Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
welche an Jhr jederzeit unverändert geblieben. Denn
Sie haßte die Laster: und flohe ärger vor ihnen/ als
vor einer Schlange: gar wohl überlegende/ daß ein
lasterhafftes Leben dem in Gvinea befindlichen Bau-
me nicht ungleich: welcher ein so hefftiges Gifft bey
sich führen soll: daß er nicht allein den Ort/ wo er
wächset/ sondern auch die gantze herumb-liegende Ge-
gend verterbet und unfruchtbar machet.

Gleichwie es aber insgemein zu geschehen pfleget:
daß die Sonne unseres Glückes nicht allemahl klar und
heiter scheinet: sondern auch bißweilen mit düstern
und trüben Wolcken bezogen wird: also konte es auch
bey unserer seligen Frau Knorrin ohne Ver-
mischung betrübter und erfreulicher Veränderungen
nicht abgehen. Jch würde allzu-weitläufftig werden/
und Dero allerseits Geduld und höchst-gütige Auf-
mercksamkeit gar zu sehr mißbrauchen: wenn ich alle
und jede Begebenheiten/ so sich von Jugend auf mit
Jhr zugetragen/ nach der Länge erzehlen solte. Nur
einer eintzigen zu gedencken: so war es ja eine höchst-
schmertzliche Veränderung: als Sie in Jhren noch
unmündigen Jahren Jhre Hertz-allerliebste Frau
Mutter
zu Grabe tragen; deren erblasten Cörper der

Erden/

Abdanckungs-Rede.
welche an Jhr jederzeit unveraͤndert geblieben. Denn
Sie haßte die Laſter: und flohe aͤrger vor ihnen/ als
vor einer Schlange: gar wohl uͤberlegende/ daß ein
laſterhafftes Leben dem in Gvinea befindlichen Bau-
me nicht ungleich: welcher ein ſo hefftiges Gifft bey
ſich fuͤhren ſoll: daß er nicht allein den Ort/ wo er
waͤchſet/ ſondern auch die gantze herumb-liegende Ge-
gend verterbet und unfruchtbar machet.

Gleichwie es aber insgemein zu geſchehen pfleget:
daß die Sonne unſeres Gluͤckes nicht allemahl klar und
heiter ſcheinet: ſondern auch bißweilen mit duͤſtern
und truͤben Wolcken bezogen wird: alſo konte es auch
bey unſerer ſeligen Frau Knorrin ohne Ver-
miſchung betruͤbter und erfreulicher Veraͤnderungen
nicht abgehen. Jch wuͤrde allzu-weitlaͤufftig werden/
und Dero allerſeits Geduld und hoͤchſt-guͤtige Auf-
merckſamkeit gar zu ſehr mißbrauchen: wenn ich alle
und jede Begebenheiten/ ſo ſich von Jugend auf mit
Jhr zugetragen/ nach der Laͤnge erzehlen ſolte. Nur
einer eintzigen zu gedencken: ſo war es ja eine hoͤchſt-
ſchmertzliche Veraͤnderung: als Sie in Jhren noch
unmuͤndigen Jahren Jhre Hertz-allerliebſte Frau
Mutter
zu Grabe tragen; deren erblaſten Coͤrper der

Erden/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0007" n="7"/><fw place="top" type="header">Abdanckungs-Rede.</fw><lb/>
welche an Jhr jederzeit unvera&#x0364;ndert geblieben. Denn<lb/>
Sie haßte die La&#x017F;ter: und flohe a&#x0364;rger vor ihnen/ als<lb/>
vor einer Schlange: gar wohl u&#x0364;berlegende/ daß ein<lb/>
la&#x017F;terhafftes Leben dem in <hi rendition="#aq">Gvinea</hi> befindlichen Bau-<lb/>
me nicht ungleich: welcher ein &#x017F;o hefftiges Gifft bey<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;hren &#x017F;oll: daß er nicht allein den Ort/ wo er<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et/ &#x017F;ondern auch die gantze herumb-liegende Ge-<lb/>
gend verterbet und unfruchtbar machet.</p><lb/>
            <p>Gleichwie es aber insgemein zu ge&#x017F;chehen pfleget:<lb/>
daß die Sonne un&#x017F;eres Glu&#x0364;ckes nicht allemahl klar und<lb/>
heiter &#x017F;cheinet: &#x017F;ondern auch bißweilen mit du&#x0364;&#x017F;tern<lb/>
und tru&#x0364;ben Wolcken bezogen wird: al&#x017F;o konte es auch<lb/>
bey <hi rendition="#fr">un&#x017F;erer &#x017F;eligen Frau Knorrin</hi> ohne Ver-<lb/>
mi&#x017F;chung betru&#x0364;bter und erfreulicher Vera&#x0364;nderungen<lb/>
nicht abgehen. Jch wu&#x0364;rde allzu-weitla&#x0364;ufftig werden/<lb/>
und <hi rendition="#fr">Dero aller&#x017F;eits</hi> Geduld und ho&#x0364;ch&#x017F;t-gu&#x0364;tige Auf-<lb/>
merck&#x017F;amkeit gar zu &#x017F;ehr mißbrauchen: wenn ich alle<lb/>
und jede Begebenheiten/ &#x017F;o &#x017F;ich von Jugend auf mit<lb/>
Jhr zugetragen/ nach der La&#x0364;nge erzehlen &#x017F;olte. Nur<lb/>
einer eintzigen zu gedencken: &#x017F;o war es ja eine ho&#x0364;ch&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;chmertzliche Vera&#x0364;nderung: als Sie in Jhren noch<lb/>
unmu&#x0364;ndigen Jahren Jhre Hertz-allerlieb&#x017F;te <hi rendition="#fr">Frau<lb/>
Mutter</hi> zu Grabe tragen; deren erbla&#x017F;ten Co&#x0364;rper der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Erden/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0007] Abdanckungs-Rede. welche an Jhr jederzeit unveraͤndert geblieben. Denn Sie haßte die Laſter: und flohe aͤrger vor ihnen/ als vor einer Schlange: gar wohl uͤberlegende/ daß ein laſterhafftes Leben dem in Gvinea befindlichen Bau- me nicht ungleich: welcher ein ſo hefftiges Gifft bey ſich fuͤhren ſoll: daß er nicht allein den Ort/ wo er waͤchſet/ ſondern auch die gantze herumb-liegende Ge- gend verterbet und unfruchtbar machet. Gleichwie es aber insgemein zu geſchehen pfleget: daß die Sonne unſeres Gluͤckes nicht allemahl klar und heiter ſcheinet: ſondern auch bißweilen mit duͤſtern und truͤben Wolcken bezogen wird: alſo konte es auch bey unſerer ſeligen Frau Knorrin ohne Ver- miſchung betruͤbter und erfreulicher Veraͤnderungen nicht abgehen. Jch wuͤrde allzu-weitlaͤufftig werden/ und Dero allerſeits Geduld und hoͤchſt-guͤtige Auf- merckſamkeit gar zu ſehr mißbrauchen: wenn ich alle und jede Begebenheiten/ ſo ſich von Jugend auf mit Jhr zugetragen/ nach der Laͤnge erzehlen ſolte. Nur einer eintzigen zu gedencken: ſo war es ja eine hoͤchſt- ſchmertzliche Veraͤnderung: als Sie in Jhren noch unmuͤndigen Jahren Jhre Hertz-allerliebſte Frau Mutter zu Grabe tragen; deren erblaſten Coͤrper der Erden/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/509979
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/509979/7
Zitationshilfe: Busch und Rosenbusch, Hanns Christoph von: Es verändert sich alles in der Welt! Görlitz, 1696, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509979/7>, abgerufen am 28.03.2024.