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Milichius, Daniel: Dominus abstulit. Oels, 1617.

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Mutter wegen jhres verstorbenen Söhnleins also angeredet:
Raptus est filius, durum quidem, sed tolerabile.
Rapuit enim is, qui dederat.
Ewer lieber Sohn ist
Euch genommen/ Es ist wol ein schweres/ aber doch ein
leidliches/ denn der hat jhn genommen/ der jhn Euch zuvor
Colloq:
Luth:
fol.
484
gegeben hat. Als D. Martini Lutheri seliger gedächt-
niß Töchterlein/ mit Nahmen Magdalena Kranck war/
tröstete sich der frome selige Mann in jhrer Kranckheit mit
nachfolgenden Worten: Ich habe sie sehr lieb/ aber lieber
Gott/ da es dein Wille ist/ das du sie dahin nehmen wilt/
so wil ich sie gerne bey dir wissen: Vnd da sie also im Bette
lag/ sprach er zu jhr: Magdalenichen mein Töchterlein/
du bliebest gerne hie bey dem Vater/ vnd zügest auch gerne
zu jenem Vater: sprach sie: Ja Hertzer Vater/ wie Gott
wil/ etc. Dieser Hocherlauchte Mann Gottes/ tröstete auch
Herren Benedictum Pauli, des Sohn sich vom Hause zu
todt gefallen hatte/ mit nachfolgender Trostschrifft (welche
ich hier/ wie sie in Appendice colloquiorum beschrieben ist/
herzu setzen wil. Wiewol es in der H. Schriefft nirgendt
verbotten ist/ das man nicht Trawren noch Leydtragen solte/
wann einem ein from Kindt oder Freundt stirbet/ denn wir
haben Exempel fromer Patriarchen/ Ertzväter vnd Könige/
die jhrer Kinder todt hefftig vnd schmertzlich beweinet/ vnd
sich darüber bekümmert haben/ doch sol des Trawrens vnd
Leydes auch ein maß sein. Darumb thut jhr recht/ lieber
Herr Doctor/ das jhr vber dem tode eweres Sohns trawret/
wenn es nur nicht auch zu viel wird gemacht/ vnd jhr Euch
auch trösten lasset. Derhalben sol das Ewer Trost sein:
Erstlich/ Das jhr bedenckt/ das Euch Gott diesen Sohn
gegeben vnd wider genommen hat. Zum andern/ das jhr
folget dem Exempel des fromen heyligen Mannes Hiobs/
welcher/ da Er alles verlohren hatte/ Kinder vnd alle Gütter

vnd

Mutter wegẽ jhꝛes verſtoꝛbenen Soͤhnleins alſo angeredet:
Raptus eſt filius, durum quidem, ſed tolerabile.
Rapuit enim is, qui dederat.
Ewer lieber Sohn iſt
Euch genommen/ Es iſt wol ein ſchweres/ aber doch ein
leidliches/ denn der hat jhn genommen/ der jhn Euch zuvor
Colloq:
Luth:
fol.
484
gegeben hat. Als D. Martini Lutheri ſeliger gedaͤcht-
niß Toͤchterlein/ mit Nahmen Magdalena Kranck war/
troͤſtete ſich der frome ſelige Mann in jhꝛer Kranckheit mit
nachfolgenden Woꝛten: Ich habe ſie ſehꝛ lieb/ aber lieber
Gott/ da es dein Wille iſt/ das du ſie dahin nehmen wilt/
ſo wil ich ſie gerne bey dir wiſſen: Vnd da ſie alſo im Bette
lag/ ſpꝛach er zu jhr: Magdalenichen mein Toͤchterlein/
du bliebeſt gerne hie bey dem Vater/ vnd zuͤgeſt auch gerne
zu jenem Vater: ſpꝛach ſie: Ja Hertzer Vater/ wie Gott
wil/ ꝛc. Dieſer Hocherlauchte Mann Gottes/ troͤſtete auch
Herꝛen Benedictum Pauli, des Sohn ſich vom Hauſe zu
todt gefallen hatte/ mit nachfolgender Troſtſchꝛifft (welche
ich hier/ wie ſie in Appendice colloquiorum beſchꝛiebẽ iſt/
herzu ſetzen wil. Wiewol es in der H. Schriefft nirgendt
verbotten iſt/ das man nicht Trawꝛen noch Leydtragẽ ſolte/
wann einem ein from Kindt oder Freundt ſtirbet/ denn wir
haben Exempel fromer Patriarchen/ Ertzvaͤter vñ Koͤnige/
die jhꝛer Kinder todt hefftig vnd ſchmertzlich beweinet/ vnd
ſich daruͤber bekuͤmmert haben/ doch ſol des Trawꝛens vnd
Leydes auch ein maß ſein. Darumb thut jhꝛ recht/ lieber
Herꝛ Doctoꝛ/ das jhꝛ vber dem tode eweꝛes Sohns trawꝛet/
wenn es nur nicht auch zu viel wird gemacht/ vnd jhꝛ Euch
auch troͤſten laſſet. Derhalben ſol das Ewer Troſt ſein:
Erſtlich/ Das jhꝛ bedenckt/ das Euch Gott dieſen Sohn
gegeben vnd wider genommen hat. Zum andern/ das jhꝛ
folget dem Exempel des fromen heyligen Mannes Hiobs/
welcher/ da Er alles verlohꝛen hatte/ Kinder vñ alle Guͤtter

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Zitationshilfe: Milichius, Daniel: Dominus abstulit. Oels, 1617, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510287/18>, abgerufen am 27.04.2024.