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Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].

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erhabenen Augen.
länger Er/ mit dieser Seligen/ gelebet; je mehr Er
Sie geliebet; je mehr sey/ Tag für Tag/ die Liebe ge-
wachsen. Ach! daß es nun doch nicht geheissen hätte:
Du Menschen-Kind/ Jch wil dir deine Au-
gen-Lust nehmen!
Aber leider! es hieß so. GOTT
sagte es/ eher man es meynete. O! so stelle Er sich dann
ermeldten Propheten für/ und gedencke: Ey GOTT
hat es gethan. GOTT selbst hat meinen Augen ihre
Lust genommen/ daß Er die Seinen daran weidete; Ge-
nommen/ aber auf ein Wiedergeben: Genommen/ auf
ein bessers Wiedergeben: und gönne auf ein Interim
den allerhöchsten Liebes-Augen ihre Lust: ja auch der
Seligen diejenige/ so sie selbst hat: weil Jhre Seele
GOTTES Antlitz schauet. Und das ist auch/ was
Jhren Augen fürzuhalten haben die Geliebtesten
und betrübtesten Eltern/ Kinder/ Geschwi-
ster und sämtliche vornehme Anverwandten.

Wir aber wollen allerseits die unsern wenden auf
den Text/ der der Wolseligen rechtschaffene Augen-
Lust in diesem Leben fürstellet: und erwegen/ wie Sie
Jhre aufgehoben zu den Bergen: vorhero aber gen
Himmel sehen/ und von Hertzen bethen: Vater
Unser etc.

TEX-

erhabenen Augen.
laͤnger Er/ mit dieſer Seligen/ gelebet; je mehr Er
Sie geliebet; je mehr ſey/ Tag fuͤr Tag/ die Liebe ge-
wachſen. Ach! daß es nun doch nicht geheiſſen haͤtte:
Du Menſchen-Kind/ Jch wil dir deine Au-
gen-Luſt nehmen!
Aber leider! es hieß ſo. GOTT
ſagte es/ eher man es meynete. O! ſo ſtelle Er ſich dann
ermeldten Propheten fuͤr/ und gedencke: Ey GOTT
hat es gethan. GOTT ſelbſt hat meinen Augen ihre
Luſt genommen/ daß Er die Seinen daran weidete; Ge-
nommen/ aber auf ein Wiedergeben: Genommen/ auf
ein beſſers Wiedergeben: und goͤnne auf ein Interim
den allerhoͤchſten Liebes-Augen ihre Luſt: ja auch der
Seligen diejenige/ ſo ſie ſelbſt hat: weil Jhre Seele
GOTTES Antlitz ſchauet. Und das iſt auch/ was
Jhren Augen fuͤrzuhalten haben die Geliebteſten
und betruͤbteſten Eltern/ Kinder/ Geſchwi-
ſter und ſaͤmtliche vornehme Anverwandten.

Wir aber wollen allerſeits die unſern wenden auf
den Text/ der der Wolſeligen rechtſchaffene Augen-
Luſt in dieſem Leben fuͤrſtellet: und erwegen/ wie Sie
Jhre aufgehoben zu den Bergen: vorhero aber gen
Himmel ſehen/ und von Hertzen bethen: Vater
Unſer ꝛc.

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[7/0007] erhabenen Augen. laͤnger Er/ mit dieſer Seligen/ gelebet; je mehr Er Sie geliebet; je mehr ſey/ Tag fuͤr Tag/ die Liebe ge- wachſen. Ach! daß es nun doch nicht geheiſſen haͤtte: Du Menſchen-Kind/ Jch wil dir deine Au- gen-Luſt nehmen! Aber leider! es hieß ſo. GOTT ſagte es/ eher man es meynete. O! ſo ſtelle Er ſich dann ermeldten Propheten fuͤr/ und gedencke: Ey GOTT hat es gethan. GOTT ſelbſt hat meinen Augen ihre Luſt genommen/ daß Er die Seinen daran weidete; Ge- nommen/ aber auf ein Wiedergeben: Genommen/ auf ein beſſers Wiedergeben: und goͤnne auf ein Interim den allerhoͤchſten Liebes-Augen ihre Luſt: ja auch der Seligen diejenige/ ſo ſie ſelbſt hat: weil Jhre Seele GOTTES Antlitz ſchauet. Und das iſt auch/ was Jhren Augen fuͤrzuhalten haben die Geliebteſten und betruͤbteſten Eltern/ Kinder/ Geſchwi- ſter und ſaͤmtliche vornehme Anverwandten. Wir aber wollen allerſeits die unſern wenden auf den Text/ der der Wolſeligen rechtſchaffene Augen- Luſt in dieſem Leben fuͤrſtellet: und erwegen/ wie Sie Jhre aufgehoben zu den Bergen: vorhero aber gen Himmel ſehen/ und von Hertzen bethen: Vater Unſer ꝛc. TEX-

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Zitationshilfe: Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696], S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509978/7>, abgerufen am 28.03.2024.