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Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604.

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aber Gott nahm jhn für künfftigem Vnglück hinweg. Ja ehe
das vnglück in Egypten bey den Jsraeliten angieng/ ward Ja-
cob vnnd Joseph durch tödtlichen abgang abgefodert zur ewigen
Ruhe. Weil der Priester Iojada lebet/ da gieng es wol zu/
alsbald er starb/ da erhub sich alles vnglück. Der thewre Mann
Lutherus/ seliger gedechtnüß/ starb auch am Tage Concor-
diae
im außgange deß Reichstages/ darauff baldt der Deutsche
Krieg folget vnd angieng Also hat auch Gott der Allmächtige
vnsern Herren Hoff Prediger durch den zeitlichen Todt abge-
fodert/ da er vor allem bosen sicher/ von allem toben/ wüten vnd
pochen der Widersacher vnser heiligen Religion befreyet.
Wollen derowegen wir frommer Christen Todt nicht ansehen
als ein vnglück/ wie vnverständige Leute/ vnd vnsere Epicurer
thun/ sondern vielmehr vor ein groß Glück halten vnd schätzen.
Darumb lachet jener alter Pater (wie man in Vitis Patrum
lesen thut) billich/ so in letzten zügen lag/ seine Mitbrüder aber
vmb jhn stunden mit weinen vnd klagen/ gegen welchen er sich
kehret/ die Augen auffthet/ dreymal lachende/ Er aber befraget/
warumb er lachete/ sintemal sie weineten? Antwortet er: Drey-
mal hab ich gelachet/ Erstlich/ das jhr den Todt fürchtet/ so
wir doch alle sterben müssen. Zum andern/ das jhr zu sterben nu
bereit seyd. Zum dritten/ das jhr weinet/ vnd ich gehe auß mühe
vnd arbeit zu ewiger Ruhe: vnd starb also seliglich. S. Paulus
saget auch nicht ohne vrsach/ Philip. 1. CHristus ist mein Le-
ben sterben ist mein gewin. Das ist/ weil die Verstorbenen in
ein besser vnd gerüglicher Leben kommen/ als sie hier gehabt ha-
ben/ so haben sie keinen verlust an jhrem sterben/ dann sie halten
gar einen guten Freymarckt. Aber freylich ist dargegen der Gott-
losen/ so hier in wollust leben/ jhr zeitlicher Todt ein Vnglück:
Dann Augustinus saget: Successus humanae felicitatis
aeternae damnationis indicium est:
Das ist: Die zeitliche

Wolfarth
B

aber Gott nahm jhn fuͤr kuͤnfftigem Vngluͤck hinweg. Ja ehe
das vngluͤck in Egypten bey den Jſraeliten angieng/ ward Ja-
cob vnnd Joſeph durch toͤdtlichen abgang abgefodert zur ewigen
Ruhe. Weil der Prieſter Iojada lebet/ da gieng es wol zu/
alsbald er ſtarb/ da erhub ſich alles vngluͤck. Der thewre Mann
Lutherus/ ſeliger gedechtnuͤß/ ſtarb auch am Tage Concor-
diæ
im außgange deß Reichstages/ darauff baldt der Deutſche
Krieg folget vnd angieng Alſo hat auch Gott der Allmaͤchtige
vnſern Herren Hoff Prediger durch den zeitlichen Todt abge-
fodert/ da er vor allem boſen ſicher/ von allem toben/ wuͤten vnd
pochen der Widerſacher vnſer heiligen Religion befreyet.
Wollen derowegen wir frommer Chriſten Todt nicht anſehen
als ein vngluͤck/ wie vnverſtaͤndige Leute/ vnd vnſere Epicurer
thun/ ſondern vielmehr vor ein groß Gluͤck halten vnd ſchaͤtzen.
Darumb lachet jener alter Pater (wie man in Vitis Patrum
leſen thut) billich/ ſo in letzten zuͤgen lag/ ſeine Mitbruͤder aber
vmb jhn ſtunden mit weinen vnd klagen/ gegen welchen er ſich
kehret/ die Augen auffthet/ dreymal lachende/ Er aber befraget/
warumb er lachete/ ſintemal ſie weineten? Antwortet er: Drey-
mal hab ich gelachet/ Erſtlich/ das jhr den Todt fuͤrchtet/ ſo
wir doch alle ſterben muͤſſen. Zum andern/ das jhr zu ſterben nu
bereit ſeyd. Zum dritten/ das jhr weinet/ vnd ich gehe auß muͤhe
vnd arbeit zu ewiger Ruhe: vnd ſtarb alſo ſeliglich. S. Paulus
ſaget auch nicht ohne vrſach/ Philip. 1. CHriſtus iſt mein Le-
ben ſterben iſt mein gewin. Das iſt/ weil die Verſtorbenen in
ein beſſer vnd geruͤglicher Leben kommen/ als ſie hier gehabt ha-
ben/ ſo haben ſie keinen verluſt an jhrem ſterben/ dann ſie halten
gar einen gutẽ Freymarckt. Aber freylich iſt dargegen der Gott-
loſen/ ſo hier in wolluſt leben/ jhr zeitlicher Todt ein Vngluͤck:
Dann Auguſtinus ſaget: Succeſſus humanæ felicitatis
æternæ damnationis indicium eſt:
Das iſt: Die zeitliche

Wolfarth
B
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Zitationshilfe: Walther, Martin: Leichpredigt/ Vber dem Begräbnüß/ deß Ehrwirdigen vnd Wolgelahrten Herrn IOANNIS HENTZNERI. Frankfurt (Oder), 1604, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509390/9>, abgerufen am 24.04.2024.