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Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

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Das höre/ und glaube ich gar wohl; Aber eur Liebster weiß
von keiner Bitterkeit. Wo wolte nun der Schatz der Lie-
be bleiben/ wenn wir nur uns wolten wüntschen Freude und
Süßigkeit/ unseren Nechsten aber Betrübniß und Widerwer-
tigkeit gönnen. Ja was kan doch bitterres seyn/ wo man
gedencket bald nachzufolgen? Es ist ia die fröliche Stunde
der Versamlung nicht weit/ und kan also das Hertzeleid lange
Zeit sich nicht verziehen. Darumb sollen wir umb geringe
und zeitliche Sachen uns nicht schwere und betrübte Gedan-
cken machen.

Sie gedencket billich an jene Worte beym Esaia 54.Esa. 54.
v
4. 5.

Fürchte dich nicht/ du solt nicht zu schanden werden:
Werde nicht blöde/ denn du solt nicht zu Spotte wer-
den; Sondern der Schmach deiner Witwenschafft
wirstu nicht mehr gedencken. Denn der dich gemacht
hat ist dein Mann/ HErr Zebaoth heist sein Nahme/
und dein Erlöser/
der Heilige in Jsrael/ der aller Welt
GOtt genennet wird.
Wolte Sie aber einwenden/Chrysost.
in 1 Thess.

4.

wie Chrysostomus eine betrübte Wittib einführet/ die zu
ihm also sage: Ach! Jch traure billich/ nicht daß ich an der
Aufferstehung der Todten zweifele/ oder meinem lieben Her-
ren die Ruhe nicht gönnen wolte: Sondern daß ich nun hülf-
lose bin/ meinen Schutz/ meinen besten Trost/ meinen wer-
thesten Freund verlohren habe. Solches gehet mir zu Her-
tzen/ solches betrübet mich: Jch weiß zwar/ daß er aufferste-
hen wird/ aber unterdessen muß ich von Jhm geschieden seyn.
So antworttet gedachter Lehrer: Ach liebes Hertze/ mei-
nestu denn/ dein Ehe Herr habe dich schützen können/ GOtt
aber vermöge nicht so viel? Bedenckestu nicht/ daß du Jhn er-
zürnest? Sintemahl eben darumb nimt GOtt mehrentheils
die jenigen hinweg/ auf welche du dich verlassen hast/ daß du
nicht an Sie dein Hertz/ und deine Hoffnung hangen sollest.

Liebe

Das hoͤre/ und glaube ich gar wohl; Aber eur Liebſter weiß
von keiner Bitterkeit. Wo wolte nun der Schatz der Lie-
be bleiben/ wenn wir nur uns wolten wuͤntſchen Freude und
Suͤßigkeit/ unſeren Nechſten aber Betruͤbniß und Widerwer-
tigkeit goͤnnen. Ja was kan doch bitterres ſeyn/ wo man
gedencket bald nachzufolgen? Es iſt ia die froͤliche Stunde
der Verſamlung nicht weit/ und kan alſo das Hertzeleid lange
Zeit ſich nicht verziehen. Darumb ſollen wir umb geringe
und zeitliche Sachen uns nicht ſchwere und betruͤbte Gedan-
cken machen.

Sie gedencket billich an jene Worte beym Eſaia 54.Eſa. 54.
v
4. 5.

Fuͤrchte dich nicht/ du ſolt nicht zu ſchanden werden:
Werde nicht bloͤde/ denn du ſolt nicht zu Spotte wer-
den; Sondern der Schmach deiner Witwenſchafft
wirſtu nicht mehr gedencken. Denn der dich gemacht
hat iſt dein Mann/ HErr Zebaoth heiſt ſein Nahme/
und dein Erloͤſer/
der Heilige in Jſrael/ der aller Welt
GOtt genennet wird.
Wolte Sie aber einwenden/Chryſoſt.
in 1 Theſs.

4.

wie Chryſoſtomus eine betruͤbte Wittib einfuͤhret/ die zu
ihm alſo ſage: Ach! Jch traure billich/ nicht daß ich an der
Aufferſtehung der Todten zweifele/ oder meinem lieben Her-
ren die Ruhe nicht goͤnnen wolte: Sondern daß ich nun huͤlf-
loſe bin/ meinen Schutz/ meinen beſten Troſt/ meinen wer-
theſten Freund verlohren habe. Solches gehet mir zu Her-
tzen/ ſolches betruͤbet mich: Jch weiß zwar/ daß er aufferſte-
hen wird/ aber unterdeſſen muß ich von Jhm geſchieden ſeyn.
So antworttet gedachter Lehrer: Ach liebes Hertze/ mei-
neſtu denn/ dein Ehe Herr habe dich ſchuͤtzen koͤnnen/ GOtt
aber vermoͤge nicht ſo viel? Bedenckeſtu nicht/ daß du Jhn er-
zuͤrneſt? Sintemahl eben darumb nimt GOtt mehrentheils
die jenigen hinweg/ auf welche du dich verlaſſen haſt/ daß du
nicht an Sie dein Hertz/ und deine Hoffnung hangen ſolleſt.

Liebe
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[0071] Das hoͤre/ und glaube ich gar wohl; Aber eur Liebſter weiß von keiner Bitterkeit. Wo wolte nun der Schatz der Lie- be bleiben/ wenn wir nur uns wolten wuͤntſchen Freude und Suͤßigkeit/ unſeren Nechſten aber Betruͤbniß und Widerwer- tigkeit goͤnnen. Ja was kan doch bitterres ſeyn/ wo man gedencket bald nachzufolgen? Es iſt ia die froͤliche Stunde der Verſamlung nicht weit/ und kan alſo das Hertzeleid lange Zeit ſich nicht verziehen. Darumb ſollen wir umb geringe und zeitliche Sachen uns nicht ſchwere und betruͤbte Gedan- cken machen. Sie gedencket billich an jene Worte beym Eſaia 54. Fuͤrchte dich nicht/ du ſolt nicht zu ſchanden werden: Werde nicht bloͤde/ denn du ſolt nicht zu Spotte wer- den; Sondern der Schmach deiner Witwenſchafft wirſtu nicht mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat iſt dein Mann/ HErr Zebaoth heiſt ſein Nahme/ und dein Erloͤſer/ der Heilige in Jſrael/ der aller Welt GOtt genennet wird. Wolte Sie aber einwenden/ wie Chryſoſtomus eine betruͤbte Wittib einfuͤhret/ die zu ihm alſo ſage: Ach! Jch traure billich/ nicht daß ich an der Aufferſtehung der Todten zweifele/ oder meinem lieben Her- ren die Ruhe nicht goͤnnen wolte: Sondern daß ich nun huͤlf- loſe bin/ meinen Schutz/ meinen beſten Troſt/ meinen wer- theſten Freund verlohren habe. Solches gehet mir zu Her- tzen/ ſolches betruͤbet mich: Jch weiß zwar/ daß er aufferſte- hen wird/ aber unterdeſſen muß ich von Jhm geſchieden ſeyn. So antworttet gedachter Lehrer: Ach liebes Hertze/ mei- neſtu denn/ dein Ehe Herr habe dich ſchuͤtzen koͤnnen/ GOtt aber vermoͤge nicht ſo viel? Bedenckeſtu nicht/ daß du Jhn er- zuͤrneſt? Sintemahl eben darumb nimt GOtt mehrentheils die jenigen hinweg/ auf welche du dich verlaſſen haſt/ daß du nicht an Sie dein Hertz/ und deine Hoffnung hangen ſolleſt. Liebe Eſa. 54. v 4. 5. Chryſoſt. in 1 Theſs. 4.

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/71>, abgerufen am 16.04.2024.