Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Letsch, Johann: Stephan(o)logia [gr.] Sacra. Brieg, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

lon, ein Epicurischer Cham/ ein Gottloser Cain/
ein Ungerathener Amnon, an welchen Sie nichts
alß eitel Hertzeleid gehabet/ so haben Eltern nit so
groß ursach zu trauren/ sondern Gott zu dancken/
daß Sie deß kummers überhaben; Wann aber
stirbet ein GOtt liebender Joseph/ ein stiller und
eingezogener Tobias/ ein Friedsamer Salomon/
ein fromer gehorsamer/ erwachsener/ wolgerathe-
ner und dazu nach einiger Sohn/ so will es fast heis
sen: Mala haec eße majora lachrymis, wie Kay-
ser Mauritius gesaget/ das ist/ das Hertzeleidt sey
viel grösser alß daß mans mit Thränen beweinen
köndte/ wie denn der Seelig verstorbene Herr
Friederich
nunmehr dem Hochbetrübten Herrn
Vatern ein rechter Friederich gewesenn/ der ih-
me ein rechtes Friedtlich und geruhiges Alter/
durch vberhebung vieler gescheffte gemachet und al-
so sein Stecken und Stab gewesen; Ja ein rech-
ter Freudenreich/
der da deß Herren Vatern
Freud und Trost gewesen/ dahero Jhn niemand
verdencken köndte wann Er-die Prophetische Kla-
ge wort brauchte/ Jer: 9. v. 1. Ach daß ich Was-Jer: 9. v. 1.
ser genug haben möchte/ in meinem Haubt/ und
meine Augen Thränenquellen weren/ daß ich mei-
nen einigen Hertzliebsten und wolgerathenen Sohn
genugsam beweinen köndte!

Wie wir nun allerseits mit unserm Hochgeehr-
ten Herrn Burgermeistern ein schuldiges und billi-

ches
A iij

lon, ein Epicuriſcher Cham/ ein Gottloſer Cain/
ein Ungerathener Amnon, an welchen Sie nichts
alß eitel Hertzeleid gehabet/ ſo haben Eltern nit ſo
groß urſach zu trauren/ ſondern Gott zu dancken/
daß Sie deß kummers uͤberhaben; Wann aber
ſtirbet ein GOtt liebender Joſeph/ ein ſtiller und
eingezogener Tobias/ ein Friedſamer Salomon/
ein fromer gehorſamer/ erwachſener/ wolgerathe-
ner und dazu nach einiger Sohn/ ſo will es faſt heiſ
ſen: Mala hæc eße majora lachrymis, wie Kay-
ſer Mauritius geſaget/ das iſt/ das Hertzeleidt ſey
viel groͤſſer alß daß mans mit Thraͤnen beweinen
koͤndte/ wie denn der Seelig verſtorbene Herr
Friederich
nunmehr dem Hochbetruͤbten Herrn
Vatern ein rechter Friederich geweſẽn/ der ih-
me ein rechtes Friedtlich und geruhiges Alter/
durch vberhebung vieler geſcheffte gemachet und al-
ſo ſein Stecken und Stab geweſen; Ja ein rech-
ter Freudenreich/
der da deß Herren Vatern
Freud und Troſt geweſen/ dahero Jhn niemand
verdencken koͤndte wann Er-die Prophetiſche Kla-
ge wort brauchte/ Jer: 9. v. 1. Ach daß ich Waſ-Jer: 9. v. 1.
ſer genug haben moͤchte/ in meinem Haubt/ und
meine Augen Thraͤnenquellen weren/ daß ich mei-
nen einigen Hertzliebſten und wolgerathenen Sohn
genugſam beweinen koͤndte!

Wie wir nun allerſeits mit unſerm Hochgeehr-
ten Herrn Burgermeiſtern ein ſchuldiges und billi-

ches
A iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="preface" n="2">
          <p><pb facs="#f0005"/><hi rendition="#aq">lon,</hi> ein <hi rendition="#aq">Epicuri</hi>&#x017F;cher Cham/ ein Gottlo&#x017F;er Cain/<lb/>
ein <hi rendition="#aq">U</hi>ngerathener <hi rendition="#aq">Amnon,</hi> an welchen Sie nichts<lb/>
alß eitel Hertzeleid gehabet/ &#x017F;o haben Eltern nit &#x017F;o<lb/>
groß ur&#x017F;ach zu trauren/ &#x017F;ondern <hi rendition="#k">Gott</hi> zu dancken/<lb/>
daß Sie deß kummers u&#x0364;berhaben; Wann aber<lb/>
&#x017F;tirbet ein <hi rendition="#k">GOtt</hi> liebender Jo&#x017F;eph/ ein &#x017F;tiller und<lb/>
eingezogener Tobias/ ein Fried&#x017F;amer Salomon/<lb/>
ein fromer gehor&#x017F;amer/ erwach&#x017F;ener/ wolgerathe-<lb/>
ner und dazu nach einiger Sohn/ &#x017F;o will es fa&#x017F;t hei&#x017F;<lb/>
&#x017F;en: <hi rendition="#aq">Mala hæc eße majora lachrymis,</hi> wie Kay-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">Mauritius</hi> ge&#x017F;aget/ das i&#x017F;t/ das Hertzeleidt &#x017F;ey<lb/>
viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er alß daß mans mit Thra&#x0364;nen beweinen<lb/>
ko&#x0364;ndte/ wie denn der Seelig ver&#x017F;torbene <hi rendition="#fr">Herr<lb/>
Friederich</hi> nunmehr dem Hochbetru&#x0364;bten Herrn<lb/>
Vatern <hi rendition="#fr">ein rechter Friederich gewe&#x017F;e&#x0303;n/</hi> der ih-<lb/>
me ein rechtes Friedtlich und geruhiges Alter/<lb/>
durch vberhebung vieler ge&#x017F;cheffte gemachet und al-<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ein Stecken und Stab gewe&#x017F;en; <hi rendition="#fr">Ja ein rech-<lb/>
ter Freudenreich/</hi> der da deß Herren Vatern<lb/>
Freud und Tro&#x017F;t gewe&#x017F;en/ dahero Jhn niemand<lb/>
verdencken ko&#x0364;ndte wann Er-die Propheti&#x017F;che Kla-<lb/>
ge wort brauchte/ <hi rendition="#aq">Jer: 9. v.</hi> 1. Ach daß ich Wa&#x017F;-<note place="right"><hi rendition="#aq">Jer: 9. v.</hi> 1.</note><lb/>
&#x017F;er genug haben mo&#x0364;chte/ in meinem Haubt/ und<lb/>
meine Augen Thra&#x0364;nenquellen weren/ daß ich mei-<lb/>
nen einigen Hertzlieb&#x017F;ten und wolgerathenen Sohn<lb/>
genug&#x017F;am beweinen ko&#x0364;ndte!</p><lb/>
          <p>Wie wir nun aller&#x017F;eits mit un&#x017F;erm Hochgeehr-<lb/>
ten Herrn Burgermei&#x017F;tern ein &#x017F;chuldiges und billi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">A iij</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ches</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0005] lon, ein Epicuriſcher Cham/ ein Gottloſer Cain/ ein Ungerathener Amnon, an welchen Sie nichts alß eitel Hertzeleid gehabet/ ſo haben Eltern nit ſo groß urſach zu trauren/ ſondern Gott zu dancken/ daß Sie deß kummers uͤberhaben; Wann aber ſtirbet ein GOtt liebender Joſeph/ ein ſtiller und eingezogener Tobias/ ein Friedſamer Salomon/ ein fromer gehorſamer/ erwachſener/ wolgerathe- ner und dazu nach einiger Sohn/ ſo will es faſt heiſ ſen: Mala hæc eße majora lachrymis, wie Kay- ſer Mauritius geſaget/ das iſt/ das Hertzeleidt ſey viel groͤſſer alß daß mans mit Thraͤnen beweinen koͤndte/ wie denn der Seelig verſtorbene Herr Friederich nunmehr dem Hochbetruͤbten Herrn Vatern ein rechter Friederich geweſẽn/ der ih- me ein rechtes Friedtlich und geruhiges Alter/ durch vberhebung vieler geſcheffte gemachet und al- ſo ſein Stecken und Stab geweſen; Ja ein rech- ter Freudenreich/ der da deß Herren Vatern Freud und Troſt geweſen/ dahero Jhn niemand verdencken koͤndte wann Er-die Prophetiſche Kla- ge wort brauchte/ Jer: 9. v. 1. Ach daß ich Waſ- ſer genug haben moͤchte/ in meinem Haubt/ und meine Augen Thraͤnenquellen weren/ daß ich mei- nen einigen Hertzliebſten und wolgerathenen Sohn genugſam beweinen koͤndte! Jer: 9. v. 1. Wie wir nun allerſeits mit unſerm Hochgeehr- ten Herrn Burgermeiſtern ein ſchuldiges und billi- ches A iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508445
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508445/5
Zitationshilfe: Letsch, Johann: Stephan(o)logia [gr.] Sacra. Brieg, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508445/5>, abgerufen am 03.10.2024.