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Breuer, Balthasar: Christliche Leichpredigt/ Vber die selige Hinfahrt. Liegnitz, [1613].

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O lieben Menschen/ thut es ja das jhr jhm nachsinnet/ vn-
terlassets ja nicht zu erkennen vnd zu bedencken/ das der HErr
seine Heiligen wunderlich führet. Daraus denn leicht zu
schliessen/ das aus solchem erkennen viel guttes vnd nützli-
ches musse erfolgen. Freilich viel. Denn damit wir nur et-
was von solcher Nutzbarkeit erzehlen:

So dienet das Erkennen vnd bedencken der Wun-
derfuhre Gottes einmal zu einer heilsamen Lehre/ oder er-
innerung dessen/ was beim Propheten Esaia cap. 45. ste-
het/ das Gott ein verborgen Gott sey/ vnd was er der Ewige
Allmechtige/ eben beim selben Propheten/ cap. 55. selbst sa-
get: Meine gedancken sind nicht euer gedancken/ vnd mei-
ne Wege sind nicht euer wege: sondern so viel der Himmel
höher ist denn die Erde/ so sind auch meine Wege höher denn
eure wege/ vnd meine gedancken denn euer gedancken. Das
nemlich vnser HErre GOtt viel ordne vnd thue/ darein sich
Menschlicher verstand nicht finden könne/ drumb solle er
sich auch vber sein vermögen nichts vnterfahen: sondern
wie Moses die Schue hat mussen ausziehen/ da er auff dem
heiligen Ort gestanden/ an welchem er hat gesehen den Pusch
brennen/ vnd doch nicht verzehret werden/ Exod. 3. Vnd
wie Abraham den Knecht vnd Esel vnter dem Berge gelas-
sen/ darauff er GOtt das Wunderopffer seines Sohnes
thun sollen: also sol in Göttlichen Sachen vnd Regierun-
gen der vorwitz eigener vernunfft abgeleget/ oder vnter den
gehorsam des Glaubens gefangen genommen werden. 2.
Cor. 10.

Darnach dienet solch Erkennen auch zur War-
nung für dem vnbedechtigen vnzeitigen Vrtheil vnd spott/
so frome Gleubigen offt zu jhrem schaden vnd trübsal ha-
ben/ vnd von hönischen Klügeln vber sich mussen ergehen
lassen. Denn nicht allein Davids Ehre ist vnter seinem

Creutze
C

O lieben Menſchen/ thut es ja das jhr jhm nachſinnet/ vn-
terlaſſets ja nicht zu erkeñen vnd zu bedencken/ das der HErr
ſeine Heiligen wunderlich fuͤhret. Daraus denn leicht zu
ſchlieſſen/ das aus ſolchem erkennen viel guttes vnd nuͤtzli-
ches muſſe erfolgen. Freilich viel. Denn damit wir nur et-
was von ſolcher Nutzbarkeit erzehlen:

So dienet das Erkeñen vnd bedencken der Wun-
derfuhre Gottes einmal zu einer heilſamen Lehre/ oder er-
innerung deſſen/ was beim Propheten Eſaia cap. 45. ſte-
het/ das Gott ein verborgen Gott ſey/ vnd was er der Ewige
Allmechtige/ eben beim ſelben Propheten/ cap. 55. ſelbſt ſa-
get: Meine gedancken ſind nicht euer gedancken/ vnd mei-
ne Wege ſind nicht euer wege: ſondern ſo viel der Himmel
hoͤher iſt denn die Erde/ ſo ſind auch meine Wege hoͤher deñ
eure wege/ vnd meine gedancken denn euer gedancken. Das
nemlich vnſer HErre GOtt viel ordne vnd thue/ darein ſich
Menſchlicher verſtand nicht finden koͤnne/ drumb ſolle er
ſich auch vber ſein vermoͤgen nichts vnterfahen: ſondern
wie Moſes die Schue hat muſſen ausziehen/ da er auff dem
heiligen Ort geſtanden/ an welchem er hat geſehen den Puſch
brennen/ vnd doch nicht verzehret werden/ Exod. 3. Vnd
wie Abraham den Knecht vnd Eſel vnter dem Berge gelaſ-
ſen/ darauff er GOtt das Wunderopffer ſeines Sohnes
thun ſollen: alſo ſol in Goͤttlichen Sachen vnd Regierun-
gen der vorwitz eigener vernunfft abgeleget/ oder vnter den
gehorſam des Glaubens gefangen genommen werden. 2.
Cor. 10.

Darnach dienet ſolch Erkennen auch zur War-
nung fuͤr dem vnbedechtigen vnzeitigen Vrtheil vnd ſpott/
ſo frome Gleubigen offt zu jhrem ſchaden vnd truͤbſal ha-
ben/ vnd von hoͤniſchen Kluͤgeln vber ſich muſſen ergehen
laſſen. Denn nicht allein Davids Ehre iſt vnter ſeinem

Creutze
C
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[[17]/0017] O lieben Menſchen/ thut es ja das jhr jhm nachſinnet/ vn- terlaſſets ja nicht zu erkeñen vnd zu bedencken/ das der HErr ſeine Heiligen wunderlich fuͤhret. Daraus denn leicht zu ſchlieſſen/ das aus ſolchem erkennen viel guttes vnd nuͤtzli- ches muſſe erfolgen. Freilich viel. Denn damit wir nur et- was von ſolcher Nutzbarkeit erzehlen: So dienet das Erkeñen vnd bedencken der Wun- derfuhre Gottes einmal zu einer heilſamen Lehre/ oder er- innerung deſſen/ was beim Propheten Eſaia cap. 45. ſte- het/ das Gott ein verborgen Gott ſey/ vnd was er der Ewige Allmechtige/ eben beim ſelben Propheten/ cap. 55. ſelbſt ſa- get: Meine gedancken ſind nicht euer gedancken/ vnd mei- ne Wege ſind nicht euer wege: ſondern ſo viel der Himmel hoͤher iſt denn die Erde/ ſo ſind auch meine Wege hoͤher deñ eure wege/ vnd meine gedancken denn euer gedancken. Das nemlich vnſer HErre GOtt viel ordne vnd thue/ darein ſich Menſchlicher verſtand nicht finden koͤnne/ drumb ſolle er ſich auch vber ſein vermoͤgen nichts vnterfahen: ſondern wie Moſes die Schue hat muſſen ausziehen/ da er auff dem heiligen Ort geſtanden/ an welchem er hat geſehen den Puſch brennen/ vnd doch nicht verzehret werden/ Exod. 3. Vnd wie Abraham den Knecht vnd Eſel vnter dem Berge gelaſ- ſen/ darauff er GOtt das Wunderopffer ſeines Sohnes thun ſollen: alſo ſol in Goͤttlichen Sachen vnd Regierun- gen der vorwitz eigener vernunfft abgeleget/ oder vnter den gehorſam des Glaubens gefangen genommen werden. 2. Cor. 10. Darnach dienet ſolch Erkennen auch zur War- nung fuͤr dem vnbedechtigen vnzeitigen Vrtheil vnd ſpott/ ſo frome Gleubigen offt zu jhrem ſchaden vnd truͤbſal ha- ben/ vnd von hoͤniſchen Kluͤgeln vber ſich muſſen ergehen laſſen. Denn nicht allein Davids Ehre iſt vnter ſeinem Creutze C

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Zitationshilfe: Breuer, Balthasar: Christliche Leichpredigt/ Vber die selige Hinfahrt. Liegnitz, [1613], S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510581/17>, abgerufen am 24.04.2024.