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Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.

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Die bittere Klage
Pars I.I. Den Erschlagenen (Erschossenen) in meinem Volck.

Darvon heist es in unsern Textes-Worten: Jonathan ist auff dei-
nen Höhen erschlagen.
Jn welchen Worten wir zu betrachten haben

p. Occisionis Subjectum, die erschlagene (erschossene) Person.
p. Occisionis Modum, das Unglück/ oder des Erschlagens
(Erschiessens) Arth.
p. Occisionis Locum, den Orth/ wo er erschlagen (erschossen)
worden.
p. Occisionis Subjectum, die erschlagene (erschossene) Person/ ist un-
ser im HErrn sel. verstorbener Mit-Bruder.

Jm Texte gedencket David Jonathans/ und stellet ihn als die erschlagene
Person vor: Jonathan ist auff deinen Höhen erschlagen. Jona-
than war der älteste Cron-Printz des Königes Sauls/ (1. Sam. XIV, 49.)
war aber darbey ein tapfferer und großmüthiger Held/ der die Philister/
als Feinde seines Königreichs/ vielmahls aus dem Felde schlug/ und sein
Volck Jsrael aus jhrer Hand errettete/ (1. Sam. XIV, 14. 23.) auch des-
wegen von jederman von denen Unterthanen hertzlich geliebet/ und da er
wegen eines Versehens beym Könige in Ungnaden/ und ums Leben kom-
men solte/ aus seiner Hand errettet/ und beym Leben erhalten/ (1. Sam.
XIV,
44. 45.) Sonderlich war er ein auffrichtiger/ redlicher und treuer
Freund Davids/ welcher ihn liebete/ wie sein eigen Hertz/ wie zu lesen
(1. Sam. XVIII, 1. seqq. c. XIX, 1. seqq. c. XX, 17. seqq.) Allein so tapf-
er/ liebreich und freundlich er sich in seinem Leben bezeigte/ so unglücklich
war er bey seinem Todte.

Jst nun gleich unser im HErrn selig. Verstorbener Jonathä dem Ge-
blüthe/ Geschlechte und Stande nach nicht gleich/ und von Königlichen
Geblüthe entsprossen/ so ist er ihm doch in vielen anständigen Tugenden gar
gleich/ und eiffrig nachgefolget. Denn was sein Geschlecht und Profes-
sion
anbelanget/ davon wird uns sein Lebens-Lauff mit mehrern Nach-
richt geben; Was aber seine Tugenden betrifft/ so kan man ihm mit
Grund der Wahrheit nachrühmen/ daß er ein recht gottesfürchtiger Mann
gewesen/ der das Böse gemeidet/ und in den Gebothen seines GOTTes
untadelich einher zu gehen sich befliessen/ in den Worten und Wercken
Auffrichtigkeit/ Treu und Glauben gehalten/ und seinem Nächsten mit
Ehrerbietung und Dienstfertigkeit vorgekommen/ weswegen er auch das

Glück
Die bittere Klage
Pars I.I. Den Erſchlagenen (Erſchoſſenen) in meinem Volck.

Darvon heiſt es in unſern Textes-Worten: Jonathan iſt auff dei-
nen Hoͤhen erſchlagen.
Jn welchen Worten wir zu betrachten haben

p. Occiſionis Subjectum, die erſchlagene (erſchoſſene) Perſon.
p. Occiſionis Modum, das Ungluͤck/ oder des Erſchlagens
(Erſchieſſens) Arth.
p. Occiſionis Locum, den Orth/ wo er erſchlagen (erſchoſſen)
worden.
p. Occiſionis Subjectum, die erſchlagene (erſchoſſene) Perſon/ iſt un-
ſer im HErrn ſel. verſtorbener Mit-Bruder.

Jm Texte gedencket David Jonathans/ und ſtellet ihn als die erſchlagene
Perſon vor: Jonathan iſt auff deinen Hoͤhen erſchlagen. Jona-
than war der aͤlteſte Cron-Printz des Koͤniges Sauls/ (1. Sam. XIV, 49.)
war aber darbey ein tapfferer und großmuͤthiger Held/ der die Philiſter/
als Feinde ſeines Koͤnigreichs/ vielmahls aus dem Felde ſchlug/ und ſein
Volck Jſrael aus jhrer Hand errettete/ (1. Sam. XIV, 14. 23.) auch des-
wegen von jederman von denen Unterthanen hertzlich geliebet/ und da er
wegen eines Verſehens beym Koͤnige in Ungnaden/ und ums Leben kom-
men ſolte/ aus ſeiner Hand errettet/ und beym Leben erhalten/ (1. Sam.
XIV,
44. 45.) Sonderlich war er ein auffrichtiger/ redlicher und treuer
Freund Davids/ welcher ihn liebete/ wie ſein eigen Hertz/ wie zu leſen
(1. Sam. XVIII, 1. ſeqq. c. XIX, 1. ſeqq. c. XX, 17. ſeqq.) Allein ſo tapf-
er/ liebreich und freundlich er ſich in ſeinem Leben bezeigte/ ſo ungluͤcklich
war er bey ſeinem Todte.

Jſt nun gleich unſer im HErrn ſelig. Verſtorbener Jonathaͤ dem Ge-
bluͤthe/ Geſchlechte und Stande nach nicht gleich/ und von Koͤniglichen
Gebluͤthe entſproſſen/ ſo iſt er ihm doch in vielen anſtaͤndigen Tugenden gar
gleich/ und eiffrig nachgefolget. Denn was ſein Geſchlecht und Profeſ-
ſion
anbelanget/ davon wird uns ſein Lebens-Lauff mit mehrern Nach-
richt geben; Was aber ſeine Tugenden betrifft/ ſo kan man ihm mit
Grund der Wahrheit nachruͤhmen/ daß er ein recht gottesfuͤrchtiger Mann
geweſen/ der das Boͤſe gemeidet/ und in den Gebothen ſeines GOTTes
untadelich einher zu gehen ſich beflieſſen/ in den Worten und Wercken
Auffrichtigkeit/ Treu und Glauben gehalten/ und ſeinem Naͤchſten mit
Ehrerbietung und Dienſtfertigkeit vorgekommen/ weswegen er auch das

Gluͤck
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[12/0012] Die bittere Klage I. Den Erſchlagenen (Erſchoſſenen) in meinem Volck. Darvon heiſt es in unſern Textes-Worten: Jonathan iſt auff dei- nen Hoͤhen erſchlagen. Jn welchen Worten wir zu betrachten haben p. Occiſionis Subjectum, die erſchlagene (erſchoſſene) Perſon. p. Occiſionis Modum, das Ungluͤck/ oder des Erſchlagens (Erſchieſſens) Arth. p. Occiſionis Locum, den Orth/ wo er erſchlagen (erſchoſſen) worden. p. Occiſionis Subjectum, die erſchlagene (erſchoſſene) Perſon/ iſt un- ſer im HErrn ſel. verſtorbener Mit-Bruder. Jm Texte gedencket David Jonathans/ und ſtellet ihn als die erſchlagene Perſon vor: Jonathan iſt auff deinen Hoͤhen erſchlagen. Jona- than war der aͤlteſte Cron-Printz des Koͤniges Sauls/ (1. Sam. XIV, 49.) war aber darbey ein tapfferer und großmuͤthiger Held/ der die Philiſter/ als Feinde ſeines Koͤnigreichs/ vielmahls aus dem Felde ſchlug/ und ſein Volck Jſrael aus jhrer Hand errettete/ (1. Sam. XIV, 14. 23.) auch des- wegen von jederman von denen Unterthanen hertzlich geliebet/ und da er wegen eines Verſehens beym Koͤnige in Ungnaden/ und ums Leben kom- men ſolte/ aus ſeiner Hand errettet/ und beym Leben erhalten/ (1. Sam. XIV, 44. 45.) Sonderlich war er ein auffrichtiger/ redlicher und treuer Freund Davids/ welcher ihn liebete/ wie ſein eigen Hertz/ wie zu leſen (1. Sam. XVIII, 1. ſeqq. c. XIX, 1. ſeqq. c. XX, 17. ſeqq.) Allein ſo tapf- er/ liebreich und freundlich er ſich in ſeinem Leben bezeigte/ ſo ungluͤcklich war er bey ſeinem Todte. Jſt nun gleich unſer im HErrn ſelig. Verſtorbener Jonathaͤ dem Ge- bluͤthe/ Geſchlechte und Stande nach nicht gleich/ und von Koͤniglichen Gebluͤthe entſproſſen/ ſo iſt er ihm doch in vielen anſtaͤndigen Tugenden gar gleich/ und eiffrig nachgefolget. Denn was ſein Geſchlecht und Profeſ- ſion anbelanget/ davon wird uns ſein Lebens-Lauff mit mehrern Nach- richt geben; Was aber ſeine Tugenden betrifft/ ſo kan man ihm mit Grund der Wahrheit nachruͤhmen/ daß er ein recht gottesfuͤrchtiger Mann geweſen/ der das Boͤſe gemeidet/ und in den Gebothen ſeines GOTTes untadelich einher zu gehen ſich beflieſſen/ in den Worten und Wercken Auffrichtigkeit/ Treu und Glauben gehalten/ und ſeinem Naͤchſten mit Ehrerbietung und Dienſtfertigkeit vorgekommen/ weswegen er auch das Gluͤck

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Zitationshilfe: Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/12>, abgerufen am 19.04.2024.