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Kirsten, Abraham: Lebens und Sterbens Regeln S. Pauli. Oels, 1624.

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Christliche Leichpredigt.
Er vielmehr befohlen/ Rom. 6. v. 11. Sondern S. Paulus
meinet hiermit gar ein anders/ vnd vntersaget oder verbeut
widerumb dreyerley.

1.

I. In crucc fremere, Das ist Vngedult vnter dem
Creutze/ das man in Vnglück vnd Leyden den Mundt solle
inn Staub stecken/ Thren. 3. v. 29. Wider den HErren im
Himmel nicht murren/ vnd wem der HErr ein Last auff-
legt/ Psal. 68. v. 20. bald lieber wollen todt sein den leben/ Tob. 3.
v.
6.
oder wüntschen erhangen zu sein/ Hiob. 7. v. 15. sondern
das man die Seele solle in gedult fassen/ Luc. 21. v. 19. Vnd
dencken/ das man zu leiden gemacht sey/ Psal. 38. v. 18. Ja
das es nichts verschlage/ sondern denen so Gott lieben alle
dinge gereichen zum besten/ Rom. 8. v. 28. Nunquam non &
salutis & correctionis nostrae curan habet,
schreibet hiebey
Chrysostomus: Vnd Hieronymus, Adventus Christi
Chrys.
tom. 4.
p. 109.
Hieron.
sup. cap.
14. Rom.
tomo 8.
p.
187.
& vivos inveniet & mortuos suscitabit: nihil ergo re-
fert, utrum te resuscitet, an vivum inveniat, tantum la-
bora ut coram eo justus appareas,
Wie es am Jüngsten
tage keinem wird schaden das er gestorben: also verschlegets
auch nicht/ wenn du gleich must schreyen mit Paulo/ Jch sterbe/
(das ist Jch leyde) täglich/ 1. Cor. 15. v. 32. Er wird dich von
dem Leibe des todes (das ist jammers) wol erretten/ Rom. 7.
v.
25.
Vnd mächtig genug darthun/ das Er ein HErr sey/
Nicht allein vber Lebendige/ sondern auch vber die todten.

2.

2. Sese occidere, Das ist/ Es hat S. Paulus auch da-
mit verbotten eygne vnd mutwillige verkürtzung des Lebene/
das man auch mit dem Natürlichen Leiblichen leben/ nach
gebürlicher art vnd weise solle schön thun/ vnd es halten für
ein edle Gabe Gottes.

Wahr ist es/ ein Christ soll sich nicht stellen wie Xerxes
der König in Persien/ da er dort sein Kriegsheer ansahe vnd

weinete/

Chriſtliche Leichpredigt.
Er vielmehr befohlen/ Rom. 6. v. 11. Sondern S. Paulus
meinet hiermit gar ein anders/ vnd vnterſaget oder verbeut
widerumb dreyerley.

1.

I. In crucc fremere, Das iſt Vngedult vnter dem
Creutze/ das man in Vngluͤck vnd Leyden den Mundt ſolle
inn Staub ſtecken/ Thren. 3. v. 29. Wider den HErꝛen im
Himmel nicht murꝛen/ vnd wem der HErr ein Laſt auff-
legt/ Pſal. 68. v. 20. bald lieber wollen todt ſein den lebẽ/ Tob. 3.
v.
6.
oder wuͤntſchen erhangen zu ſein/ Hiob. 7. v. 15. ſondern
das man die Seele ſolle in gedult faſſen/ Luc. 21. v. 19. Vnd
dencken/ das man zu leiden gemacht ſey/ Pſal. 38. v. 18. Ja
das es nichts verſchlage/ ſondern denen ſo Gott lieben alle
dinge gereichen zum beſten/ Rom. 8. v. 28. Nunquam non &
ſalutis & correctionis noſtræ curã habet,
ſchreibet hiebey
Chryſoſtomus: Vnd Hieronymus, Adventus Christi
Chryſ.
tom. 4.
p. 109.
Hieron.
ſup. cap.
14. Rom.
tomo 8.
p.
187.
& vivos inveniet & mortuos ſuſcitabit: nihil ergò re-
fert, utrum te reſuſcitet, an vivum inveniat, tantum la-
bora ut coram eo juſtus appareas,
Wie es am Juͤngſten
tage keinem wird ſchaden das er geſtorben: alſo verſchlegets
auch nicht/ weñ du gleich muſt ſchreyẽ mit Paulo/ Jch ſterbe/
(das iſt Jch leyde) taͤglich/ 1. Cor. 15. v. 32. Er wird dich von
dem Leibe des todes (das iſt jammers) wol erꝛetten/ Rom. 7.
v.
25.
Vnd maͤchtig genug darthun/ das Er ein HErr ſey/
Nicht allein vber Lebendige/ ſondern auch vber die todten.

2.

2. Seſe occidere, Das iſt/ Es hat S. Paulus auch da-
mit verbotten eygne vñ mutwillige verkuͤrtzung des Lebene/
das man auch mit dem Natuͤrlichen Leiblichen leben/ nach
gebuͤrlicher art vnd weiſe ſolle ſchoͤn thun/ vnd es halten fuͤr
ein edle Gabe Gottes.

Wahr iſt es/ ein Chriſt ſoll ſich nicht ſtellen wie Xerxes
der Koͤnig in Perſien/ da er doꝛt ſein Kriegsheer anſahe vnd

weinete/
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[0016] Chriſtliche Leichpredigt. Er vielmehr befohlen/ Rom. 6. v. 11. Sondern S. Paulus meinet hiermit gar ein anders/ vnd vnterſaget oder verbeut widerumb dreyerley. I. In crucc fremere, Das iſt Vngedult vnter dem Creutze/ das man in Vngluͤck vnd Leyden den Mundt ſolle inn Staub ſtecken/ Thren. 3. v. 29. Wider den HErꝛen im Himmel nicht murꝛen/ vnd wem der HErr ein Laſt auff- legt/ Pſal. 68. v. 20. bald lieber wollen todt ſein den lebẽ/ Tob. 3. v. 6. oder wuͤntſchen erhangen zu ſein/ Hiob. 7. v. 15. ſondern das man die Seele ſolle in gedult faſſen/ Luc. 21. v. 19. Vnd dencken/ das man zu leiden gemacht ſey/ Pſal. 38. v. 18. Ja das es nichts verſchlage/ ſondern denen ſo Gott lieben alle dinge gereichen zum beſten/ Rom. 8. v. 28. Nunquam non & ſalutis & correctionis noſtræ curã habet, ſchreibet hiebey Chryſoſtomus: Vnd Hieronymus, Adventus Christi & vivos inveniet & mortuos ſuſcitabit: nihil ergò re- fert, utrum te reſuſcitet, an vivum inveniat, tantum la- bora ut coram eo juſtus appareas, Wie es am Juͤngſten tage keinem wird ſchaden das er geſtorben: alſo verſchlegets auch nicht/ weñ du gleich muſt ſchreyẽ mit Paulo/ Jch ſterbe/ (das iſt Jch leyde) taͤglich/ 1. Cor. 15. v. 32. Er wird dich von dem Leibe des todes (das iſt jammers) wol erꝛetten/ Rom. 7. v. 25. Vnd maͤchtig genug darthun/ das Er ein HErr ſey/ Nicht allein vber Lebendige/ ſondern auch vber die todten. Chryſ. tom. 4. p. 109. Hieron. ſup. cap. 14. Rom. tomo 8. p. 187. 2. Seſe occidere, Das iſt/ Es hat S. Paulus auch da- mit verbotten eygne vñ mutwillige verkuͤrtzung des Lebene/ das man auch mit dem Natuͤrlichen Leiblichen leben/ nach gebuͤrlicher art vnd weiſe ſolle ſchoͤn thun/ vnd es halten fuͤr ein edle Gabe Gottes. Wahr iſt es/ ein Chriſt ſoll ſich nicht ſtellen wie Xerxes der Koͤnig in Perſien/ da er doꝛt ſein Kriegsheer anſahe vnd weinete/

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Zitationshilfe: Kirsten, Abraham: Lebens und Sterbens Regeln S. Pauli. Oels, 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508451/16>, abgerufen am 28.03.2024.