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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Des grossen Abrahams
kommt/ als höre Er mit lauter Stimme ein und das andere mahl
ausruffen: Simon/ Simon/ siehe/ der Satanas hat euer
Luc. 22, 31.begehret/ daß er euch möge sichten/ wie den Wäytzen/ ich
aber habe für dich gebeten/ daß dein Glaube nicht auffhöre.

Beym Auffwachen/ da Er sich so gleich nicht besinnen kan/ wo
die Worte geschrieben stehen/ kömmt Er zu seinem lieben Herrn
Sohn/ fragt nach der Schrifft-Stelle/ sagt aber hiervon weiter
nichts; Bald setzt Er sich nieder/ und schreibet nachfolgenden
Vers an mich:

Avocat e mundo, Pater Almus, me, precor abs Te
Meqve juva officio, Consilioqve tuo.
Tuus Totus
Abraham Wentzel.

Zu deutsch mags heissen:

Mein Vater ruffet mich aus dieser bösen Welt/
Hilff mir mit deinem Amt und Rath ins Himmels-Zelt.
Dein gantz Eigener/
Abraham Wentzel.

So bald ich ankam/ nahm Er mich mit grossen Freuden an/ er-
zehlte mir den Traum/ welchen Er auf sich applicirte/ ingleichen
die Unruhe/ so Er in seinem bekümmerten Geist bißhero empfun-
den/ nunmehro aber in völlige Freudigkeit verwandelt sey/ ver-
langte auff den andern Tag das heilige Abendmahl/ vorwenden-
de/ daß sein lieber GOTT nun bald kommen/ und Jhn aufflösen
würde/ welches auch nach vier Wochen also erfolgte/ da Er starb
eines seligen Todtes. Die hertzliche Andacht und der grosse Ei-
fer/ den Er mit Beten und Singen in der Vorbereitung zum se-
ligen Ende erwiesen/ kan nicht genug ausgesprochen werden.
Das Hertze war ein lebendiger Tempel/ worinnen Er Tag und
Nacht den innerlichen GOttes-Dienst verrichtete. Zung und
Mund druckten die Hertzens-Seuffzer aus; da auch der Mund

beym

Des groſſen Abrahams
kommt/ als hoͤre Er mit lauter Stimme ein und das andere mahl
ausruffen: Simon/ Simon/ ſiehe/ der Satanas hat euer
Luc. 22, 31.begehret/ daß er euch moͤge ſichten/ wie den Waͤytzen/ ich
aber habe fuͤr dich gebeten/ daß dein Glaube nicht auffhoͤre.

Beym Auffwachen/ da Er ſich ſo gleich nicht beſinnen kan/ wo
die Worte geſchrieben ſtehen/ koͤmmt Er zu ſeinem lieben Herrn
Sohn/ fragt nach der Schrifft-Stelle/ ſagt aber hiervon weiter
nichts; Bald ſetzt Er ſich nieder/ und ſchreibet nachfolgenden
Vers an mich:

Avocat ê mundo, Pater Almus, me, precor abs Te
Meqve juva officio, Conſilioqve tuo.
Tuus Totus
Abraham Wentzel.

Zu deutſch mags heiſſen:

Mein Vater ruffet mich aus dieſer boͤſen Welt/
Hilff mir mit deinem Amt und Rath ins Himmels-Zelt.
Dein gantz Eigener/
Abraham Wentzel.

So bald ich ankam/ nahm Er mich mit groſſen Freuden an/ er-
zehlte mir den Traum/ welchen Er auf ſich applicirte/ ingleichen
die Unruhe/ ſo Er in ſeinem bekuͤmmerten Geiſt bißhero empfun-
den/ nunmehro aber in voͤllige Freudigkeit verwandelt ſey/ ver-
langte auff den andern Tag das heilige Abendmahl/ vorwenden-
de/ daß ſein lieber GOTT nun bald kommen/ und Jhn auffloͤſen
wuͤrde/ welches auch nach vier Wochen alſo erfolgte/ da Er ſtarb
eines ſeligen Todtes. Die hertzliche Andacht und der groſſe Ei-
fer/ den Er mit Beten und Singen in der Vorbereitung zum ſe-
ligen Ende erwieſen/ kan nicht genug ausgeſprochen werden.
Das Hertze war ein lebendiger Tempel/ worinnen Er Tag und
Nacht den innerlichen GOttes-Dienſt verrichtete. Zung und
Mund druckten die Hertzens-Seuffzer aus; da auch der Mund

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[24/0024] Des groſſen Abrahams kommt/ als hoͤre Er mit lauter Stimme ein und das andere mahl ausruffen: Simon/ Simon/ ſiehe/ der Satanas hat euer begehret/ daß er euch moͤge ſichten/ wie den Waͤytzen/ ich aber habe fuͤr dich gebeten/ daß dein Glaube nicht auffhoͤre. Beym Auffwachen/ da Er ſich ſo gleich nicht beſinnen kan/ wo die Worte geſchrieben ſtehen/ koͤmmt Er zu ſeinem lieben Herrn Sohn/ fragt nach der Schrifft-Stelle/ ſagt aber hiervon weiter nichts; Bald ſetzt Er ſich nieder/ und ſchreibet nachfolgenden Vers an mich: Luc. 22, 31. Avocat ê mundo, Pater Almus, me, precor abs Te Meqve juva officio, Conſilioqve tuo. Tuus Totus Abraham Wentzel. Zu deutſch mags heiſſen: Mein Vater ruffet mich aus dieſer boͤſen Welt/ Hilff mir mit deinem Amt und Rath ins Himmels-Zelt. Dein gantz Eigener/ Abraham Wentzel. So bald ich ankam/ nahm Er mich mit groſſen Freuden an/ er- zehlte mir den Traum/ welchen Er auf ſich applicirte/ ingleichen die Unruhe/ ſo Er in ſeinem bekuͤmmerten Geiſt bißhero empfun- den/ nunmehro aber in voͤllige Freudigkeit verwandelt ſey/ ver- langte auff den andern Tag das heilige Abendmahl/ vorwenden- de/ daß ſein lieber GOTT nun bald kommen/ und Jhn auffloͤſen wuͤrde/ welches auch nach vier Wochen alſo erfolgte/ da Er ſtarb eines ſeligen Todtes. Die hertzliche Andacht und der groſſe Ei- fer/ den Er mit Beten und Singen in der Vorbereitung zum ſe- ligen Ende erwieſen/ kan nicht genug ausgeſprochen werden. Das Hertze war ein lebendiger Tempel/ worinnen Er Tag und Nacht den innerlichen GOttes-Dienſt verrichtete. Zung und Mund druckten die Hertzens-Seuffzer aus; da auch der Mund beym

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/24>, abgerufen am 29.03.2024.