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Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635.

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vnd das es GOtt also gefalle; daß er jhn nicht lenger
auff dieser Welt/ wissen vnd haben wolte; so ist er willig
vnd bereit darzu/ steiget auff den Berg vnd leget sich al-
da nieder vnd stirbet/ wie da von Gen: 34. v. 5. zu lesen.

Eben eine solche beschaffenheit hat es auch mit vn-
ser seeligen Fraw Bürgermeisterin; Es hat jhr der from-
me GOtt durch plötzliche kranckheit auch andeuten las-
sen; daß sie auff jhr Lager steigen/ vnd sich alda nieder
legen vnd sterben solte. Weil sie denn eine junge Fraw
von 32 Jahren/ vnd also in jhrem besten alter; so hette
sie wol auch wider den Todt einwenden vnd sagen kön-
nen: Ach mein HErr vnd mein GOtt Johan: 20. Meine
Augen sindt noch nicht vertunckelt/ vnd meine kräffte
sindt noch nicht verfallen. Ich kan alters vnd kräffte
halben das meine noch wol verrichten; Ich kan meinem
lieben Herrn in seinem schweren Ampte noch tröstlich
sein; Ich kan jhm in seiner Nahrung eine mühe überhe-
ben; Ich kan meine Kinderlin noch aufferziehen; nim
auf dißmal eine anders/ die dürfftig ist/ die alt vnd lebens
satt ist. Nein/ solche wort sindt von jhr nicht gehöret
worden; sondern/ da sie vermercket/ daß jhr Stündelein
herbey kommen; daß sie GOtt in diesem leben nicht mehr
wissen noch haben wolte; so hat Sie sich also bald dem
Willen Gottes vntergeben vnd gesagt: Was mein Gott
wil das geschehe allzeit/ sein Wille der ist der beste Psal: 73.
HERR wenn ich nur dich habe/ so frage ich nichts nach
Himmel vnd Erden: Ob mir gleich Leib vnd Seel ver-
schmacht/ so bistu doch O GOtt allezeit meines Hertzens
Trost vnd mein Theil. Das ewige Gutt/ macht rechten
Muth/ Dabey ich bleib/ wage Gutt/ Ehr vnd Leib/ Gott
helff mir überwinden.

Nun was für Andachten sol sie aber mit solch jhrem
Todesfall in vnsern Hertzen erwecken? Fürnemlich die-
se drey.

Die

vnd das es GOtt alſo gefalle; daß er jhn nicht lenger
auff dieſer Welt/ wiſſen vnd haben wolte; ſo iſt er willig
vnd bereit darzu/ ſteiget auff den Berg vnd leget ſich al-
da nieder vnd ſtirbet/ wie da von Gen: 34. v. 5. zu leſen.

Eben eine ſolche beſchaffenheit hat es auch mit vn-
ſer ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin; Es hat jhr der from-
me GOtt durch ploͤtzliche kranckheit auch andeuten laſ-
ſen; daß ſie auff jhr Lager ſteigen/ vnd ſich alda nieder
legen vnd ſterben ſolte. Weil ſie denn eine junge Fraw
von 32 Jahren/ vnd alſo in jhrem beſten alter; ſo hette
ſie wol auch wider den Todt einwenden vnd ſagen koͤn-
nen: Ach mein HErr vnd mein GOtt Johan: 20. Meine
Augen ſindt noch nicht vertunckelt/ vnd meine kraͤffte
ſindt noch nicht verfallen. Ich kan alters vnd kraͤffte
halben das meine noch wol verrichten; Ich kan meinem
lieben Herrn in ſeinem ſchweren Ampte noch troͤſtlich
ſein; Ich kan jhm in ſeiner Nahrung eine muͤhe uͤberhe-
ben; Ich kan meine Kinderlin noch aufferziehen; nim
auf dißmal eine anders/ die duͤrfftig iſt/ die alt vnd lebens
ſatt iſt. Nein/ ſolche wort ſindt von jhr nicht gehoͤret
worden; ſondern/ da ſie vermercket/ daß jhr Stuͤndelein
herbey kom̃en; daß ſie GOtt in dieſem leben nicht mehr
wiſſen noch haben wolte; ſo hat Sie ſich alſo bald dem
Willen Gottes vntergeben vnd geſagt: Was mein Gott
wil das geſchehe allzeit/ ſein Wille der iſt der beſte Pſal: 73.
HERR wenn ich nur dich habe/ ſo frage ich nichts nach
Himmel vnd Erden: Ob mir gleich Leib vnd Seel ver-
ſchmacht/ ſo biſtu doch O GOtt allezeit meines Hertzens
Troſt vnd mein Theil. Das ewige Gutt/ macht rechten
Muth/ Dabey ich bleib/ wage Gutt/ Ehr vnd Leib/ Gott
helff mir uͤberwinden.

Nun was fuͤr Andachten ſol ſie aber mit ſolch jhrem
Todesfall in vnſern Hertzen erwecken? Fuͤrnemlich die-
ſe drey.

Die
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[0010] vnd das es GOtt alſo gefalle; daß er jhn nicht lenger auff dieſer Welt/ wiſſen vnd haben wolte; ſo iſt er willig vnd bereit darzu/ ſteiget auff den Berg vnd leget ſich al- da nieder vnd ſtirbet/ wie da von Gen: 34. v. 5. zu leſen. Eben eine ſolche beſchaffenheit hat es auch mit vn- ſer ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin; Es hat jhr der from- me GOtt durch ploͤtzliche kranckheit auch andeuten laſ- ſen; daß ſie auff jhr Lager ſteigen/ vnd ſich alda nieder legen vnd ſterben ſolte. Weil ſie denn eine junge Fraw von 32 Jahren/ vnd alſo in jhrem beſten alter; ſo hette ſie wol auch wider den Todt einwenden vnd ſagen koͤn- nen: Ach mein HErr vnd mein GOtt Johan: 20. Meine Augen ſindt noch nicht vertunckelt/ vnd meine kraͤffte ſindt noch nicht verfallen. Ich kan alters vnd kraͤffte halben das meine noch wol verrichten; Ich kan meinem lieben Herrn in ſeinem ſchweren Ampte noch troͤſtlich ſein; Ich kan jhm in ſeiner Nahrung eine muͤhe uͤberhe- ben; Ich kan meine Kinderlin noch aufferziehen; nim auf dißmal eine anders/ die duͤrfftig iſt/ die alt vnd lebens ſatt iſt. Nein/ ſolche wort ſindt von jhr nicht gehoͤret worden; ſondern/ da ſie vermercket/ daß jhr Stuͤndelein herbey kom̃en; daß ſie GOtt in dieſem leben nicht mehr wiſſen noch haben wolte; ſo hat Sie ſich alſo bald dem Willen Gottes vntergeben vnd geſagt: Was mein Gott wil das geſchehe allzeit/ ſein Wille der iſt der beſte Pſal: 73. HERR wenn ich nur dich habe/ ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden: Ob mir gleich Leib vnd Seel ver- ſchmacht/ ſo biſtu doch O GOtt allezeit meines Hertzens Troſt vnd mein Theil. Das ewige Gutt/ macht rechten Muth/ Dabey ich bleib/ wage Gutt/ Ehr vnd Leib/ Gott helff mir uͤberwinden. Nun was fuͤr Andachten ſol ſie aber mit ſolch jhrem Todesfall in vnſern Hertzen erwecken? Fuͤrnemlich die- ſe drey. Die

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Zitationshilfe: Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386414/10>, abgerufen am 24.04.2024.