Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seiler, Tobias: Annulus verorum verbi divini ministrorum recordatorius. Görlitz, 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

hinweg genommen; welche/ wenn ich sie alle erzehlen sol-
te/ ehe an GOtt/ als an Personen mangeln würde. Ja lie-
ber; Wo ist Herr Doct. Heidenreich? Wo ist mein seeliger
Vater? Wo ist Herr Martin. Seideman? Wo ist Herr
Magister Lindner? Wo ist Herr Fliegel? Wo ist Herr
Krische?

Wo ist Herr Doct. Scheps? Wo ist Herr Doct. Ge-
roldt? Wo ist Herr Doct. Kober? Wo ist Herr Doct.
Lang? Wo ist Herr Doct. Stiglitz? Wo ist Herr Doct.
Eck?

Wo ist Herr M. Svevus? Wo ist Herr M. Zeidler?
Wo ist Herr Reinhartt? Wo ist Herr
Ludovicus? Wo
Herr Scholtz? Wo Herr Schubarth? Wo Herr Klett?
Wo Herr Wirth? Wo Herr Krause? Wo Herr Sey-
ferth? vnd andere stattliche Leute des lieben Vaterlan-
des mehr? Sie sindt alle gestorben; O du armes Vater-
land/ du magst wol Tag vnd Nacht thränen herab flies-
sen lassen wie eine Bach
Thren: 2. O du betrübtes Lem-
bergk! Ach das du in deinem Hause Wasser genug het-
test; vnd deine Augen thränenquälle weren; das du dein
grosses elend Tag vnd Nacht beweinen köntest
Jer: 9.

Ach du armes Lembergk! Du magst wol alle vor-
überreisende Leute anreden vnd sagen
Thren: 1. O vos
omnes qui transitis videte & attendite, num sit dolor ut est
meus dolor.
O jhr alle die jhr vorüber gehet; schawet vnd
sehet; ob ein solch schmertzen ist/ wie der schmertzen der
mich troffen hat.

Ach wie viel Jahr nach einander haben wir die thrä-
nen Saat geseet
Psal: 126. Ach wenn wil doch einmahl die
frewden Erndte angehen.

Es hat sich zwar GOtt der HErr in seinem Worte
verlauten lassen
Psal: 75. Das Land zittert vnd alle die
drinnen wohnen/ aber ich halte seine Seulen fest. Ach wo
bleiben in vnserm Vaterlande hie das Wort der Verheis-

sung?

hinweg genommen; welche/ wenn ich ſie alle erzehlen ſol-
te/ ehe an GOtt/ als an Perſonen mangeln wuͤrde. Ja lie-
ber; Wo iſt Herr Doct. Heidenreich? Wo iſt mein ſeeliger
Vater? Wo iſt Herr Martin. Seideman? Wo iſt Herr
Magiſter Lindner? Wo iſt Herr Fliegel? Wo iſt Herr
Kriſche?

Wo iſt Herr Doct. Scheps? Wo iſt Herr Doct. Ge-
roldt? Wo iſt Herr Doct. Kober? Wo iſt Herr Doct.
Lang? Wo iſt Herr Doct. Stiglitz? Wo iſt Herr Doct.
Eck?

Wo iſt Herr M. Svevus? Wo iſt Herr M. Zeidler?
Wo iſt Herr Reinhartt? Wo iſt Herr
Ludovicus? Wo
Herr Scholtz? Wo Herr Schubarth? Wo Herr Klett?
Wo Herr Wirth? Wo Herr Krauſe? Wo Herr Sey-
ferth? vnd andere ſtattliche Leute des lieben Vaterlan-
des mehr? Sie ſindt alle geſtorben; O du armes Vater-
land/ du magſt wol Tag vnd Nacht thraͤnen herab flieſ-
ſen laſſen wie eine Bach
Thren: 2. O du betruͤbtes Lem-
bergk! Ach das du in deinem Hauſe Waſſer genug het-
teſt; vnd deine Augen thraͤnenquaͤlle weren; das du dein
groſſes elend Tag vnd Nacht beweinen koͤnteſt
Jer: 9.

Ach du armes Lembergk! Du magſt wol alle vor-
uͤberreiſende Leute anreden vnd ſagen
Thren: 1. O vos
omnes qui tranſitis videte & attendite, num ſit dolor ut eſt
meus dolor.
O jhr alle die jhr voruͤber gehet; ſchawet vnd
ſehet; ob ein ſolch ſchmertzen iſt/ wie der ſchmertzen der
mich troffen hat.

Ach wie viel Jahr nach einander haben wir die thraͤ-
nen Saat geſeet
Pſal: 126. Ach wenn wil doch einmahl die
frewden Erndte angehen.

Es hat ſich zwar GOtt der HErr in ſeinem Worte
verlauten laſſen
Pſal: 75. Das Land zittert vnd alle die
drinnen wohnen/ aber ich halte ſeine Seulen feſt. Ach wo
bleiben in vnſerm Vaterlande hie das Wort der Verheiſ-

ſung?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsExordium" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0007" n="[7]"/> <hi rendition="#fr">hinweg genommen; welche/ wenn ich &#x017F;ie alle erzehlen &#x017F;ol-<lb/>
te/ ehe an GOtt/ als an Per&#x017F;onen mangeln wu&#x0364;rde. Ja lie-<lb/>
ber; Wo i&#x017F;t Herr Doct. Heidenreich? Wo i&#x017F;t mein &#x017F;eeliger<lb/>
Vater? Wo i&#x017F;t Herr Martin. Seideman? Wo i&#x017F;t Herr<lb/>
Magi&#x017F;ter Lindner? Wo i&#x017F;t Herr Fliegel? Wo i&#x017F;t Herr<lb/>
Kri&#x017F;che?</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Wo i&#x017F;t Herr Doct. Scheps? Wo i&#x017F;t Herr Doct. Ge-<lb/>
roldt? Wo i&#x017F;t Herr Doct. Kober? Wo i&#x017F;t Herr Doct.<lb/>
Lang? Wo i&#x017F;t Herr Doct. Stiglitz? Wo i&#x017F;t Herr Doct.<lb/>
Eck?</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Wo i&#x017F;t Herr M.</hi><hi rendition="#aq">Svevus?</hi><hi rendition="#fr">Wo i&#x017F;t Herr M. Zeidler?<lb/>
Wo i&#x017F;t Herr Reinhartt? Wo i&#x017F;t Herr</hi><hi rendition="#aq">Ludovicus?</hi><hi rendition="#fr">Wo<lb/>
Herr Scholtz? Wo Herr Schubarth? Wo Herr Klett?<lb/>
Wo Herr Wirth? Wo Herr Krau&#x017F;e? Wo Herr Sey-<lb/>
ferth? vnd andere &#x017F;tattliche Leute des lieben Vaterlan-<lb/>
des mehr? Sie &#x017F;indt alle ge&#x017F;torben; O du armes Vater-<lb/>
land/ du mag&#x017F;t wol Tag vnd Nacht thra&#x0364;nen herab flie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en wie eine Bach</hi><hi rendition="#aq">Thren:</hi> 2. <hi rendition="#fr">O du betru&#x0364;btes Lem-<lb/>
bergk<hi rendition="#i">!</hi> Ach das du in deinem Hau&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er genug het-<lb/>
te&#x017F;t; vnd deine Augen thra&#x0364;nenqua&#x0364;lle weren; das du dein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es elend Tag vnd Nacht beweinen ko&#x0364;nte&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq">Jer:</hi> 9.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Ach du armes Lembergk<hi rendition="#i">!</hi> Du mag&#x017F;t wol alle vor-<lb/>
u&#x0364;berrei&#x017F;ende Leute anreden vnd &#x017F;agen</hi> <hi rendition="#aq">Thren: 1. O vos<lb/>
omnes qui tran&#x017F;itis videte &amp; attendite, num &#x017F;it dolor ut e&#x017F;t<lb/>
meus dolor.</hi> <hi rendition="#fr">O jhr alle die jhr voru&#x0364;ber gehet; &#x017F;chawet vnd<lb/>
&#x017F;ehet; ob ein &#x017F;olch &#x017F;chmertzen i&#x017F;t/ wie der &#x017F;chmertzen der<lb/>
mich troffen hat.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ach wie viel Jahr nach einander haben wir die thra&#x0364;-<lb/>
nen Saat ge&#x017F;eet</hi><hi rendition="#aq">P&#x017F;al:</hi> 126. <hi rendition="#fr">Ach wenn wil doch einmahl die<lb/>
frewden Erndte angehen.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Es hat &#x017F;ich zwar GOtt der HErr in &#x017F;einem Worte<lb/>
verlauten la&#x017F;&#x017F;en</hi><hi rendition="#aq">P&#x017F;al:</hi> 75. <hi rendition="#fr">Das Land zittert vnd alle die<lb/>
drinnen wohnen/ aber ich halte &#x017F;eine Seulen fe&#x017F;t. Ach wo<lb/>
bleiben in vn&#x017F;erm Vaterlande hie das Wort der Verhei&#x017F;-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;ung?</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[7]/0007] hinweg genommen; welche/ wenn ich ſie alle erzehlen ſol- te/ ehe an GOtt/ als an Perſonen mangeln wuͤrde. Ja lie- ber; Wo iſt Herr Doct. Heidenreich? Wo iſt mein ſeeliger Vater? Wo iſt Herr Martin. Seideman? Wo iſt Herr Magiſter Lindner? Wo iſt Herr Fliegel? Wo iſt Herr Kriſche? Wo iſt Herr Doct. Scheps? Wo iſt Herr Doct. Ge- roldt? Wo iſt Herr Doct. Kober? Wo iſt Herr Doct. Lang? Wo iſt Herr Doct. Stiglitz? Wo iſt Herr Doct. Eck? Wo iſt Herr M. Svevus? Wo iſt Herr M. Zeidler? Wo iſt Herr Reinhartt? Wo iſt Herr Ludovicus? Wo Herr Scholtz? Wo Herr Schubarth? Wo Herr Klett? Wo Herr Wirth? Wo Herr Krauſe? Wo Herr Sey- ferth? vnd andere ſtattliche Leute des lieben Vaterlan- des mehr? Sie ſindt alle geſtorben; O du armes Vater- land/ du magſt wol Tag vnd Nacht thraͤnen herab flieſ- ſen laſſen wie eine Bach Thren: 2. O du betruͤbtes Lem- bergk! Ach das du in deinem Hauſe Waſſer genug het- teſt; vnd deine Augen thraͤnenquaͤlle weren; das du dein groſſes elend Tag vnd Nacht beweinen koͤnteſt Jer: 9. Ach du armes Lembergk! Du magſt wol alle vor- uͤberreiſende Leute anreden vnd ſagen Thren: 1. O vos omnes qui tranſitis videte & attendite, num ſit dolor ut eſt meus dolor. O jhr alle die jhr voruͤber gehet; ſchawet vnd ſehet; ob ein ſolch ſchmertzen iſt/ wie der ſchmertzen der mich troffen hat. Ach wie viel Jahr nach einander haben wir die thraͤ- nen Saat geſeet Pſal: 126. Ach wenn wil doch einmahl die frewden Erndte angehen. Es hat ſich zwar GOtt der HErr in ſeinem Worte verlauten laſſen Pſal: 75. Das Land zittert vnd alle die drinnen wohnen/ aber ich halte ſeine Seulen feſt. Ach wo bleiben in vnſerm Vaterlande hie das Wort der Verheiſ- ſung?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/386412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/386412/7
Zitationshilfe: Seiler, Tobias: Annulus verorum verbi divini ministrorum recordatorius. Görlitz, 1635, S. [7]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386412/7>, abgerufen am 29.03.2024.