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Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675].

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Leichpredigt.
Und wird uns bald damit an die Hand gegeben: Hiobis infor-
tunium.
des Hiobs Creutz und Unglück/ worinnen er gestecket:
Nemlich seine gefährliche Kranckheit/ do er vom Fuß biß auf
die Scheitel nichts gesundes gehabt/ sondern lauter böse Schwä-
ren/ cap. 2, 7. Damit sichs dann so beschwerlich und gefährlich
angelassen/ daß er gantze Monden die schmertzliche Kranckheit
erlitten/ und viel elender Schlaffloser Nächte zubringen müssen/
cap. 7. v. 3. Und hat sein Schmertz also überhand genommen/
daß er auch in diesem Capittel klaget/ er müsse gleichsam sein
Fleisch mit seinen Zähnen beissen/ und seine Seele in seine Hand
legen; Welches Unglück ihme dann dadurch grösser gemacht
worden/ daß seine eigene Freunde ihm zu Halse gerennet und
vorgegeben: GOtt wäre gerecht/ und straffe nur die Bösen/
und weil Hiob gleichwohl so gestraffet wurde/ so müste er ein
Gottloser seyn. cap. 8, 22. cap. 11, 20. Darauf folget: Animi
deliquium,
Schwachheit des Gemüths/ Kleinmuth/ daß er
anfähet an seinen Leben zuverzagen/ GOtt werde ihn erwür-
gen/ er werde ein Ende mit ihm machen/ aber nicht etwa vor
Abends/ wie dort Hiskias meinete/ Es. 38, 12. sondern er verziehe
damit eben lange/ er werde es nicht können erwarten/ wie dann
die Weimarische Bibel es also erkläret: Jch weiß gar wohl/
daß er wird mich noch durch diesen Jammer und Elend umb-
bringen/ aber es wehret gar zu lange/ und D. Lucas Osiander
setzet: Scio quod me tantis miserijs sit interempturus: Et
tamen tanta me premunt mala, ut id tempus non possim
exspectare, sed optarem potius, me esse interemptum, ac
fortasse cogar ipse violenrer abrumpere vitam.
das ist:
Jch weiß gar wohl daß er mich durch diesen Jammer noch wird
umbbringen/ und gleichwohl trücket mich unter deß so viel
böses/ daß ich lieber wünschen mögte ich were schon tod/ und

vielleicht
B

Leichpredigt.
Und wird uns bald damit an die Hand gegeben: Hiobis infor-
tunium.
des Hiobs Creutz und Ungluͤck/ worinnen er geſtecket:
Nemlich ſeine gefaͤhrliche Kranckheit/ do er vom Fuß biß auf
die Scheitel nichts geſundes gehabt/ ſondern lauter boͤſe Schwaͤ-
ren/ cap. 2, 7. Damit ſichs dann ſo beſchwerlich und gefaͤhrlich
angelaſſen/ daß er gantze Monden die ſchmertzliche Kranckheit
erlitten/ und viel elender Schlaffloſer Naͤchte zubringen muͤſſen/
cap. 7. v. 3. Und hat ſein Schmertz alſo uͤberhand genommen/
daß er auch in dieſem Capittel klaget/ er muͤſſe gleichſam ſein
Fleiſch mit ſeinen Zaͤhnen beiſſen/ und ſeine Seele in ſeine Hand
legen; Welches Ungluͤck ihme dann dadurch gröſſer gemacht
worden/ daß ſeine eigene Freunde ihm zu Halſe gerennet und
vorgegeben: GOtt waͤre gerecht/ und ſtraffe nur die Boͤſen/
und weil Hiob gleichwohl ſo geſtraffet wurde/ ſo müſte er ein
Gottloſer ſeyn. cap. 8, 22. cap. 11, 20. Darauf folget: Animi
deliquium,
Schwachheit des Gemuͤths/ Kleinmuth/ daß er
anfaͤhet an ſeinen Leben zuverzagen/ GOtt werde ihn erwuͤr-
gen/ er werde ein Ende mit ihm machen/ aber nicht etwa vor
Abends/ wie dort Hiskias meinete/ Eſ. 38, 12. ſondern er verziehe
damit eben lange/ er werde es nicht koͤnnen erwarten/ wie dann
die Weimariſche Bibel es alſo erklaͤret: Jch weiß gar wohl/
daß er wird mich noch durch dieſen Jammer und Elend umb-
bringen/ aber es wehret gar zu lange/ und D. Lucas Oſiander
ſetzet: Scio quod me tantis miſerijs ſit interempturus: Et
tamen tanta me premunt mala, ut id tempus non poſſim
exſpectare, ſed optarem potius, me eſſe interemptum, ac
fortaſſe cogar ipſe violenrer abrumpere vitam.
das iſt:
Jch weiß gar wohl daß er mich durch dieſen Jammer noch wird
umbbringen/ und gleichwohl truͤcket mich unter deß ſo viel
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vielleicht
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[0009] Leichpredigt. Und wird uns bald damit an die Hand gegeben: Hiobis infor- tunium. des Hiobs Creutz und Ungluͤck/ worinnen er geſtecket: Nemlich ſeine gefaͤhrliche Kranckheit/ do er vom Fuß biß auf die Scheitel nichts geſundes gehabt/ ſondern lauter boͤſe Schwaͤ- ren/ cap. 2, 7. Damit ſichs dann ſo beſchwerlich und gefaͤhrlich angelaſſen/ daß er gantze Monden die ſchmertzliche Kranckheit erlitten/ und viel elender Schlaffloſer Naͤchte zubringen muͤſſen/ cap. 7. v. 3. Und hat ſein Schmertz alſo uͤberhand genommen/ daß er auch in dieſem Capittel klaget/ er muͤſſe gleichſam ſein Fleiſch mit ſeinen Zaͤhnen beiſſen/ und ſeine Seele in ſeine Hand legen; Welches Ungluͤck ihme dann dadurch gröſſer gemacht worden/ daß ſeine eigene Freunde ihm zu Halſe gerennet und vorgegeben: GOtt waͤre gerecht/ und ſtraffe nur die Boͤſen/ und weil Hiob gleichwohl ſo geſtraffet wurde/ ſo müſte er ein Gottloſer ſeyn. cap. 8, 22. cap. 11, 20. Darauf folget: Animi deliquium, Schwachheit des Gemuͤths/ Kleinmuth/ daß er anfaͤhet an ſeinen Leben zuverzagen/ GOtt werde ihn erwuͤr- gen/ er werde ein Ende mit ihm machen/ aber nicht etwa vor Abends/ wie dort Hiskias meinete/ Eſ. 38, 12. ſondern er verziehe damit eben lange/ er werde es nicht koͤnnen erwarten/ wie dann die Weimariſche Bibel es alſo erklaͤret: Jch weiß gar wohl/ daß er wird mich noch durch dieſen Jammer und Elend umb- bringen/ aber es wehret gar zu lange/ und D. Lucas Oſiander ſetzet: Scio quod me tantis miſerijs ſit interempturus: Et tamen tanta me premunt mala, ut id tempus non poſſim exſpectare, ſed optarem potius, me eſſe interemptum, ac fortaſſe cogar ipſe violenrer abrumpere vitam. das iſt: Jch weiß gar wohl daß er mich durch dieſen Jammer noch wird umbbringen/ und gleichwohl truͤcket mich unter deß ſo viel boͤſes/ daß ich lieber wünſchen moͤgte ich were ſchon tod/ und vielleicht B

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Zitationshilfe: Stöcker, Jacob: ChristlicheLeichen Predigt über Den Machtspruch Hiobs. Bautzen, [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508452/9>, abgerufen am 18.04.2024.