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Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704].

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Leichen-Predigt.
sucht und geläutert/ wie das Silber geläutert wird. a Woa Ps. 66, 10
wüsten wir von Hiobs Gedult/ wenn GOtt nicht [so] viel
und schweres Leyden über ihn kommen lassen.

So zeiget das ächzende Christen-Hertz wie die Ley-
dens-Last über es kommt. Es zeigt aber auch an
Wie solche ihm vorkommt.
Hiob hat wol ein GOtt-gelassenes Hertz und Sinn/ aber
auch Fleisch und Blut: Es heisset mit ihm/ wie JEsus
sagt: b Der Geist ist willig/ aber das Fleisch ist schwach.b Matth.
v.
26, 41.

Und so gehets auch den Frommen/ die unter der Leydens-
Last ächzen. Es kommt ihnen dieselbe vor
Nach dem Fleisch erschreck- und unerträglich:
Erschrecklich/ denn sie sehen solche an als von GOttes
Zorn und Gram herrührend/ wie die Grichische Bibel
das Wort Rasi gegeben orgin Unwillen/ Zorn. Also ver-
meinen die Frommen/ wenn sie Creutz tragen/ sie tragen
GOttes Zorn. Wie Mich. VII. redet: c Wie auch Hiobc Mich.
7. v.
9.

in dem nach unserm Text folgenden Worten dergleichen
Gedancken entdecket; deine Pfeile stecken in mir/ und der-
selben Grimm sauget aus meinen Geist. Ach ja GOTT
kommet ihnen wie dem Hiob vor/ verwandelt in einen Grau-
samen/ der seinen Gram an ihnen erzeiget. d Wie ein Kind/d Job. 30.
v.
21.

wenn es die Zucht-Ruthe des Vaters fiehlet/ glaubet der
Vater hasse es/ und sey ihme gram/ und aus solchem peit-
sche er es. Dergleichen Gedancken hat das in Göttlichen
Sachen unverständige Fleisch und Blut an dem von Gott
zugeschickten Leyden/ es kan sich nicht einbilden/ wie so bit-
teres Leyden mit GOTTES Gütte und Liebe überein-
komme:

Ach
D 2

Leichen-Predigt.
ſucht und gelaͤutert/ wie das Silber gelaͤutert wird. a Woa Pſ. 66, 10
wuͤſten wir von Hiobs Gedult/ wenn GOtt nicht [ſo] viel
und ſchweres Leyden uͤber ihn kommen laſſen.

So zeiget das aͤchzende Chriſten-Hertz wie die Ley-
dens-Laſt uͤber es kom̃t. Es zeigt aber auch an
Wie ſolche ihm vorkom̃t.
Hiob hat wol ein GOtt-gelaſſenes Hertz und Sinn/ aber
auch Fleiſch und Blut: Es heiſſet mit ihm/ wie JEſus
ſagt: b Der Geiſt iſt willig/ aber das Fleiſch iſt ſchwach.b Matth.
v.
26, 41.

Und ſo gehets auch den Frommen/ die unter der Leydens-
Laſt aͤchzen. Es kom̃t ihnen dieſelbe vor
Nach dem Fleiſch erſchreck- und unertraͤglich:
Erſchrecklich/ denn ſie ſehen ſolche an als von GOttes
Zorn und Gram herruͤhrend/ wie die Grichiſche Bibel
das Wort Raſi gegeben orgin Unwillen/ Zorn. Alſo ver-
meinen die Frommen/ wenn ſie Creutz tragen/ ſie tragen
GOttes Zorn. Wie Mich. VII. redet: c Wie auch Hiobc Mich.
7. v.
9.

in dem nach unſerm Text folgenden Worten dergleichen
Gedancken entdecket; deine Pfeile ſtecken in mir/ und der-
ſelben Grimm ſauget aus meinen Geiſt. Ach ja GOTT
kom̃et ihnen wie dem Hiob vor/ verwandelt in einen Grau-
ſamen/ der ſeinen Gram an ihnen erzeiget. d Wie ein Kind/d Job. 30.
v.
21.

wenn es die Zucht-Ruthe des Vaters fiehlet/ glaubet der
Vater haſſe es/ und ſey ihme gram/ und aus ſolchem peit-
ſche er es. Dergleichen Gedancken hat das in Goͤttlichen
Sachen unverſtaͤndige Fleiſch und Blut an dem von Gott
zugeſchickten Leyden/ es kan ſich nicht einbilden/ wie ſo bit-
teres Leyden mit GOTTES Guͤtte und Liebe uͤberein-
komme:

Ach
D 2
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[27/0027] Leichen-Predigt. ſucht und gelaͤutert/ wie das Silber gelaͤutert wird. a Wo wuͤſten wir von Hiobs Gedult/ wenn GOtt nicht ſo viel und ſchweres Leyden uͤber ihn kommen laſſen. a Pſ. 66, 10 So zeiget das aͤchzende Chriſten-Hertz wie die Ley- dens-Laſt uͤber es kom̃t. Es zeigt aber auch an Wie ſolche ihm vorkom̃t. Hiob hat wol ein GOtt-gelaſſenes Hertz und Sinn/ aber auch Fleiſch und Blut: Es heiſſet mit ihm/ wie JEſus ſagt: b Der Geiſt iſt willig/ aber das Fleiſch iſt ſchwach. Und ſo gehets auch den Frommen/ die unter der Leydens- Laſt aͤchzen. Es kom̃t ihnen dieſelbe vor Nach dem Fleiſch erſchreck- und unertraͤglich: Erſchrecklich/ denn ſie ſehen ſolche an als von GOttes Zorn und Gram herruͤhrend/ wie die Grichiſche Bibel das Wort Raſi gegeben orgin Unwillen/ Zorn. Alſo ver- meinen die Frommen/ wenn ſie Creutz tragen/ ſie tragen GOttes Zorn. Wie Mich. VII. redet: c Wie auch Hiob in dem nach unſerm Text folgenden Worten dergleichen Gedancken entdecket; deine Pfeile ſtecken in mir/ und der- ſelben Grimm ſauget aus meinen Geiſt. Ach ja GOTT kom̃et ihnen wie dem Hiob vor/ verwandelt in einen Grau- ſamen/ der ſeinen Gram an ihnen erzeiget. d Wie ein Kind/ wenn es die Zucht-Ruthe des Vaters fiehlet/ glaubet der Vater haſſe es/ und ſey ihme gram/ und aus ſolchem peit- ſche er es. Dergleichen Gedancken hat das in Goͤttlichen Sachen unverſtaͤndige Fleiſch und Blut an dem von Gott zugeſchickten Leyden/ es kan ſich nicht einbilden/ wie ſo bit- teres Leyden mit GOTTES Guͤtte und Liebe uͤberein- komme: b Matth. v. 26, 41. c Mich. 7. v. 9. d Job. 30. v. 21. Ach D 2

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Zitationshilfe: Sommer, Caspar: Das unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz. Schlichtingsheim, [1704], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392455/27>, abgerufen am 29.03.2024.