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Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

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Da nun der Synodus zu Constantinopel angehen solte/
und Theophilus alle Geistlichen daselbst zusammen ruffete/
wolte Chrysostomus nicht eher sich gestellen/ er wüste denn
zuvor/ wer seine Ankläger wären/ und was die Klage wider
ihn sey? Diese/ da Johannes nicht kommen wolte/ setzen ihn
ab vom Bischoffthum/ daß er nicht erschienen war. EsSoz. Lib[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen].
c. 17.
Ibid. c.
18.

meldet Sozomenus, es hette Theophilus und Severia-
nus,
dem Chrysostomo nichts anders fürwerffen können/
als Arrogantiam, er wäre zu hoch intoniret: Welche
Muthmassung woher sie entsprungen/ droben berichtet wor-
den. Und der gemeine Mann zu Constantinopel war übel
zu frieden über dem/ was Chrysostomo war wiederfahren;
machten darauf einen Auffstand/ und supplicirten bey der Key-
serinn/ die es beym Keyser Arcadio treiben mochte/ daß er
Chrysostomum wieder in sein Amt setzte/ und ihn restitui-
rete/ welches auch geschach. Die Keyserinn liß ihn bald ruf-
fen/ sagte/ sie wolte ihn/ alß ihren Prediger in ehren halten/
und als einen Mystagogam, und Lehrmeister ihrer Keyser-
lichen Ehepflantzen achten; Also ward Johannes mit Freud
und Lobgesannge des gantzen Volcks wieder geholet/ und auf
den Bischofflichen Stul erhoben. Darauf er denn eine
Predigt ex tempore gehalten zu Constantinopel/ wie ihn
Theophilus bey seiner Kirche und Gemeine zu Schimpffe
bringen wollen/ GOtt aber dennoch seine Unschuld gerettet:
in dem er eine Allegori genommen von der Sara/ wie GOttGen. 12.
v. 15. seq.

derselben Ehre bey dem Könige in Egypten geschützet.

Zu Constantinopel wurden durch 60. Bischoffe die De-
creta
wider den Chrysostomum cassiret. Da hatte manSoz. lib. 8.
c.
19.

nun wohl gemeinet/ das Wetter sey über diesen fromen und
tapffern Mann vorüber/ und habe ausgetobet: Aber es fand
sich der letzte Sturm/ der Chrysostomum umb sein Amt
und Leben endlich brachte. Es hatte die Keyserinn Eu-

doxia

Da nun der Synodus zu Conſtantinopel angehen ſolte/
und Theophilus alle Geiſtlichen daſelbſt zuſammen ruffete/
wolte Chryſoſtomus nicht eher ſich geſtellen/ er wuͤſte denn
zuvor/ wer ſeine Anklaͤger waͤren/ und was die Klage wider
ihn ſey? Dieſe/ da Johannes nicht kommen wolte/ ſetzen ihn
ab vom Biſchoffthum/ daß er nicht erſchienen war. EsSoz. Lib[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen].
c. 17.
Ibid. c.
18.

meldet Sozomenus, es hette Theophilus und Severia-
nus,
dem Chryſoſtomo nichts anders fuͤrwerffen koͤnnen/
als Arrogantiam, er waͤre zu hoch intoniret: Welche
Muthmaſſung woher ſie entſprungen/ droben berichtet wor-
den. Und der gemeine Mann zu Conſtantinopel war uͤbel
zu frieden uͤber dem/ was Chryſoſtomo war wiederfahren;
machten darauf einen Auffſtand/ und ſupplicirten bey der Key-
ſerinn/ die es beym Keyſer Arcadio treiben mochte/ daß er
Chryſoſtomum wieder in ſein Amt ſetzte/ und ihn reſtitui-
rete/ welches auch geſchach. Die Keyſerinn liß ihn bald ruf-
fen/ ſagte/ ſie wolte ihn/ alß ihren Prediger in ehren halten/
und als einen Myſtagogam, und Lehrmeiſter ihrer Keyſer-
lichen Ehepflantzen achten; Alſo ward Johannes mit Freud
und Lobgeſañge des gantzen Volcks wieder geholet/ und auf
den Biſchofflichen Stul erhoben. Darauf er denn eine
Predigt ex tempore gehalten zu Conſtantinopel/ wie ihn
Theophilus bey ſeiner Kirche und Gemeine zu Schimpffe
bringen wollen/ GOtt aber dennoch ſeine Unſchuld gerettet:
in dem er eine Allegori genommen von der Sara/ wie GOttGen. 12.
v. 15. ſeq.

derſelben Ehre bey dem Koͤnige in Egypten geſchuͤtzet.

Zu Conſtantinopel wurden durch 60. Biſchoffe die De-
creta
wider den Chryſoſtomum casſiret. Da hatte manSoz. lib. 8.
c.
19.

nun wohl gemeinet/ das Wetter ſey uͤber dieſen fromen und
tapffern Mann voruͤber/ und habe ausgetobet: Aber es fand
ſich der letzte Sturm/ der Chryſoſtomum umb ſein Amt
und Leben endlich brachte. Es hatte die Keyſerinn Eu-

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[0055] Da nun der Synodus zu Conſtantinopel angehen ſolte/ und Theophilus alle Geiſtlichen daſelbſt zuſammen ruffete/ wolte Chryſoſtomus nicht eher ſich geſtellen/ er wuͤſte denn zuvor/ wer ſeine Anklaͤger waͤren/ und was die Klage wider ihn ſey? Dieſe/ da Johannes nicht kommen wolte/ ſetzen ihn ab vom Biſchoffthum/ daß er nicht erſchienen war. Es meldet Sozomenus, es hette Theophilus und Severia- nus, dem Chryſoſtomo nichts anders fuͤrwerffen koͤnnen/ als Arrogantiam, er waͤre zu hoch intoniret: Welche Muthmaſſung woher ſie entſprungen/ droben berichtet wor- den. Und der gemeine Mann zu Conſtantinopel war uͤbel zu frieden uͤber dem/ was Chryſoſtomo war wiederfahren; machten darauf einen Auffſtand/ und ſupplicirten bey der Key- ſerinn/ die es beym Keyſer Arcadio treiben mochte/ daß er Chryſoſtomum wieder in ſein Amt ſetzte/ und ihn reſtitui- rete/ welches auch geſchach. Die Keyſerinn liß ihn bald ruf- fen/ ſagte/ ſie wolte ihn/ alß ihren Prediger in ehren halten/ und als einen Myſtagogam, und Lehrmeiſter ihrer Keyſer- lichen Ehepflantzen achten; Alſo ward Johannes mit Freud und Lobgeſañge des gantzen Volcks wieder geholet/ und auf den Biſchofflichen Stul erhoben. Darauf er denn eine Predigt ex tempore gehalten zu Conſtantinopel/ wie ihn Theophilus bey ſeiner Kirche und Gemeine zu Schimpffe bringen wollen/ GOtt aber dennoch ſeine Unſchuld gerettet: in dem er eine Allegori genommen von der Sara/ wie GOtt derſelben Ehre bey dem Koͤnige in Egypten geſchuͤtzet. Soz. Lib__. c. 17. Ibid. c. 18. Gen. 12. v. 15. ſeq. Zu Conſtantinopel wurden durch 60. Biſchoffe die De- creta wider den Chryſoſtomum casſiret. Da hatte man nun wohl gemeinet/ das Wetter ſey uͤber dieſen fromen und tapffern Mann voruͤber/ und habe ausgetobet: Aber es fand ſich der letzte Sturm/ der Chryſoſtomum umb ſein Amt und Leben endlich brachte. Es hatte die Keyſerinn Eu- doxia Soz. lib. 8. c. 19.

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/55>, abgerufen am 29.04.2024.