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Lazarus, Joachim: Christliche Leichpredigt. Oels, 1635.

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Christliche Leichpredigt.
nollem me una hora vivere. Wenn Er nicht lebete/
so begehrte ich mir nicht eine stunde zu leben.

Hierauß lernet Jhr Christlichen Andächtigen hertzen/
welches vnser schönster Trost auff dieser Welt sey/ fürwahr
nichts anders/ als das wir sagen können: Jch weiß das
mein Erlöser lebet. Diß ist Jobs Apotecken gewesen/ bey
so mannigfaltigem Creutz vnd elendt. Hiermit sollen sich
noch heutiges Tages alle betrübte Creutz-träger trösten.
Das diß gewiß vnd warhafftig sey/ hat sich auch bey vnserm
seligen Erbherrn bewiesen. Er hat ja auch inn seinem
Leben ein guttes Stück des Heyl. Creutzes tragen müssen.
Er ist bald im 7 Jahr seines alters seines lieben H. Vaters
durch den zeitlichen todt beraubet worden/ vnd hat müssen
König Davids Liedlein singen: Mein Vater vnd Mutter
verlassen mich/ aber der HERR nimmet mich auff. Er
hat in diesen Kriegesläufften einen grossen/ vnd fast vn-
vberwindtlichen Schaden an seinen Güttern erlitten/
Gott hat jhm/ wie den lieben Job/ mit vielem Creutz/
Elend/ vnd Trübsal beschweret: Es sindt jhm am ver-
gangenen Jahre vber 80 Vnterthanen/ an der Pest zue
Alberßdorff gestorben. Bey diesem allen hat sein Hertz
keinen schönern/ süssern/ bessern vnd gewissern Trost ge-
habt vnd begehret/ als daß er mit dem lieben Job gesaget:
Jch weiß das mein Erlöser lebet.

Von S. Clara hat man vor Zeiten gesaget: Man habe
das Bildtnüß des gecreutzigten HERRN JEsu in jhrem
hertzen funden. Von dem Heyligen Jgnatio hat man ge-
schrieben/ der Nahme JESUS habe mit güldenen Buch-
staben auß seinem hertzen gefünckelt. Das wolte ich auch
gerne sagen/ von vnserm seligen Erbherrn/ fürwahr sein
Hertz brante in seinem Leibe/ wenn er von dem HERRN

JEsu

Chriſtliche Leichpredigt.
nollem me unâ horâ vivere. Wenn Er nicht lebete/
ſo begehrte ich mir nicht eine ſtunde zu leben.

Hierauß lernet Jhr Chriſtlichen Andaͤchtigen hertzen/
welches vnſer ſchoͤnſter Troſt auff dieſer Welt ſey/ fuͤrwahr
nichts anders/ als das wir ſagen koͤnnen: Jch weiß das
mein Erloͤſer lebet. Diß iſt Jobs Apotecken geweſen/ bey
ſo mannigfaltigem Creutz vnd elendt. Hiermit ſollen ſich
noch heutiges Tages alle betruͤbte Creutz-traͤger troͤſten.
Das diß gewiß vnd warhafftig ſey/ hat ſich auch bey vnſerm
ſeligen Erbherꝛn bewieſen. Er hat ja auch inn ſeinem
Leben ein guttes Stuͤck des Heyl. Creutzes tragen muͤſſen.
Er iſt bald im 7 Jahr ſeines alters ſeines lieben H. Vaters
durch den zeitlichen todt beraubet worden/ vnd hat muͤſſen
Koͤnig Davids Liedlein ſingen: Mein Vater vnd Mutter
verlaſſen mich/ aber der HERR nimmet mich auff. Er
hat in dieſen Kriegeslaͤufften einen groſſen/ vnd faſt vn-
vberwindtlichen Schaden an ſeinen Guͤttern erlitten/
Gott hat jhm/ wie den lieben Job/ mit vielem Creutz/
Elend/ vnd Truͤbſal beſchweret: Es ſindt jhm am ver-
gangenen Jahre vber 80 Vnterthanen/ an der Peſt zue
Alberßdorff geſtorben. Bey dieſem allen hat ſein Hertz
keinen ſchoͤnern/ ſuͤſſern/ beſſern vnd gewiſſern Troſt ge-
habt vnd begehret/ als daß er mit dem lieben Job geſaget:
Jch weiß das mein Erloͤſer lebet.

Von S. Clara hat man vor Zeiten geſaget: Man habe
das Bildtnuͤß des gecreutzigten HERRN JEſu in jhꝛem
hertzen funden. Von dem Heyligen Jgnatio hat man ge-
ſchrieben/ der Nahme JESUS habe mit guͤldenen Buch-
ſtaben auß ſeinem hertzen gefuͤnckelt. Das wolte ich auch
gerne ſagen/ von vnſerm ſeligen Erbherꝛn/ fuͤrwahr ſein
Hertz brante in ſeinem Leibe/ wenn er von dem HERRN

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[[23]/0023] Chriſtliche Leichpredigt. nollem me unâ horâ vivere. Wenn Er nicht lebete/ ſo begehrte ich mir nicht eine ſtunde zu leben. Hierauß lernet Jhr Chriſtlichen Andaͤchtigen hertzen/ welches vnſer ſchoͤnſter Troſt auff dieſer Welt ſey/ fuͤrwahr nichts anders/ als das wir ſagen koͤnnen: Jch weiß das mein Erloͤſer lebet. Diß iſt Jobs Apotecken geweſen/ bey ſo mannigfaltigem Creutz vnd elendt. Hiermit ſollen ſich noch heutiges Tages alle betruͤbte Creutz-traͤger troͤſten. Das diß gewiß vñ warhafftig ſey/ hat ſich auch bey vnſerm ſeligen Erbherꝛn bewieſen. Er hat ja auch inn ſeinem Leben ein guttes Stuͤck des Heyl. Creutzes tragen muͤſſen. Er iſt bald im 7 Jahr ſeines alters ſeines lieben H. Vaters durch den zeitlichen todt beraubet worden/ vnd hat muͤſſen Koͤnig Davids Liedlein ſingen: Mein Vater vñ Mutter verlaſſen mich/ aber der HERR nimmet mich auff. Er hat in dieſen Kriegeslaͤufften einen groſſen/ vnd faſt vn- vberwindtlichen Schaden an ſeinen Guͤttern erlitten/ Gott hat jhm/ wie den lieben Job/ mit vielem Creutz/ Elend/ vnd Truͤbſal beſchweret: Es ſindt jhm am ver- gangenen Jahre vber 80 Vnterthanen/ an der Peſt zue Alberßdorff geſtorben. Bey dieſem allen hat ſein Hertz keinen ſchoͤnern/ ſuͤſſern/ beſſern vnd gewiſſern Troſt ge- habt vnd begehret/ als daß er mit dem lieben Job geſaget: Jch weiß das mein Erloͤſer lebet. Von S. Clara hat man vor Zeiten geſaget: Man habe das Bildtnuͤß des gecreutzigten HERRN JEſu in jhꝛem hertzen funden. Von dem Heyligen Jgnatio hat man ge- ſchrieben/ der Nahme JESUS habe mit guͤldenen Buch- ſtaben auß ſeinem hertzen gefuͤnckelt. Das wolte ich auch gerne ſagen/ von vnſerm ſeligen Erbherꝛn/ fuͤrwahr ſein Hertz brante in ſeinem Leibe/ wenn er von dem HERRN JEſu

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Zitationshilfe: Lazarus, Joachim: Christliche Leichpredigt. Oels, 1635, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508142/23>, abgerufen am 29.03.2024.