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Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].

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Abdanckungs-Rede.
keit willen/ die vor GOtt gilt; welche nicht ist eines Engels
Gerechtigkeit/ sondern des Gehorsams und bluttigen Ver-
dienstes Christi. Durch diesen Glauben ist Jhr Gewissen
gereiniget von den todten Wercken/ und ist unsträfflich er-
halten worden auf den Tag ihres Todes. Denn GOtt hat
Jhr sagen lassen durch sein Wort/ und durch seinen Kirch-
Engel: Jch wil dir gnädig seyn/ du solt erlöset wer-
den/ daß du nicht hinunter fahrest ins Verderben;
denn ich habe eine Versöhnung funden.

Das II. Feld und Sinnbild an unsrem Kreckwi-
tzischen Grab- und Denckmahl/
zur rechten Seiten prae-
senti
ret die Liebe/ unter einer helleuchtenden Lampe mit
der Uberschrifft: Lasset euer Licht leuchten. Die Liebe
eine höchstnöthige Tugend. Wo sich diese nicht zeiget/ da
ists mit dem Glauben ein lauterer Betrug. Denn wo kein
Glantz/ da keine Sonne: Wo keine Hitze/ da kein Feuer:
Wo keine Bewegung/ da kein Leben: Also hat man auch den
Glauben für kein rechtschaffen Wesen zu achten/ so er nicht
durch die angenehmen Strahlen der Liebe denen Leuten in
die Augen fällt. Die Liebe muß bey dem Glauben seyn.
Der Glaube muß durch die Liebe thätig seyn. Und
zwar soll unsre Liebes-Lampe helle brennen zuföderst gegen
GOtt. Wir müssen GOtt lieben. Das will GOtt selbst/
wenn Er spricht: Du solt den Herrn deinen GOtt lie-
ben von gantzem Hertzen/ von gantzer Seele/ und von
gantzem Gemüthe.
Und warumb wolten wir GOtt
nicht lieben? Wir müssen ja lieben? Wollen wir unsre Liebe
verschencken? Wer ist sie würdiger zu nehmen als der/ der die
Liebe und Liebligkeit selbst ist. Wollen wir die Liebe ver-

kauf-
B 2

Abdanckungs-Rede.
keit willen/ die vor GOtt gilt; welche nicht iſt eines Engels
Gerechtigkeit/ ſondern des Gehorſams und bluttigen Ver-
dienſtes Chriſti. Durch dieſen Glauben iſt Jhr Gewiſſen
gereiniget von den todten Wercken/ und iſt unſtraͤfflich er-
halten worden auf den Tag ihres Todes. Deñ GOtt hat
Jhr ſagen laſſen durch ſein Wort/ und durch ſeinen Kirch-
Engel: Jch wil dir gnaͤdig ſeyn/ du ſolt erloͤſet wer-
den/ daß du nicht hinunter fahreſt ins Verderben;
denn ich habe eine Verſoͤhnung funden.

Das II. Feld und Sinnbild an unſrem Kreckwi-
tziſchen Grab- und Denckmahl/
zur rechten Seiten præ-
ſenti
ret die Liebe/ unter einer helleuchtenden Lampe mit
der Uberſchrifft: Laſſet euer Licht leuchten. Die Liebe
eine hoͤchſtnoͤthige Tugend. Wo ſich dieſe nicht zeiget/ da
iſts mit dem Glauben ein lauterer Betrug. Denn wo kein
Glantz/ da keine Sonne: Wo keine Hitze/ da kein Feuer:
Wo keine Bewegung/ da kein Leben: Alſo hat man auch den
Glauben fuͤr kein rechtſchaffen Weſen zu achten/ ſo er nicht
durch die angenehmen Strahlen der Liebe denen Leuten in
die Augen faͤllt. Die Liebe muß bey dem Glauben ſeyn.
Der Glaube muß durch die Liebe thaͤtig ſeyn. Und
zwar ſoll unſre Liebes-Lampe helle brennen zufoͤderſt gegen
GOtt. Wir muͤſſen GOtt lieben. Das will GOtt ſelbſt/
wenn Er ſpricht: Du ſolt den Herꝛn deinen GOtt lie-
ben von gantzem Hertzen/ von gantzeꝛ Seele/ und von
gantzem Gemuͤthe.
Und warumb wolten wir GOtt
nicht lieben? Wir muͤſſen ja lieben? Wollen wir unſre Liebe
verſchencken? Wer iſt ſie wuͤrdiger zu nehmen als der/ der die
Liebe und Liebligkeit ſelbſt iſt. Wollen wir die Liebe ver-

kauf-
B 2
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[11/0011] Abdanckungs-Rede. keit willen/ die vor GOtt gilt; welche nicht iſt eines Engels Gerechtigkeit/ ſondern des Gehorſams und bluttigen Ver- dienſtes Chriſti. Durch dieſen Glauben iſt Jhr Gewiſſen gereiniget von den todten Wercken/ und iſt unſtraͤfflich er- halten worden auf den Tag ihres Todes. Deñ GOtt hat Jhr ſagen laſſen durch ſein Wort/ und durch ſeinen Kirch- Engel: Jch wil dir gnaͤdig ſeyn/ du ſolt erloͤſet wer- den/ daß du nicht hinunter fahreſt ins Verderben; denn ich habe eine Verſoͤhnung funden. Das II. Feld und Sinnbild an unſrem Kreckwi- tziſchen Grab- und Denckmahl/ zur rechten Seiten præ- ſentiret die Liebe/ unter einer helleuchtenden Lampe mit der Uberſchrifft: Laſſet euer Licht leuchten. Die Liebe eine hoͤchſtnoͤthige Tugend. Wo ſich dieſe nicht zeiget/ da iſts mit dem Glauben ein lauterer Betrug. Denn wo kein Glantz/ da keine Sonne: Wo keine Hitze/ da kein Feuer: Wo keine Bewegung/ da kein Leben: Alſo hat man auch den Glauben fuͤr kein rechtſchaffen Weſen zu achten/ ſo er nicht durch die angenehmen Strahlen der Liebe denen Leuten in die Augen faͤllt. Die Liebe muß bey dem Glauben ſeyn. Der Glaube muß durch die Liebe thaͤtig ſeyn. Und zwar ſoll unſre Liebes-Lampe helle brennen zufoͤderſt gegen GOtt. Wir muͤſſen GOtt lieben. Das will GOtt ſelbſt/ wenn Er ſpricht: Du ſolt den Herꝛn deinen GOtt lie- ben von gantzem Hertzen/ von gantzeꝛ Seele/ und von gantzem Gemuͤthe. Und warumb wolten wir GOtt nicht lieben? Wir muͤſſen ja lieben? Wollen wir unſre Liebe verſchencken? Wer iſt ſie wuͤrdiger zu nehmen als der/ der die Liebe und Liebligkeit ſelbſt iſt. Wollen wir die Liebe ver- kauf- B 2

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Zitationshilfe: Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/11>, abgerufen am 24.04.2024.