Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
das Haupt in einem zweyfachen Stande betracht wird/
nemlich in dem Stande der Erniedrigung/ da Er keine
Gestalt noch Schöne hatte/ wir sahen Jhn/ aber da war
keine Gestalt/ die uns gefallen hette/ Er war der aller-
verachteste und unwertheste/ voller Schmertzen und Kranck-
heit/ Er war so veracht das man das Angesicht vor jhm
verbarg/ darumb haben wir jhn nichts geacht/ Esa. 53/
2. 3. Und dann in dem Stande der Erhöhung/ da Er
nu sich gesetzet hat zu der Rechten der Majestät in der
höhe/ Ebr. 1/ 3. Da jhn GOtt der Vater gesetzt hat zu
seiner Rechten im Himmel/ über alle Fürstenthum/ Ge-
walt/ Macht/ Herrschafft/ und alles was genennet mag
werden/ nicht allein in dieser Welt/ sondern auch in der
zukünfftigen/ und hat alle Dinge unter seine Füsse gethan/
Ephes. 1/ 20. 21. 22. Eben also befindet sich auch der
Cörper Christi/ die Christliche Kirche/ und ein jedes wa-
res Gliedmaß dieses Hauptes und Leibes in einem sol-
chen zwiefachen Stande/ hier zwar im Stande der Er-
niedrigung/ dorte aber im Stande der Erhöhung. Von
dem Stande der Erhöhung und Herrligkeit werden wir
hernach zn handeln haben. Jn diesem zeitlichen Leben
aber ist sie im Stande der Erniedrigung und verächtlig-
keit. Da ist die Christliche Kirche nicht ein solches eu-
serliches gepränge und wesen/ das allen Menschen in die
Augen leuchtet/ funckelt und schimmert/ als wie etwa der
Römische Cardinal und Jesuit Bellarminus schreibet L.
3. de Eccles. cap. 2. §. atq; hoc. Ecclesia est coetus ho-
minum ita visibilis & palpabilis, ut est coetus Populi
Romani, vel Regnum Galliae vel Respublica Veneta-
rum;
das ist/ die Kirche ist ein hauffe der Leute/ also sicht[-]
barlich und handgreiflich/ als wie der hauffe des Römi-

schen
E iij

Chriſtliche Leichpredigt.
das Haupt in einem zweyfachen Stande betracht wird/
nemlich in dem Stande der Erniedrigung/ da Er keine
Geſtalt noch Schoͤne hatte/ wir ſahen Jhn/ aber da war
keine Geſtalt/ die uns gefallen hette/ Er war der aller-
verachteſte uñ unwertheſte/ voller Schmertzẽ und Kranck-
heit/ Er war ſo veracht das man das Angeſicht vor jhm
verbarg/ darumb haben wir jhn nichts geacht/ Eſa. 53/
2. 3. Und dann in dem Stande der Erhoͤhung/ da Er
nu ſich geſetzet hat zu der Rechten der Majeſtaͤt in der
hoͤhe/ Ebr. 1/ 3. Da jhn GOtt der Vater geſetzt hat zu
ſeiner Rechten im Himmel/ uͤber alle Fuͤrſtenthum/ Ge-
walt/ Macht/ Herrſchafft/ und alles was genennet mag
werden/ nicht allein in dieſer Welt/ ſondern auch in der
zukuͤnfftigen/ und hat alle Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan/
Epheſ. 1/ 20. 21. 22. Eben alſo befindet ſich auch der
Coͤrper Chriſti/ die Chriſtliche Kirche/ und ein jedes wa-
res Gliedmaß dieſes Hauptes und Leibes in einem ſol-
chen zwiefachen Stande/ hier zwar im Stande der Er-
niedrigung/ dorte aber im Stande der Erhoͤhung. Von
dem Stande der Erhoͤhung und Herrligkeit werden wir
hernach zn handeln haben. Jn dieſem zeitlichen Leben
aber iſt ſie im Stande der Erniedrigung und veraͤchtlig-
keit. Da iſt die Chriſtliche Kirche nicht ein ſolches eu-
ſerliches gepraͤnge und weſen/ das allen Menſchen in die
Augen leuchtet/ funckelt und ſchimmert/ als wie etwa der
Roͤmiſche Cardinal und Jeſuit Bellarminus ſchreibet L.
3. de Eccleſ. cap. 2. §. atq̀; hoc. Eccleſia eſt cœtus ho-
minum ita viſibilis & palpabilis, ut eſt cœtus Populi
Romani, vel Regnum Galliæ vel Respublica Veneta-
rum;
das iſt/ die Kirche iſt ein hauffe der Leute/ alſo ſicht[-]
barlich und handgreiflich/ als wie der hauffe des Roͤmi-

ſchen
E iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0037" n="[37]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
das Haupt in einem zweyfachen Stande betracht wird/<lb/>
nemlich in dem Stande der <hi rendition="#fr">Erniedrigung/</hi> da Er keine<lb/>
Ge&#x017F;talt noch Scho&#x0364;ne hatte/ wir &#x017F;ahen Jhn/ aber da war<lb/>
keine Ge&#x017F;talt/ die uns gefallen hette/ Er war der aller-<lb/>
verachte&#x017F;te un&#x0303; unwerthe&#x017F;te/ voller Schmertze&#x0303; und Kranck-<lb/>
heit/ Er war &#x017F;o veracht das man das Ange&#x017F;icht vor jhm<lb/>
verbarg/ darumb haben wir jhn nichts geacht/ E&#x017F;a. 53/<lb/>
2. 3. Und dann in dem Stande der <hi rendition="#fr">Erho&#x0364;hung/</hi> da Er<lb/>
nu &#x017F;ich ge&#x017F;etzet hat zu der Rechten der Maje&#x017F;ta&#x0364;t in der<lb/>
ho&#x0364;he/ Ebr. 1/ 3. Da jhn GOtt der Vater ge&#x017F;etzt hat zu<lb/>
&#x017F;einer Rechten im Himmel/ u&#x0364;ber alle Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum/ Ge-<lb/>
walt/ Macht/ Herr&#x017F;chafft/ und alles was genennet mag<lb/>
werden/ nicht allein in die&#x017F;er Welt/ &#x017F;ondern auch in der<lb/>
zuku&#x0364;nfftigen/ und hat alle Dinge unter &#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gethan/<lb/>
Ephe&#x017F;. 1/ 20. 21. 22. Eben al&#x017F;o befindet &#x017F;ich auch der<lb/>
Co&#x0364;rper Chri&#x017F;ti/ die Chri&#x017F;tliche Kirche/ und ein jedes wa-<lb/>
res Gliedmaß die&#x017F;es Hauptes und Leibes in einem &#x017F;ol-<lb/>
chen zwiefachen Stande/ hier zwar im Stande der Er-<lb/>
niedrigung/ dorte aber im Stande der Erho&#x0364;hung. Von<lb/>
dem Stande der Erho&#x0364;hung und Herrligkeit werden wir<lb/>
hernach zn handeln haben. Jn die&#x017F;em zeitlichen Leben<lb/>
aber i&#x017F;t &#x017F;ie im Stande der Erniedrigung und vera&#x0364;chtlig-<lb/>
keit. Da i&#x017F;t die Chri&#x017F;tliche Kirche nicht ein &#x017F;olches eu-<lb/>
&#x017F;erliches gepra&#x0364;nge und we&#x017F;en/ das allen Men&#x017F;chen in die<lb/>
Augen leuchtet/ funckelt und &#x017F;chimmert/ als wie etwa der<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che Cardinal und Je&#x017F;uit <hi rendition="#aq">Bellarminus</hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq">L.<lb/>
3. de Eccle&#x017F;. cap. 2. §. atq&#x0300;; hoc. Eccle&#x017F;ia e&#x017F;t c&#x0153;tus ho-<lb/>
minum ita vi&#x017F;ibilis &amp; palpabilis, ut e&#x017F;t c&#x0153;tus Populi<lb/>
Romani, vel Regnum Galliæ vel Respublica Veneta-<lb/>
rum<hi rendition="#i">;</hi></hi> das i&#x017F;t/ die Kirche i&#x017F;t ein hauffe der Leute/ al&#x017F;o &#x017F;icht<supplied>-</supplied><lb/>
barlich und handgreiflich/ als wie der hauffe des Ro&#x0364;mi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[37]/0037] Chriſtliche Leichpredigt. das Haupt in einem zweyfachen Stande betracht wird/ nemlich in dem Stande der Erniedrigung/ da Er keine Geſtalt noch Schoͤne hatte/ wir ſahen Jhn/ aber da war keine Geſtalt/ die uns gefallen hette/ Er war der aller- verachteſte uñ unwertheſte/ voller Schmertzẽ und Kranck- heit/ Er war ſo veracht das man das Angeſicht vor jhm verbarg/ darumb haben wir jhn nichts geacht/ Eſa. 53/ 2. 3. Und dann in dem Stande der Erhoͤhung/ da Er nu ſich geſetzet hat zu der Rechten der Majeſtaͤt in der hoͤhe/ Ebr. 1/ 3. Da jhn GOtt der Vater geſetzt hat zu ſeiner Rechten im Himmel/ uͤber alle Fuͤrſtenthum/ Ge- walt/ Macht/ Herrſchafft/ und alles was genennet mag werden/ nicht allein in dieſer Welt/ ſondern auch in der zukuͤnfftigen/ und hat alle Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan/ Epheſ. 1/ 20. 21. 22. Eben alſo befindet ſich auch der Coͤrper Chriſti/ die Chriſtliche Kirche/ und ein jedes wa- res Gliedmaß dieſes Hauptes und Leibes in einem ſol- chen zwiefachen Stande/ hier zwar im Stande der Er- niedrigung/ dorte aber im Stande der Erhoͤhung. Von dem Stande der Erhoͤhung und Herrligkeit werden wir hernach zn handeln haben. Jn dieſem zeitlichen Leben aber iſt ſie im Stande der Erniedrigung und veraͤchtlig- keit. Da iſt die Chriſtliche Kirche nicht ein ſolches eu- ſerliches gepraͤnge und weſen/ das allen Menſchen in die Augen leuchtet/ funckelt und ſchimmert/ als wie etwa der Roͤmiſche Cardinal und Jeſuit Bellarminus ſchreibet L. 3. de Eccleſ. cap. 2. §. atq̀; hoc. Eccleſia eſt cœtus ho- minum ita viſibilis & palpabilis, ut eſt cœtus Populi Romani, vel Regnum Galliæ vel Respublica Veneta- rum; das iſt/ die Kirche iſt ein hauffe der Leute/ alſo ſicht- barlich und handgreiflich/ als wie der hauffe des Roͤmi- ſchen E iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/389173
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/389173/37
Zitationshilfe: Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389173/37>, abgerufen am 23.04.2024.