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Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].

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Das unschuldig vergossene Blut.
tur Oblatio tua beneplacito, & a me non acceptatur in benevolen-
tia? Respondit Habel & dixit ad Cain: Est judicium, & est ju-
dex, & seculum aliud, & est donum praemii bonis justis, & vin-
dicta sumetur ab improbis, & in miserationem creatum est secu-
lum, & in misericordia ipse gubernat. Utiqve in fructibus bono-
rum (bonos) Deus gubernat. Qvod si fuerint opera mea recta prae
tuis, accipietur oblatio mea a me in beneplacito, & a te non ac-
cipietur in beneplacito. Et fuerunt ambo ipsi rixantes in agro, &
surrexit Cain adversus Habel, fratrem suum, & occidit eum. Conf.
etiam B. August. Pfeiffers Diatribe Philolog. de Colloqvio Caini &
Abelis ad Gen. cap. IV. v. 8. Thes. XI.)

Unser Mörder allhier in Johnsbach ist uns allen mehr als zu wohl
bekandt/ nemlich es ist Meister Daniel Zeibig/ Zeithero gewesener
Huff- und Gemein-Schmied/ bürtig aus Pirna/ welcher zehen Jahr
auff seinem Schmiede-Handwerck gearbeitet/ und manchen feinen
Orth in der Welt gesehen/ so in Geißing Meister worden/ und vor we-
nig Jahren hieher zu uns in die Gemeine-Schmiede gezogen. Wir
können ihm mit gutem Gewissen ein feines Zeugniß geben/ von wegen
seines wohlgeführten Christlichen Lebens-Wandels/ gestalten Er sich
mit jederman gar wohl vertragen/ er ist gewesen ein frommer Bether
und fleißiger Kirchen-Gänger/ sein eintziges Söhngen hat er immer
hertzlich geliebet/ und offters mit jedermans besondern Vergnügen bey
der Hand in und aus der Kirchen geführet. Diesen frommen Mann
hat der höllische Mord-Geist/ wider iedermans Vermuthen/ einge-
nommen/ verblendet und beredet/ als wenn er bey gegenwärtigen schwe-
ren Zeiten sich und sein Kind nicht würde ernähren und bekleiden kön-
nen/ daher er ihn offters verleitet/ daß er sich selbsten hängen sollen/ so
aber über das arme unschuldige Kind hinaus gelauffen/ (wie seine
eigne Worte lauten/) an welchem er zum Mörder worden/ und un-
schuldig Blut vergossen/ welches wir ferner sehen bey der grausamen
Mord-Geschicht/
wenn wir auch ansehen die Mord-that an sich
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]elbsten/
wie denn das unschuldige Blut vergossen worden. Im
[T]exte stehet: Und es begab sich/ da sie auff dem Felde waren/
[er]hub sich Cain wider seinen Bruder Habel/ und schlug ihn

todt.
Das unſchuldig vergoſſene Blut.
tur Oblatio tua beneplacito, & à me non acceptatur in benevolen-
tia? Reſpondit Habel & dixit ad Cain: Eſt judicium, & eſt ju-
dex, & ſeculum aliud, & eſt donum præmii bonis juſtis, & vin-
dicta ſumetur ab improbis, & in miſerationem creatum eſt ſecu-
lum, & in miſericordia ipſe gubernat. Utiqve in fructibus bono-
rum (bonos) Deus gubernat. Qvod ſi fuerint opera mea recta præ
tuis, accipietur oblatio mea â me in beneplacito, & à te non ac-
cipietur in beneplacito. Et fuerunt ambo ipſi rixantes in agro, &
ſurrexit Cain adverſus Habel, fratrem ſuum, & occidit eum. Conf.
etiam B. Auguſt. Pfeiffers Diatribe Philolog. de Colloqvio Caini &
Abelis ad Gen. cap. IV. v. 8. Theſ. XI.)

Unſer Moͤrder allhier in Johnsbach iſt uns allen mehr als zu wohl
bekandt/ nemlich es iſt Meiſter Daniel Zeibig/ Zeithero geweſener
Huff- und Gemein-Schmied/ buͤrtig aus Pirna/ welcher zehen Jahr
auff ſeinem Schmiede-Handwerck gearbeitet/ und manchen feinen
Orth in der Welt geſehen/ ſo in Geißing Meiſter worden/ und vor we-
nig Jahren hieher zu uns in die Gemeine-Schmiede gezogen. Wir
koͤnnen ihm mit gutem Gewiſſen ein feines Zeugniß geben/ von wegen
ſeines wohlgefuͤhrten Chriſtlichen Lebens-Wandels/ geſtalten Er ſich
mit jederman gar wohl vertragen/ er iſt geweſen ein frommer Bether
und fleißiger Kirchen-Gaͤnger/ ſein eintziges Soͤhngen hat er immer
hertzlich geliebet/ und offters mit jedermans beſondern Vergnuͤgen bey
der Hand in und aus der Kirchen gefuͤhret. Dieſen frommen Mann
hat der hoͤlliſche Mord-Geiſt/ wider iedermans Vermuthen/ einge-
nommen/ verblendet und beredet/ als wenn er bey gegenwaͤrtigen ſchwe-
ren Zeiten ſich und ſein Kind nicht wuͤrde ernaͤhren und bekleiden koͤn-
nen/ daher er ihn offters verleitet/ daß er ſich ſelbſten haͤngen ſollen/ ſo
aber uͤber das arme unſchuldige Kind hinaus gelauffen/ (wie ſeine
eigne Worte lauten/) an welchem er zum Moͤrder worden/ und un-
ſchuldig Blut vergoſſen/ welches wir ferner ſehen bey der grauſamen
Mord-Geſchicht/
wenn wir auch anſehen die Mord-that an ſich
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]elbſten/
wie denn das unſchuldige Blut vergoſſen worden. Im
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Zitationshilfe: Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701], S. 18[16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/421583/16>, abgerufen am 19.04.2024.