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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Diesen sich vorgesetzten Endzweck suchte er mit dem grö-
sten Eifer zu erreichen. Demselben setzte Er alle Beqvem-
lichkeit, und alle Vortheile nach. Er hätte seine offentli-
che Lehrstunden lieber verlängert, als verkürtzet; Ja, Er
hielte es noch vor zu wenig, die offentlichen Stunden abzu-
warten, er wendete vielmehr auch seine Freystunden, auf den
besonderen Unterricht seiner untergebenen, ihnen in dem ge-
gefaßten Erkenntnisse noch weiter fortzuhelffen.

Jnsonderheit trug Er vor die gutte Einrichtung ihrer
Sitten eine mehr als väterliche Sorgfalt. Er leuchtete ih-
nen mit seinem gutten Exempel vor. Er bezeugte insonder-
heit bey der Abwartung des offentlichen Gottesdienstes eine
geziemende Ehrerbittigkeit. Wie beweglich ermahnete er sie
zu der Furcht GOttes? welche nachdrückliche Vorstellungen
that Er vor und nach dem Gebrauche des heiligen Abend-
mahls? Wie väterlich hielt Er die, so Er in sein Haus, und
besondere Aufsicht angenommen hatte, zum Gebet und Got-
tesdienste? da Er sich selbst nicht schämete, die Predigten nach-
zuschreiben, so wiederholte Er auch dererselben Jnhalt mit
seinen Hausgenossen. Hierbey suchte Er gar nicht zeitliche
Vortheile. Kommt, ihr Armen, und rühmet es selber,
wie euch euer getreuer Lehrer das schuldige Lehr-Geld ge-
schencket, wie Er selbst euch Wohlthäter ausgesucht, euch
eine Casse, nach dem Exempel des erst in Lauban, darnach
in Zittau gestandenen Rectoris, Herrn M. Gottfried
Hoffmanns
,
seines getreuen Schullehrers, aufzurichten
sich bemühet, die Er selbst mit einem ansehnlichen Beytrage
vermehret, daraus Er, und seine Nachfolger im Amte eu-
rer Nothdurft zu Hülffe kommen könnten.

Derohalben verdienet Er, ein getreuer Schullehrer
genennt zu werden. Seine Wege musten dem HErrn wohl-

gefal-
G 3

Dieſen ſich vorgeſetzten Endzweck ſuchte er mit dem groͤ-
ſten Eifer zu erreichen. Demſelben ſetzte Er alle Beqvem-
lichkeit, und alle Vortheile nach. Er haͤtte ſeine offentli-
che Lehrſtunden lieber verlaͤngert, als verkuͤrtzet; Ja, Er
hielte es noch vor zu wenig, die offentlichen Stunden abzu-
warten, er wendete vielmehr auch ſeine Freyſtunden, auf den
beſonderen Unterricht ſeiner untergebenen, ihnen in dem ge-
gefaßten Erkenntniſſe noch weiter fortzuhelffen.

Jnſonderheit trug Er vor die gutte Einrichtung ihrer
Sitten eine mehr als vaͤterliche Sorgfalt. Er leuchtete ih-
nen mit ſeinem gutten Exempel vor. Er bezeugte inſonder-
heit bey der Abwartung des offentlichen Gottesdienſtes eine
geziemende Ehrerbittigkeit. Wie beweglich ermahnete er ſie
zu der Furcht GOttes? welche nachdruͤckliche Vorſtellungen
that Er vor und nach dem Gebrauche des heiligen Abend-
mahls? Wie vaͤterlich hielt Er die, ſo Er in ſein Haus, und
beſondere Aufſicht angenommen hatte, zum Gebet und Got-
tesdienſte? da Er ſich ſelbſt nicht ſchaͤmete, die Predigten nach-
zuſchreiben, ſo wiederholte Er auch dererſelben Jnhalt mit
ſeinen Hausgenoſſen. Hierbey ſuchte Er gar nicht zeitliche
Vortheile. Kommt, ihr Armen, und ruͤhmet es ſelber,
wie euch euer getreuer Lehrer das ſchuldige Lehr-Geld ge-
ſchencket, wie Er ſelbſt euch Wohlthaͤter ausgeſucht, euch
eine Caſſe, nach dem Exempel des erſt in Lauban, darnach
in Zittau geſtandenen Rectoris, Herrn M. Gottfried
Hoffmanns
,
ſeines getreuen Schullehrers, aufzurichten
ſich bemuͤhet, die Er ſelbſt mit einem anſehnlichen Beytrage
vermehret, daraus Er, und ſeine Nachfolger im Amte eu-
rer Nothdurft zu Huͤlffe kommen koͤnnten.

Derohalben verdienet Er, ein getreuer Schullehrer
genennt zu werden. Seine Wege muſten dem HErrn wohl-

gefal-
G 3
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[53/0054] Dieſen ſich vorgeſetzten Endzweck ſuchte er mit dem groͤ- ſten Eifer zu erreichen. Demſelben ſetzte Er alle Beqvem- lichkeit, und alle Vortheile nach. Er haͤtte ſeine offentli- che Lehrſtunden lieber verlaͤngert, als verkuͤrtzet; Ja, Er hielte es noch vor zu wenig, die offentlichen Stunden abzu- warten, er wendete vielmehr auch ſeine Freyſtunden, auf den beſonderen Unterricht ſeiner untergebenen, ihnen in dem ge- gefaßten Erkenntniſſe noch weiter fortzuhelffen. Jnſonderheit trug Er vor die gutte Einrichtung ihrer Sitten eine mehr als vaͤterliche Sorgfalt. Er leuchtete ih- nen mit ſeinem gutten Exempel vor. Er bezeugte inſonder- heit bey der Abwartung des offentlichen Gottesdienſtes eine geziemende Ehrerbittigkeit. Wie beweglich ermahnete er ſie zu der Furcht GOttes? welche nachdruͤckliche Vorſtellungen that Er vor und nach dem Gebrauche des heiligen Abend- mahls? Wie vaͤterlich hielt Er die, ſo Er in ſein Haus, und beſondere Aufſicht angenommen hatte, zum Gebet und Got- tesdienſte? da Er ſich ſelbſt nicht ſchaͤmete, die Predigten nach- zuſchreiben, ſo wiederholte Er auch dererſelben Jnhalt mit ſeinen Hausgenoſſen. Hierbey ſuchte Er gar nicht zeitliche Vortheile. Kommt, ihr Armen, und ruͤhmet es ſelber, wie euch euer getreuer Lehrer das ſchuldige Lehr-Geld ge- ſchencket, wie Er ſelbſt euch Wohlthaͤter ausgeſucht, euch eine Caſſe, nach dem Exempel des erſt in Lauban, darnach in Zittau geſtandenen Rectoris, Herrn M. Gottfried Hoffmanns, ſeines getreuen Schullehrers, aufzurichten ſich bemuͤhet, die Er ſelbſt mit einem anſehnlichen Beytrage vermehret, daraus Er, und ſeine Nachfolger im Amte eu- rer Nothdurft zu Huͤlffe kommen koͤnnten. Derohalben verdienet Er, ein getreuer Schullehrer genennt zu werden. Seine Wege muſten dem HErrn wohl- gefal- G 3

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/54>, abgerufen am 24.04.2024.