem. Theol. Part.
III. Cap. VIII. p. 282.
)

Nachdencklich iſt/ was der ſelbſte Seelen-Braͤutigam ſei-
ner Freundin zugeſtehet. Du haſt mir das Hertze genom-
men/ meine Schweſter/ liebe Braut/ mit deiner Augen ei-
nem. Cant. IV, 9. Das Auge iſt warhafftig der Glaube.
(Meritò unô oculô Chriſtus videtur: Qvia non videtur oculô
carnali: Aut qvia duos oculos habens eccleſia, moralem & my-
ſticum, fidei oculô plus videt Chriſtum. Ambroſ. Serm. XI. in
Pſalm. CXVIII. f. 37.
)

Solte das Auge nicht ſehen/ und den/ welchem es das Her-
tze nimmet/ erkennen/ wuͤrde es ein todtes/ blindes/ Auge
ſeyn/ und ſo ſchlechte Thaten thun. Doch kan kein Auge
etwas ſehen/ es komme dann ein Liecht darzu/ ſo das ob-
jectum viſus,
oder/ zum Schau/ auffgefuͤhrete Weſen/ be-
ſtrale und beſcheine; Wiewol gleich gilt/ ob es dieſem ſelbſt
inwohne/ oder/ von auſſen/ zugeſellet werde/ wann es nur
das Zuſehende ſcheinbar fuͤrſtellet. Wenigſtens muß ein
diaphanès, (Ariſtot. II. de Animâ, Cap. VII. Textu LXVIII.)
oder medium luminoſum, zwiſchen das Auge/ und deſſen
Abziel/ fallen/ wo jenes ſeinen Zweck erreichen ſoll. (Vid.
Magirus, Comment. in Phyſiolog. ſuam, Cap. VII. Lib. VI.
p. 522.
)

Der Glaube kan CHriſtum nicht ſehen/ er ſchaue dann/ in
das Wort GOttes/ ſo die Leuͤchte unſerer Fuͤſſe/ und das
Liecht/ auf unſerm Wege/ iſt. Pſalm. CXIX, 105. Jn dem
Liecht/ ſehen wir das Liecht. Pſalm. XXXVI, 11. Das Liecht/

wel-
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[26/0026] Chriſtliche Erkaͤntnuͤs/ verſtehe/ dadurch andere Jhn erkennen/ wird Er/ mein Knecht/ der Gerechte/ viel gerecht machen. Jeſ. LIII, 11. (Ubi ſcientia juſti ſervi non eſt activa, qvâ ille nos ſcit, 2. Tim. 2, 19. Sed paſſiva, qvâ ille ſcitur. Qvenſt. Syſtem. Theol. Part. III. Cap. VIII. p. 282.) Nachdencklich iſt/ was der ſelbſte Seelen-Braͤutigam ſei- ner Freundin zugeſtehet. Du haſt mir das Hertze genom- men/ meine Schweſter/ liebe Braut/ mit deiner Augen ei- nem. Cant. IV, 9. Das Auge iſt warhafftig der Glaube. (Meritò unô oculô Chriſtus videtur: Qvia non videtur oculô carnali: Aut qvia duos oculos habens eccleſia, moralem & my- ſticum, fidei oculô plus videt Chriſtum. Ambroſ. Serm. XI. in Pſalm. CXVIII. f. 37.) Solte das Auge nicht ſehen/ und den/ welchem es das Her- tze nimmet/ erkennen/ wuͤrde es ein todtes/ blindes/ Auge ſeyn/ und ſo ſchlechte Thaten thun. Doch kan kein Auge etwas ſehen/ es komme dann ein Liecht darzu/ ſo das ob- jectum viſus, oder/ zum Schau/ auffgefuͤhrete Weſen/ be- ſtrale und beſcheine; Wiewol gleich gilt/ ob es dieſem ſelbſt inwohne/ oder/ von auſſen/ zugeſellet werde/ wann es nur das Zuſehende ſcheinbar fuͤrſtellet. Wenigſtens muß ein diaphanès, (Ariſtot. II. de Animâ, Cap. VII. Textu LXVIII.) oder medium luminoſum, zwiſchen das Auge/ und deſſen Abziel/ fallen/ wo jenes ſeinen Zweck erreichen ſoll. (Vid. Magirus, Comment. in Phyſiolog. ſuam, Cap. VII. Lib. VI. p. 522.) Der Glaube kan CHriſtum nicht ſehen/ er ſchaue dann/ in das Wort GOttes/ ſo die Leuͤchte unſerer Fuͤſſe/ und das Liecht/ auf unſerm Wege/ iſt. Pſalm. CXIX, 105. Jn dem Liecht/ ſehen wir das Liecht. Pſalm. XXXVI, 11. Das Liecht/ wel-

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/26>, abgerufen am 29.03.2024.