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Hyller, Martin: Exequiae Horstianae. Leipzig, 1625.

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Leichpredigt.
durch den Todt dahin gehet/ vnd in der zeit/ da es in ei-
nem Land oder Stadt seltzam durch einander gehet/ hat
in warheit mehr vrsache ein gantz Jsrael/ das es sich
versamle vnd trage leide vmb jhn/
als das man in
seinen Leben suchete vnd herumb wühle/ weil man nicht
bald andere Subjecta finden kan/ die mit derogleichen
qualireten begabt sind. Jch habe noch nicht das aller-
schönste Liecht so helle sehen brennen/ daß nicht auch het-
te seine Putzen gehabt. Es fellt auch der Gerechte/ vnd
nicht in sieben Tagen einmahl/ sondern des Tages sie-
ben mal/ vnd stehet wieder auff/ aber dieGottlo-
sen versincken in Vnglück/
Prov. 24.

Prov. 24.
v. 17.
Plutarch. in
vita Pyrrhi.

Als einsmahls der König Pyrrhus seinen geheimen
Rath Cyneam gen Rom in hochwichtigen Sachen ab-
fertigte/ vnd er nach derselbigen verrichtung widerumb
anheim kam/ vnd jhn der König fragte wie jhm der Rath
zu Rom gefallen hette/ gab er seinem Könige zur Ant-
wort/ jhn hette gedaucht videre se consessirm Regum,
er sehe ein grosse menge ansehlicher Könige fär sich.

Heutiges Tages aber/ wenn man sich ein wenig
vmbsiehet/ wird man befinden/ daß Gott seine Drewun-
gen erfülle/ vnd den Vorrath stattlicher vnd dapfferer
Leute an vnterschiedenen Orten fast eben geschwind hin-
weg nehme. Wie wenig giebt es alte vnd betagte Für-
sten im Reich! Wie seltzam wollen werden Gelehrte/
erfahrne vnd woltüchtige Räthe! Wie versterben sich die
alten erfahrnen Rattherrn in diesen löblichen Fürsten-
thümern! Wie wird es vberal in den Städten beklagt!
Wie solte es so bald an nützlichen Leuten mangeln! Zu-

mahl
D

Leichpredigt.
durch den Todt dahin gehet/ vnd in der zeit/ da es in ei-
nem Land oder Stadt ſeltzam durch einander gehet/ hat
in warheit mehr vrſache ein gantz Jſrael/ das es ſich
verſamle vnd trage leide vmb jhn/
als das man in
ſeinen Leben ſuchete vnd herumb wuͤhle/ weil man nicht
bald andere Subjecta finden kan/ die mit derogleichen
qualireten begabt ſind. Jch habe noch nicht das aller-
ſchoͤnſte Liecht ſo helle ſehen brennen/ daß nicht auch het-
te ſeine Putzen gehabt. Es fellt auch der Gerechte/ vnd
nicht in ſieben Tagen einmahl/ ſondern des Tages ſie-
ben mal/ vnd ſtehet wieder auff/ aber dieGottlo-
ſen verſincken in Vngluͤck/
Prov. 24.

Prov. 24.
v. 17.
Plutarch. in
vita Pyrrhi.

Als einsmahls der Koͤnig Pyrrhus ſeinen geheimen
Rath Cyneam gen Rom in hochwichtigen Sachen ab-
fertigte/ vnd er nach derſelbigen verrichtung widerumb
anheim kam/ vnd jhn der Koͤnig fragte wie jhm der Rath
zu Rom gefallen hette/ gab er ſeinem Koͤnige zur Ant-
wort/ jhn hette gedaucht videre ſe conſeſſirm Regum,
er ſehe ein groſſe menge anſehlicher Koͤnige faͤr ſich.

Heutiges Tages aber/ wenn man ſich ein wenig
vmbſiehet/ wird man befinden/ daß Gott ſeine Drewun-
gen erfuͤlle/ vnd den Vorrath ſtattlicher vnd dapfferer
Leute an vnterſchiedenen Orten faſt eben geſchwind hin-
weg nehme. Wie wenig giebt es alte vnd betagte Fuͤr-
ſten im Reich! Wie ſeltzam wollen werden Gelehrte/
erfahrne vnd woltuͤchtige Raͤthe! Wie verſterben ſich die
alten erfahrnen Rattherrn in dieſen loͤblichen Fuͤrſten-
thuͤmern! Wie wird es vberal in den Staͤdten beklagt!
Wie ſolte es ſo bald an nuͤtzlichen Leuten mangeln! Zu-

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[23/0025] Leichpredigt. durch den Todt dahin gehet/ vnd in der zeit/ da es in ei- nem Land oder Stadt ſeltzam durch einander gehet/ hat in warheit mehr vrſache ein gantz Jſrael/ das es ſich verſamle vnd trage leide vmb jhn/ als das man in ſeinen Leben ſuchete vnd herumb wuͤhle/ weil man nicht bald andere Subjecta finden kan/ die mit derogleichen qualireten begabt ſind. Jch habe noch nicht das aller- ſchoͤnſte Liecht ſo helle ſehen brennen/ daß nicht auch het- te ſeine Putzen gehabt. Es fellt auch der Gerechte/ vnd nicht in ſieben Tagen einmahl/ ſondern des Tages ſie- ben mal/ vnd ſtehet wieder auff/ aber dieGottlo- ſen verſincken in Vngluͤck/ Prov. 24. Als einsmahls der Koͤnig Pyrrhus ſeinen geheimen Rath Cyneam gen Rom in hochwichtigen Sachen ab- fertigte/ vnd er nach derſelbigen verrichtung widerumb anheim kam/ vnd jhn der Koͤnig fragte wie jhm der Rath zu Rom gefallen hette/ gab er ſeinem Koͤnige zur Ant- wort/ jhn hette gedaucht videre ſe conſeſſirm Regum, er ſehe ein groſſe menge anſehlicher Koͤnige faͤr ſich. Heutiges Tages aber/ wenn man ſich ein wenig vmbſiehet/ wird man befinden/ daß Gott ſeine Drewun- gen erfuͤlle/ vnd den Vorrath ſtattlicher vnd dapfferer Leute an vnterſchiedenen Orten faſt eben geſchwind hin- weg nehme. Wie wenig giebt es alte vnd betagte Fuͤr- ſten im Reich! Wie ſeltzam wollen werden Gelehrte/ erfahrne vnd woltuͤchtige Raͤthe! Wie verſterben ſich die alten erfahrnen Rattherrn in dieſen loͤblichen Fuͤrſten- thuͤmern! Wie wird es vberal in den Staͤdten beklagt! Wie ſolte es ſo bald an nuͤtzlichen Leuten mangeln! Zu- mahl D

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Zitationshilfe: Hyller, Martin: Exequiae Horstianae. Leipzig, 1625, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508436/25>, abgerufen am 28.03.2024.