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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Sanck er, so stand Dein Geist auf einem festen Grunde.
So lehrtest Du auch noch mit zugeschloßnem Munde!
Die Stunde kam, die sonst zu Deinen Söhnen Dich
Dir zum Vergnügen rieff, jetzt aber meldte sich
Mit ihr Dein Abend an, GOtt rief Dich aus der Schule
Zur ungestöhrten Ruh zu seines Sohnes Stule.
Dies ist vor Deinen Geist ein höchst beglückter Schluß,
Die aber Du geliebt, netzt ein gesaltzner Fluß.
Dein Abend, Deine Ruh bringt Deinen Hörern Thränen,
Und macht nach Deiner Treu ein Wehmuth volles Sehnen.
Er, der vorm Unverstand, ja vor der klugen Welt,
Von derer Schulen Wehrt ein bessers Urtheil fällt,
Erqvicke, die sein Rath, sein weiser Rath geschlagen,
Und Deiner Glieder Rest zu Grabe weinend tragen.
Es wische seine Hand von Deiner Böttnerin
Das scharffe Thränen-Saltz, mit dem ihr treuer Sinn
Die blassen Wangen schmückt. Er tröste Schwestern, Brüder,
Die über Deiner Grufft bethränte Trauer-Lieder
Erseufzend angestimmt. Es lindre seine Hand,
Die sie darein gesetzt, der Schule Waysen-Stand,
Er lasse Deine Treu und Unterweisungs Gaben
Den, der Dir folgen wird, zwiefältig auf sich haben.
Wohl Dir, gebeugtes Volck! Der Himmel thut sich auf,
Er hört Dein mattes Ach, hemmt Deiner Thränen Lauf.
Beweinst Du Böttners Tod, so dencke doch im Leyde:
Gieng nicht der treue Knecht zu seines HErren Freude!
Aus Danckbarkeit gegen seinen getreuen Lehrer, und aus Ergebenheit
gegen das vornehme Böttnerische Haus
Gottlob Friedrich Gude, A. M.
Diaconus zu Lauban.
Könten
Sanck er, ſo ſtand Dein Geiſt auf einem feſten Grunde.
So lehrteſt Du auch noch mit zugeſchloßnem Munde!
Die Stunde kam, die ſonſt zu Deinen Soͤhnen Dich
Dir zum Vergnuͤgen rieff, jetzt aber meldte ſich
Mit ihr Dein Abend an, GOtt rief Dich aus der Schule
Zur ungeſtoͤhrten Ruh zu ſeines Sohnes Stule.
Dies iſt vor Deinen Geiſt ein hoͤchſt begluͤckter Schluß,
Die aber Du geliebt, netzt ein geſaltzner Fluß.
Dein Abend, Deine Ruh bringt Deinen Hoͤrern Thraͤnen,
Und macht nach Deiner Treu ein Wehmuth volles Sehnen.
Er, der vorm Unverſtand, ja vor der klugen Welt,
Von derer Schulen Wehrt ein beſſers Urtheil faͤllt,
Erqvicke, die ſein Rath, ſein weiſer Rath geſchlagen,
Und Deiner Glieder Reſt zu Grabe weinend tragen.
Es wiſche ſeine Hand von Deiner Boͤttnerin
Das ſcharffe Thraͤnen-Saltz, mit dem ihr treuer Sinn
Die blaſſen Wangen ſchmuͤckt. Er troͤſte Schweſtern, Bruͤder,
Die uͤber Deiner Grufft bethraͤnte Trauer-Lieder
Erſeufzend angeſtimmt. Es lindre ſeine Hand,
Die ſie darein geſetzt, der Schule Wayſen-Stand,
Er laſſe Deine Treu und Unterweiſungs Gaben
Den, der Dir folgen wird, zwiefaͤltig auf ſich haben.
Wohl Dir, gebeugtes Volck! Der Himmel thut ſich auf,
Er hoͤrt Dein mattes Ach, hemmt Deiner Thraͤnen Lauf.
Beweinſt Du Boͤttners Tod, ſo dencke doch im Leyde:
Gieng nicht der treue Knecht zu ſeines HErren Freude!
Aus Danckbarkeit gegen ſeinen getreuen Lehrer, und aus Ergebenheit
gegen das vornehme Boͤttneriſche Haus
Gottlob Friedrich Gude, A. M.
Diaconus zu Lauban.
Koͤnten
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[70/0071] Sanck er, ſo ſtand Dein Geiſt auf einem feſten Grunde. So lehrteſt Du auch noch mit zugeſchloßnem Munde! Die Stunde kam, die ſonſt zu Deinen Soͤhnen Dich Dir zum Vergnuͤgen rieff, jetzt aber meldte ſich Mit ihr Dein Abend an, GOtt rief Dich aus der Schule Zur ungeſtoͤhrten Ruh zu ſeines Sohnes Stule. Dies iſt vor Deinen Geiſt ein hoͤchſt begluͤckter Schluß, Die aber Du geliebt, netzt ein geſaltzner Fluß. Dein Abend, Deine Ruh bringt Deinen Hoͤrern Thraͤnen, Und macht nach Deiner Treu ein Wehmuth volles Sehnen. Er, der vorm Unverſtand, ja vor der klugen Welt, Von derer Schulen Wehrt ein beſſers Urtheil faͤllt, Erqvicke, die ſein Rath, ſein weiſer Rath geſchlagen, Und Deiner Glieder Reſt zu Grabe weinend tragen. Es wiſche ſeine Hand von Deiner Boͤttnerin Das ſcharffe Thraͤnen-Saltz, mit dem ihr treuer Sinn Die blaſſen Wangen ſchmuͤckt. Er troͤſte Schweſtern, Bruͤder, Die uͤber Deiner Grufft bethraͤnte Trauer-Lieder Erſeufzend angeſtimmt. Es lindre ſeine Hand, Die ſie darein geſetzt, der Schule Wayſen-Stand, Er laſſe Deine Treu und Unterweiſungs Gaben Den, der Dir folgen wird, zwiefaͤltig auf ſich haben. Wohl Dir, gebeugtes Volck! Der Himmel thut ſich auf, Er hoͤrt Dein mattes Ach, hemmt Deiner Thraͤnen Lauf. Beweinſt Du Boͤttners Tod, ſo dencke doch im Leyde: Gieng nicht der treue Knecht zu ſeines HErren Freude! Aus Danckbarkeit gegen ſeinen getreuen Lehrer, und aus Ergebenheit gegen das vornehme Boͤttneriſche Haus Gottlob Friedrich Gude, A. M. Diaconus zu Lauban. Koͤnten

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/71>, abgerufen am 25.04.2024.