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Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635.

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was Er in seiner gesegneten Nahrung/ vnd
hochbeschwerlichem Regier Ampte für trost/
für rath/ für ruhe vnd frewde bey jhr gefun-
den: würde ich demselbigen die tieff geschlage-
ne Hertzens wunde nur vernewren. Sie selbst
stund in jhrer besten flor/ vnd hette sich alters
halben noch lange nicht des Todes besorgen
dürffen. Aber ach/ wie baldt wendet sich das
vnbestendige Glücksrad? In dem sie in Hoch-
zeitlichen Ehrenfreuden sitzet/ vnd von keiner
kranckheit zusagen weis/ sihe/ da triefft sie der
vnbarmhertzige Todt mit einem so starcken
Fieber: daß jhr in wenig Stunden alle kräff-
ten genommen/ vnd sie ins Todtbette darnie-
der geleget hat. Da ist nun inner fünff Tagen
der gantze Lebenslauff geendet/ vnd alles in
tieffste trawrigkeit verkehret. Das heist ja:

Res Deus nostras celeri citatas
turbine versat.

Billich weinen die lieben Kinder: Denn
die Krone jhres Hauptes ist gefallen. Billich
weinet die Fraw Mutter vnd Fraw Schwe-
ster: denn jhre lust vnd frewde ist dahin. Bil-
lich trawret vnd klaget der hochbetrübte Herr
Wittiber: denn seine Augen Sonne: sein lieb-
ster trost ist verblichen. Du grosser GOtt/ wie
vnerforschlich sind deine Wege/ vnd wie wun-

derbar
G

was Er in ſeiner geſegneten Nahrung/ vnd
hochbeſchwerlichem Regier Ampte fuͤr troſt/
fuͤr rath/ fuͤr ruhe vnd frewde bey jhr gefun-
den: wuͤrde ich demſelbigen die tieff geſchlage-
ne Hertzens wunde nur vernewren. Sie ſelbſt
ſtund in jhrer beſten flor/ vnd hette ſich alters
halben noch lange nicht des Todes beſorgen
duͤrffen. Aber ach/ wie baldt wendet ſich das
vnbeſtendige Gluͤcksrad? In dem ſie in Hoch-
zeitlichen Ehrenfreuden ſitzet/ vnd von keiner
kranckheit zuſagen weis/ ſihe/ da triefft ſie der
vnbarmhertzige Todt mit einem ſo ſtarcken
Fieber: daß jhr in wenig Stunden alle kraͤff-
ten genommen/ vnd ſie ins Todtbette darnie-
der geleget hat. Da iſt nun inner fuͤnff Tagen
der gantze Lebenslauff geendet/ vnd alles in
tieffſte trawrigkeit verkehret. Das heiſt ja:

Res Deus noſtras celeri citatas
turbine verſat.

Billich weinen die lieben Kinder: Denn
die Krone jhres Hauptes iſt gefallen. Billich
weinet die Fraw Mutter vnd Fraw Schwe-
ſter: denn jhre luſt vnd frewde iſt dahin. Bil-
lich trawret vnd klaget der hochbetruͤbte Herꝛ
Wittiber: denn ſeine Augen Sonne: ſein lieb-
ſter troſt iſt verblichen. Du groſſer GOtt/ wie
vnerforſchlich ſind deine Wege/ vnd wie wun-

derbar
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[0049] was Er in ſeiner geſegneten Nahrung/ vnd hochbeſchwerlichem Regier Ampte fuͤr troſt/ fuͤr rath/ fuͤr ruhe vnd frewde bey jhr gefun- den: wuͤrde ich demſelbigen die tieff geſchlage- ne Hertzens wunde nur vernewren. Sie ſelbſt ſtund in jhrer beſten flor/ vnd hette ſich alters halben noch lange nicht des Todes beſorgen duͤrffen. Aber ach/ wie baldt wendet ſich das vnbeſtendige Gluͤcksrad? In dem ſie in Hoch- zeitlichen Ehrenfreuden ſitzet/ vnd von keiner kranckheit zuſagen weis/ ſihe/ da triefft ſie der vnbarmhertzige Todt mit einem ſo ſtarcken Fieber: daß jhr in wenig Stunden alle kraͤff- ten genommen/ vnd ſie ins Todtbette darnie- der geleget hat. Da iſt nun inner fuͤnff Tagen der gantze Lebenslauff geendet/ vnd alles in tieffſte trawrigkeit verkehret. Das heiſt ja: Res Deus noſtras celeri citatas turbine verſat. Billich weinen die lieben Kinder: Denn die Krone jhres Hauptes iſt gefallen. Billich weinet die Fraw Mutter vnd Fraw Schwe- ſter: denn jhre luſt vnd frewde iſt dahin. Bil- lich trawret vnd klaget der hochbetruͤbte Herꝛ Wittiber: denn ſeine Augen Sonne: ſein lieb- ſter troſt iſt verblichen. Du groſſer GOtt/ wie vnerforſchlich ſind deine Wege/ vnd wie wun- derbar G

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Zitationshilfe: Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386414/49>, abgerufen am 28.03.2024.