Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche
ist Hieronymus gestorben und hat also in der That erfahren/ was jener zu wissen
verlangte/ ist aber kurtz hirauff ihm in Gesichte erschienen und zu ihm gesagt/
es sey leichter den Sand am Meer/ die Sternen an Himmel/ die Tropffen in
Regen zu zehlen/ als daß er das ewige Leben und dessen Herrligkeit beschreiben
könte. Er hätte es nicht gegläubet/ wenn er es nicht selber gesehen. Hier wurde
der liebe Mann gedrücket/ weil er GOtt lieb war/ muste es so seyn/ ohne Anfech-
tung kunte er hier nicht bleiben/ auff daß er bewähret würde/ Tob. 12/13. Doch
fassete er als ein geduldiger Creutzträger seine Seele mit Gedult/ und wuste
mit sanfften ruhigen Geist dem gnädigen Willen GOttes sich zu ergeben/ und
unter der Creutzes Last/ die ihn drückte/ seinem Heylande biß in den Tod treu zu
verbleiben/ daher es ihm auch an seiner Erqvickung durch Lebendig-
machung/ Großmachung und Trostreichung/
niemals GOTT hat
fehlen lassen. Nun ist er gar heraus gerissen aus der Angst/ wer will seines Lebens
Länge ausreden:    Hier ist er in Angst gewesen/ dort aber wird er genesen/
Jn ewiger Freude und Wonne/ wird leuchten wie die helle Sonne.

Er ist kommen aus grossen Trübsal/ und hat sein Kleid gewaschen und helle
gemacht in dem Blute des Lammes. Darumb ist er für den Stul GOttes/
und dienet ihm Tag und Nacht in seinen Tempel/ Apoc. 7/14. Also müssen de-
nen/ die GOtt lieben und ihm dienen alle Dinge zum besten dienen/ Rom. 8/28.

Und hieran gedencken nun die sämbtlichen Hochbetrübten/ und wir alle mit
ihnen/ die wir in CHristo JEsu Gottselig leben wollen. Hier muß es gedrückt
seyn. Wir müssen erfahren viel und grosse Angst. Aber dieses nicht ewiglich.
GOtt will uns unter der Angst-Bürde wieder herfür holen/ und mit seinen
Gnaden-Strahlen anblicken. Durch das Leid zur Freud. Durch Trübsal zum
Labsal. Auff das drücken/ erqvicken. Erqvicken will uns GOtt zeitlich/ erqvicken
allermeist ewig/ da die Tage alles Leidens sollen ein Ende haben Da ewige Freu-
de wird über unsern Häupte seyn/ Freude und Wonne uns wird ergreiffen und
Schmertzen und Seufstzen weg müssen/ Es. 35/10.

[Beginn Spaltensatz]
GOttes Kinder säen zwar/
Traurig und mit Thränen/
Aber endlich bringt das Jahr/
Wornach sie sich sehen/
Denn es kömt die Ernde-Zeit/
Da sie Garben machen/
Da wird all ihr Gram und Leid
Lauter Freud und Lachen.
[Spaltenumbruch] Ey so fasse/ Christen-Hertz
Deine Angst und Schmertzen.
Wirff sie frölich hinterwerts/
Laß des Trostes Kertzen
Dich entzünden mehr und mehr/
Gib dem grossen Nahmen
Deines GOttes Preiß und Ehr:
Er wird helffen/ Amen!
[Ende Spaltensatz]
Lebens-

Chriſtliche
iſt Hieronymus geſtorben und hat alſo in der That erfahren/ was jener zu wiſſen
verlangte/ iſt aber kurtz hirauff ihm in Geſichte erſchienen und zu ihm geſagt/
es ſey leichter den Sand am Meer/ die Sternen an Himmel/ die Tropffen in
Regen zu zehlen/ als daß er das ewige Leben und deſſen Herrligkeit beſchreiben
koͤnte. Er haͤtte es nicht geglaͤubet/ wenn er es nicht ſelber geſehen. Hier wurde
der liebe Mann gedruͤcket/ weil er GOtt lieb war/ muſte es ſo ſeyn/ ohne Anfech-
tung kunte er hier nicht bleiben/ auff daß er bewaͤhret wuͤrde/ Tob. 12/13. Doch
faſſete er als ein geduldiger Creutztraͤger ſeine Seele mit Gedult/ und wuſte
mit ſanfften ruhigen Geiſt dem gnaͤdigen Willen GOttes ſich zu ergeben/ und
unter der Creutzes Laſt/ die ihn druͤckte/ ſeinem Heylande biß in den Tod treu zu
verbleiben/ daher es ihm auch an ſeiner Erqvickung durch Lebendig-
machung/ Großmachung und Troſtreichung/
niemals GOTT hat
fehlen laſſen. Nun iſt er gar heraus geriſſen aus der Angſt/ wer will ſeines Lebens
Laͤnge ausreden:    Hier iſt er in Angſt geweſen/ dort aber wird er geneſen/
Jn ewiger Freude und Wonne/ wird leuchten wie die helle Sonne.

Er iſt kommen aus groſſen Truͤbſal/ und hat ſein Kleid gewaſchen und helle
gemacht in dem Blute des Lammes. Darumb iſt er fuͤr den Stul GOttes/
und dienet ihm Tag und Nacht in ſeinen Tempel/ Apoc. 7/14. Alſo muͤſſen de-
nen/ die GOtt lieben und ihm dienen alle Dinge zum beſten dienen/ Rom. 8/28.

Und hieran gedencken nun die ſaͤmbtlichen Hochbetruͤbten/ und wir alle mit
ihnen/ die wir in CHriſto JEſu Gottſelig leben wollen. Hier muß es gedruͤckt
ſeyn. Wir muͤſſen erfahren viel und groſſe Angſt. Aber dieſes nicht ewiglich.
GOtt will uns unter der Angſt-Buͤrde wieder herfuͤr holen/ und mit ſeinen
Gnaden-Strahlen anblicken. Durch das Leid zur Freud. Durch Truͤbſal zum
Labſal. Auff das druͤcken/ erqvicken. Erqvicken will uns GOtt zeitlich/ erqvicken
allermeiſt ewig/ da die Tage alles Leidens ſollen ein Ende haben Da ewige Freu-
de wird uͤber unſern Haͤupte ſeyn/ Freude und Wonne uns wird ergreiffen und
Schmertzen und Seufſtzen weg muͤſſen/ Eſ. 35/10.

[Beginn Spaltensatz]
GOttes Kinder ſaͤen zwar/
Traurig und mit Thraͤnen/
Aber endlich bringt das Jahr/
Wornach ſie ſich ſehen/
Denn es koͤmt die Ernde-Zeit/
Da ſie Garben machen/
Da wird all ihr Gram und Leid
Lauter Freud und Lachen.
[Spaltenumbruch] Ey ſo faſſe/ Chriſten-Hertz
Deine Angſt uñ Schmertzen.
Wirff ſie froͤlich hinterwerts/
Laß des Troſtes Kertzen
Dich entzuͤnden mehr und mehr/
Gib dem groſſen Nahmen
Deines GOttes Preiß und Ehr:
Er wird helffen/ Amen!
[Ende Spaltensatz]
Lebens-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0030"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t <hi rendition="#aq"><persName>Hieronymus</persName></hi> ge&#x017F;torben und hat al&#x017F;o in der That erfahren/ was jener zu wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
verlangte/ i&#x017F;t aber kurtz hirauff ihm in Ge&#x017F;ichte er&#x017F;chienen und zu ihm ge&#x017F;agt/<lb/>
es &#x017F;ey leichter den Sand am Meer/ die Sternen an Himmel/ die Tropffen in<lb/>
Regen zu zehlen/ als daß er das ewige Leben und de&#x017F;&#x017F;en Herrligkeit be&#x017F;chreiben<lb/>
ko&#x0364;nte. Er ha&#x0364;tte es nicht gegla&#x0364;ubet/ wenn er es nicht &#x017F;elber ge&#x017F;ehen. Hier wurde<lb/>
der liebe Mann gedru&#x0364;cket/ weil er GOtt lieb war/ mu&#x017F;te es &#x017F;o &#x017F;eyn/ ohne Anfech-<lb/>
tung kunte er hier nicht bleiben/ auff daß er bewa&#x0364;hret wu&#x0364;rde/ Tob. 12/13. Doch<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ete er als ein geduldiger Creutztra&#x0364;ger &#x017F;eine Seele mit Gedult/ und wu&#x017F;te<lb/>
mit &#x017F;anfften ruhigen Gei&#x017F;t dem gna&#x0364;digen Willen GOttes &#x017F;ich zu ergeben/ und<lb/>
unter der Creutzes La&#x017F;t/ die ihn dru&#x0364;ckte/ &#x017F;einem Heylande biß in den Tod treu zu<lb/>
verbleiben/ daher es ihm auch an &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Erqvickung durch Lebendig-<lb/>
machung/ Großmachung und Tro&#x017F;treichung/</hi> niemals GOTT hat<lb/>
fehlen la&#x017F;&#x017F;en. Nun i&#x017F;t er gar heraus geri&#x017F;&#x017F;en aus der Ang&#x017F;t/ wer will &#x017F;eines Lebens<lb/>
La&#x0364;nge ausreden: <space dim="horizontal"/>Hier i&#x017F;t er in Ang&#x017F;t gewe&#x017F;en/ dort aber wird er gene&#x017F;en/<lb/><hi rendition="#c">Jn ewiger Freude und Wonne/ wird leuchten wie die helle Sonne.</hi></p><lb/>
          <p>Er i&#x017F;t kommen aus gro&#x017F;&#x017F;en Tru&#x0364;b&#x017F;al/ und hat &#x017F;ein Kleid gewa&#x017F;chen und helle<lb/>
gemacht in dem Blute des Lammes. Darumb i&#x017F;t er fu&#x0364;r den Stul GOttes/<lb/>
und dienet ihm Tag und Nacht in &#x017F;einen Tempel/ Apoc. 7/14. Al&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en de-<lb/>
nen/ die GOtt lieben und ihm dienen alle Dinge zum be&#x017F;ten dienen/ Rom. 8/28.</p><lb/>
          <p>Und hieran gedencken nun die &#x017F;a&#x0364;mbtlichen Hochbetru&#x0364;bten/ und wir alle mit<lb/>
ihnen/ die wir in CHri&#x017F;to JE&#x017F;u Gott&#x017F;elig leben wollen. Hier muß es gedru&#x0364;ckt<lb/>
&#x017F;eyn. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en erfahren viel und gro&#x017F;&#x017F;e Ang&#x017F;t. Aber die&#x017F;es nicht ewiglich.<lb/>
GOtt will uns unter der Ang&#x017F;t-Bu&#x0364;rde wieder herfu&#x0364;r holen/ und mit &#x017F;einen<lb/>
Gnaden-Strahlen anblicken. Durch das Leid zur Freud. Durch Tru&#x0364;b&#x017F;al zum<lb/>
Lab&#x017F;al. Auff das dru&#x0364;cken/ erqvicken. Erqvicken will uns GOtt zeitlich/ erqvicken<lb/>
allermei&#x017F;t ewig/ da die Tage alles Leidens &#x017F;ollen ein Ende haben Da ewige Freu-<lb/>
de wird u&#x0364;ber un&#x017F;ern Ha&#x0364;upte &#x017F;eyn/ Freude und Wonne uns wird ergreiffen und<lb/>
Schmertzen und Seuf&#x017F;tzen weg mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ E&#x017F;. 35/10.</p><lb/>
          <cb type="start"/>
          <lg type="poem">
            <l>GOttes Kinder &#x017F;a&#x0364;en zwar/</l><lb/>
            <l>Traurig und mit Thra&#x0364;nen/</l><lb/>
            <l>Aber endlich bringt das Jahr/</l><lb/>
            <l>Wornach &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;ehen/</l><lb/>
            <l>Denn es ko&#x0364;mt die Ernde-Zeit/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie Garben machen/</l><lb/>
            <l>Da wird all ihr Gram und Leid</l><lb/>
            <l>Lauter Freud und Lachen.</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Ey &#x017F;o fa&#x017F;&#x017F;e/ Chri&#x017F;ten-Hertz</l><lb/>
            <l>Deine Ang&#x017F;t un&#x0303; Schmertzen.</l><lb/>
            <l>Wirff &#x017F;ie fro&#x0364;lich hinterwerts/</l><lb/>
            <l>Laß des Tro&#x017F;tes Kertzen</l><lb/>
            <l>Dich entzu&#x0364;nden mehr und mehr/</l><lb/>
            <l>Gib dem gro&#x017F;&#x017F;en Nahmen</l><lb/>
            <l>Deines GOttes Preiß und Ehr:</l><lb/>
            <l>Er wird helffen/ Amen!</l>
          </lg>
          <cb type="end"/>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Lebens-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0030] Chriſtliche iſt Hieronymus geſtorben und hat alſo in der That erfahren/ was jener zu wiſſen verlangte/ iſt aber kurtz hirauff ihm in Geſichte erſchienen und zu ihm geſagt/ es ſey leichter den Sand am Meer/ die Sternen an Himmel/ die Tropffen in Regen zu zehlen/ als daß er das ewige Leben und deſſen Herrligkeit beſchreiben koͤnte. Er haͤtte es nicht geglaͤubet/ wenn er es nicht ſelber geſehen. Hier wurde der liebe Mann gedruͤcket/ weil er GOtt lieb war/ muſte es ſo ſeyn/ ohne Anfech- tung kunte er hier nicht bleiben/ auff daß er bewaͤhret wuͤrde/ Tob. 12/13. Doch faſſete er als ein geduldiger Creutztraͤger ſeine Seele mit Gedult/ und wuſte mit ſanfften ruhigen Geiſt dem gnaͤdigen Willen GOttes ſich zu ergeben/ und unter der Creutzes Laſt/ die ihn druͤckte/ ſeinem Heylande biß in den Tod treu zu verbleiben/ daher es ihm auch an ſeiner Erqvickung durch Lebendig- machung/ Großmachung und Troſtreichung/ niemals GOTT hat fehlen laſſen. Nun iſt er gar heraus geriſſen aus der Angſt/ wer will ſeines Lebens Laͤnge ausreden: Hier iſt er in Angſt geweſen/ dort aber wird er geneſen/ Jn ewiger Freude und Wonne/ wird leuchten wie die helle Sonne. Er iſt kommen aus groſſen Truͤbſal/ und hat ſein Kleid gewaſchen und helle gemacht in dem Blute des Lammes. Darumb iſt er fuͤr den Stul GOttes/ und dienet ihm Tag und Nacht in ſeinen Tempel/ Apoc. 7/14. Alſo muͤſſen de- nen/ die GOtt lieben und ihm dienen alle Dinge zum beſten dienen/ Rom. 8/28. Und hieran gedencken nun die ſaͤmbtlichen Hochbetruͤbten/ und wir alle mit ihnen/ die wir in CHriſto JEſu Gottſelig leben wollen. Hier muß es gedruͤckt ſeyn. Wir muͤſſen erfahren viel und groſſe Angſt. Aber dieſes nicht ewiglich. GOtt will uns unter der Angſt-Buͤrde wieder herfuͤr holen/ und mit ſeinen Gnaden-Strahlen anblicken. Durch das Leid zur Freud. Durch Truͤbſal zum Labſal. Auff das druͤcken/ erqvicken. Erqvicken will uns GOtt zeitlich/ erqvicken allermeiſt ewig/ da die Tage alles Leidens ſollen ein Ende haben Da ewige Freu- de wird uͤber unſern Haͤupte ſeyn/ Freude und Wonne uns wird ergreiffen und Schmertzen und Seufſtzen weg muͤſſen/ Eſ. 35/10. GOttes Kinder ſaͤen zwar/ Traurig und mit Thraͤnen/ Aber endlich bringt das Jahr/ Wornach ſie ſich ſehen/ Denn es koͤmt die Ernde-Zeit/ Da ſie Garben machen/ Da wird all ihr Gram und Leid Lauter Freud und Lachen. Ey ſo faſſe/ Chriſten-Hertz Deine Angſt uñ Schmertzen. Wirff ſie froͤlich hinterwerts/ Laß des Troſtes Kertzen Dich entzuͤnden mehr und mehr/ Gib dem groſſen Nahmen Deines GOttes Preiß und Ehr: Er wird helffen/ Amen! Lebens-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508321
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508321/30
Zitationshilfe: Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508321/30>, abgerufen am 19.04.2024.