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Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626.

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Leichpredigt.
atus est unus ex nullo, alter ex illo. Vnter den beyden
ersten Menschen ist der eine von keinem/ oder aus nichts/
der ander aber aus demselben ersten erschaffen worden. Es
ist auch die Eva von Adam genommen/ darumb bleibets
noch dabey/ das von einem Blut aller Menschen geschlech-
te auff den gantzen Erdboden wohnen/ vnnd alle geschlech-
ter/ Nationen vnnd Völcker einen anfang/ einen Stam-
bawm vnd einen Vater/ den Adam/ haben.

3. Meldet der Apostel auch causam finalem, zu wel-
chem ende GOtt der Herr nicht allein die Menschen er-
schaffen/ sondern auch in gewisse geschlechter vnnd Stände
in vnd abgetheilet: Nemblich/ nicht darumb/ das sie allhier
auff dieser Welt in Epicurischer weltlust vnd frewde leben/
vnd darin jhre höchste frewde vnd summum bonum suchen
solten/ sondern das sie in gemein GOtt erkennen/ demselbi-
gen fürchten/ lieben/ ehren vnd preisen sollen.

Denn das ist einmal gewiß vnd war: Alles was Gott
der Herr im Himmel vnd auff Erden geschaffen/ das
hat er alles dem Menschen zu dienst vnd nutzen erschaffen/
hominem vero propter seipsum condidit, den Men-
schen aber hat er gemacht/ das er jhm dienen/ jhn ehren/ vnd
jhn als dz höchste Gut erkennen/ lieben vnd annemen sol.

Sonderlich aber die fürnemen geschlechter so von Gott
fur andern geadelt vnd herfür gezogen/ sollen als ein sonder-
liches exemplar pietatis & omnium virtutum, als ein
herrlicher Spiegel der Gottesfurcht vnd aller andern tugen-
den/ andern geschlechten vorleuchten.

Der Herr Christus sagt Matth. 5. Man zündet
nicht ein Liecht an vnd setzet es vnter einen Scheffel/ sondern
auff einen Leuchter/ so leuchtet es allen die im hause sind.

Nun
C

Leichpredigt.
atus eſt unus ex nullo, alter ex illo. Vnter den beyden
erſten Menſchen iſt der eine von keinem/ oder aus nichts/
der ander aber aus demſelben erſten erſchaffen worden. Es
iſt auch die Eva von Adam genommen/ darumb bleibets
noch dabey/ das von einem Blut aller Menſchen geſchlech-
te auff den gantzen Erdboden wohnen/ vnnd alle geſchlech-
ter/ Nationen vnnd Voͤlcker einen anfang/ einen Stam-
bawm vnd einen Vater/ den Adam/ haben.

3. Meldet der Apoſtel auch cauſam finalem, zu wel-
chem ende GOtt der Herr nicht allein die Menſchen er-
ſchaffen/ ſondern auch in gewiſſe geſchlechter vnnd Staͤnde
in vnd abgetheilet: Nemblich/ nicht darumb/ das ſie allhier
auff dieſer Welt in Epicuriſcher weltluſt vnd frewde leben/
vnd darin jhre hoͤchſte frewde vnd ſummum bonum ſuchẽ
ſolten/ ſondern das ſie in gemein GOtt erkennen/ demſelbi-
gen fuͤrchten/ lieben/ ehren vnd preiſen ſollen.

Denn das iſt einmal gewiß vnd war: Alles was Gott
der Herr im Himmel vnd auff Erden geſchaffen/ das
hat er alles dem Menſchen zu dienſt vnd nutzen erſchaffen/
hominem verò propter ſeipſum condidit, den Men-
ſchen aber hat er gemacht/ das er jhm dienen/ jhn ehren/ vnd
jhn als dz hoͤchſte Gut erkennen/ lieben vnd annemen ſol.

Sonderlich aber die fuͤrnemen geſchlechter ſo von Gott
fur andern geadelt vnd herfuͤr gezogen/ ſollen als ein ſonder-
liches exemplar pietatis & omnium virtutum, als ein
herrlicher Spiegel der Gottesfurcht vnd aller andern tugen-
den/ andern geſchlechten vorleuchten.

Der Herr Chriſtus ſagt Matth. 5. Man zuͤndet
nicht ein Liecht an vnd ſetzet es vnter einen Scheffel/ ſondern
auff einen Leuchter/ ſo leuchtet es allen die im hauſe ſind.

Nun
C
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[15/0017] Leichpredigt. atus eſt unus ex nullo, alter ex illo. Vnter den beyden erſten Menſchen iſt der eine von keinem/ oder aus nichts/ der ander aber aus demſelben erſten erſchaffen worden. Es iſt auch die Eva von Adam genommen/ darumb bleibets noch dabey/ das von einem Blut aller Menſchen geſchlech- te auff den gantzen Erdboden wohnen/ vnnd alle geſchlech- ter/ Nationen vnnd Voͤlcker einen anfang/ einen Stam- bawm vnd einen Vater/ den Adam/ haben. 3. Meldet der Apoſtel auch cauſam finalem, zu wel- chem ende GOtt der Herr nicht allein die Menſchen er- ſchaffen/ ſondern auch in gewiſſe geſchlechter vnnd Staͤnde in vnd abgetheilet: Nemblich/ nicht darumb/ das ſie allhier auff dieſer Welt in Epicuriſcher weltluſt vnd frewde leben/ vnd darin jhre hoͤchſte frewde vnd ſummum bonum ſuchẽ ſolten/ ſondern das ſie in gemein GOtt erkennen/ demſelbi- gen fuͤrchten/ lieben/ ehren vnd preiſen ſollen. Denn das iſt einmal gewiß vnd war: Alles was Gott der Herr im Himmel vnd auff Erden geſchaffen/ das hat er alles dem Menſchen zu dienſt vnd nutzen erſchaffen/ hominem verò propter ſeipſum condidit, den Men- ſchen aber hat er gemacht/ das er jhm dienen/ jhn ehren/ vnd jhn als dz hoͤchſte Gut erkennen/ lieben vnd annemen ſol. Sonderlich aber die fuͤrnemen geſchlechter ſo von Gott fur andern geadelt vnd herfuͤr gezogen/ ſollen als ein ſonder- liches exemplar pietatis & omnium virtutum, als ein herrlicher Spiegel der Gottesfurcht vnd aller andern tugen- den/ andern geſchlechten vorleuchten. Der Herr Chriſtus ſagt Matth. 5. Man zuͤndet nicht ein Liecht an vnd ſetzet es vnter einen Scheffel/ ſondern auff einen Leuchter/ ſo leuchtet es allen die im hauſe ſind. Nun C

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Zitationshilfe: Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508146/17>, abgerufen am 18.04.2024.