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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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Jahr, nachgehends zu Königsberg in der Marck 2. Jahr die dasigen
Schulen fleißig besuchet. Seine Präceptores hat er nirgends nam-
haftig gemacht, aus der gedruckten Königsbergischen Historie aber ist
zu sehen, daß damals Herr Christian Lobedan, Rector, Herr Frie-
drich Mickwitz, Con-Rector, und Herr Augustin Kehrberg, Sub-
Rector,
gewesen. A. 1715. kam er nach Stargard ins Gröningische
Collegium, woselbst Herr D. Zierold ihn in der Hebräischen Spra-
che und Theologie, Herr D. Joachim Friedrich Schmidt in der
Philosophie, Herr M. Augustin Stägemann, und Jch, als dessen
Nachfolger, in den sogenannten schönen Wissenschaften, vermittelst
göttlicher Gnade, unterwiesen haben.

§. 15.

Daselbst that GOtt schon etwas an ihm, dadurch er ihm zu
dem bevorstehenden Mißions-Wercke einigen Winck geben wolte.
An dem A. 1717. gefeyerten Evangelischen Jubel-Fest hielt der da-
malige Diaconus an der Marien-Kirche, Herr Jodocus Andreas
Hiltebrand, (welchen GOtt in seinem hohen Alter mit vieler Kraft
ausrüsten wolle) die Früh-Predigt, und erwehnte unter andern
auch die Worte des 117. Psalms: Lobet den HErrn alle Heyden,
und preiset ihn alle Völcker.
Dabey kam unter andern dieses
vor, man habe Ursache GOtt auch deswegen zu preisen, weil an
der Malabarischen Küste in Ost-Indien ietzund auch Heyden befind-
lich wären, welche mit eben dem Glauben, Hertzen und Munde,
als wir, GOtt und dem Vater unsers HErrn JEsu Christi zu die-
nen vermögend wären. Unser Herr Walther hörte andächtig zu,
aber ehe man sichs versahe, floß ihm eine so grosse Menge Thränen
die Wangen herunter, daß sich iedermann drüber verwundert.
Als man ihn hierauf nach der Ursache gefragt, hat er keine angege-
ben oder angeben können; es hat sich aber nachgehends ausgewiesen,
daß dieses wider seinen Willen geschehen, und er selbst nicht gewußt,
wie er dazu gekommen. Jch achte, daß dieses der erste Winck GOt-
tes gewesen, bey ihm einige Aufmercksamkeit gegen das Mißions-
Werck zu erwecken. Noch ein anderes Stück aus gedachter Predigt
erwehnet er in einem Schreiben aus Tranckenbar vom 19. Jun.
1725. mit folgenden Worten: (a) "Als ich noch in Stargard war,

"hielt
(a) Mißions-Berichte Contin. XXI. p. 680.

Jahr, nachgehends zu Koͤnigsberg in der Marck 2. Jahr die daſigen
Schulen fleißig beſuchet. Seine Praͤceptores hat er nirgends nam-
haftig gemacht, aus der gedruckten Koͤnigsbergiſchen Hiſtorie aber iſt
zu ſehen, daß damals Herr Chriſtian Lobedan, Rector, Herr Frie-
drich Mickwitz, Con-Rector, und Herr Auguſtin Kehrberg, Sub-
Rector,
geweſen. A. 1715. kam er nach Stargard ins Groͤningiſche
Collegium, woſelbſt Herr D. Zierold ihn in der Hebraͤiſchen Spra-
che und Theologie, Herr D. Joachim Friedrich Schmidt in der
Philoſophie, Herr M. Auguſtin Staͤgemann, und Jch, als deſſen
Nachfolger, in den ſogenannten ſchoͤnen Wiſſenſchaften, vermittelſt
goͤttlicher Gnade, unterwieſen haben.

§. 15.

Daſelbſt that GOtt ſchon etwas an ihm, dadurch er ihm zu
dem bevorſtehenden Mißions-Wercke einigen Winck geben wolte.
An dem A. 1717. gefeyerten Evangeliſchen Jubel-Feſt hielt der da-
malige Diaconus an der Marien-Kirche, Herr Jodocus Andreas
Hiltebrand, (welchen GOtt in ſeinem hohen Alter mit vieler Kraft
ausruͤſten wolle) die Fruͤh-Predigt, und erwehnte unter andern
auch die Worte des 117. Pſalms: Lobet den HErrn alle Heyden,
und preiſet ihn alle Voͤlcker.
Dabey kam unter andern dieſes
vor, man habe Urſache GOtt auch deswegen zu preiſen, weil an
der Malabariſchen Kuͤſte in Oſt-Indien ietzund auch Heyden befind-
lich waͤren, welche mit eben dem Glauben, Hertzen und Munde,
als wir, GOtt und dem Vater unſers HErrn JEſu Chriſti zu die-
nen vermoͤgend waͤren. Unſer Herr Walther hoͤrte andaͤchtig zu,
aber ehe man ſichs verſahe, floß ihm eine ſo groſſe Menge Thraͤnen
die Wangen herunter, daß ſich iedermann druͤber verwundert.
Als man ihn hierauf nach der Urſache gefragt, hat er keine angege-
ben oder angeben koͤnnen; es hat ſich aber nachgehends ausgewieſen,
daß dieſes wider ſeinen Willen geſchehen, und er ſelbſt nicht gewußt,
wie er dazu gekommen. Jch achte, daß dieſes der erſte Winck GOt-
tes geweſen, bey ihm einige Aufmerckſamkeit gegen das Mißions-
Werck zu erwecken. Noch ein anderes Stuͤck aus gedachter Predigt
erwehnet er in einem Schreiben aus Tranckenbar vom 19. Jun.
1725. mit folgenden Worten: (a) „Als ich noch in Stargard war,

„hielt
(a) Mißions-Berichte Contin. XXI. p. 680.
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[12/0012] Jahr, nachgehends zu Koͤnigsberg in der Marck 2. Jahr die daſigen Schulen fleißig beſuchet. Seine Praͤceptores hat er nirgends nam- haftig gemacht, aus der gedruckten Koͤnigsbergiſchen Hiſtorie aber iſt zu ſehen, daß damals Herr Chriſtian Lobedan, Rector, Herr Frie- drich Mickwitz, Con-Rector, und Herr Auguſtin Kehrberg, Sub- Rector, geweſen. A. 1715. kam er nach Stargard ins Groͤningiſche Collegium, woſelbſt Herr D. Zierold ihn in der Hebraͤiſchen Spra- che und Theologie, Herr D. Joachim Friedrich Schmidt in der Philoſophie, Herr M. Auguſtin Staͤgemann, und Jch, als deſſen Nachfolger, in den ſogenannten ſchoͤnen Wiſſenſchaften, vermittelſt goͤttlicher Gnade, unterwieſen haben. §. 15. Daſelbſt that GOtt ſchon etwas an ihm, dadurch er ihm zu dem bevorſtehenden Mißions-Wercke einigen Winck geben wolte. An dem A. 1717. gefeyerten Evangeliſchen Jubel-Feſt hielt der da- malige Diaconus an der Marien-Kirche, Herr Jodocus Andreas Hiltebrand, (welchen GOtt in ſeinem hohen Alter mit vieler Kraft ausruͤſten wolle) die Fruͤh-Predigt, und erwehnte unter andern auch die Worte des 117. Pſalms: Lobet den HErrn alle Heyden, und preiſet ihn alle Voͤlcker. Dabey kam unter andern dieſes vor, man habe Urſache GOtt auch deswegen zu preiſen, weil an der Malabariſchen Kuͤſte in Oſt-Indien ietzund auch Heyden befind- lich waͤren, welche mit eben dem Glauben, Hertzen und Munde, als wir, GOtt und dem Vater unſers HErrn JEſu Chriſti zu die- nen vermoͤgend waͤren. Unſer Herr Walther hoͤrte andaͤchtig zu, aber ehe man ſichs verſahe, floß ihm eine ſo groſſe Menge Thraͤnen die Wangen herunter, daß ſich iedermann druͤber verwundert. Als man ihn hierauf nach der Urſache gefragt, hat er keine angege- ben oder angeben koͤnnen; es hat ſich aber nachgehends ausgewieſen, daß dieſes wider ſeinen Willen geſchehen, und er ſelbſt nicht gewußt, wie er dazu gekommen. Jch achte, daß dieſes der erſte Winck GOt- tes geweſen, bey ihm einige Aufmerckſamkeit gegen das Mißions- Werck zu erwecken. Noch ein anderes Stuͤck aus gedachter Predigt erwehnet er in einem Schreiben aus Tranckenbar vom 19. Jun. 1725. mit folgenden Worten: (a) „Als ich noch in Stargard war, „hielt (a) Mißions-Berichte Contin. XXI. p. 680.

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/12>, abgerufen am 28.03.2024.