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Fabricus, Elias: Letzte Ehren-Bekräntzung. Brieg, 1669.

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ein süsser Schlaaf/ da der Leib ruhet von aller beschwehr/ und
ein durchgang auß dem Zeitlichen Jammerthal in den Ewigen
Freuden-Saal/ auß dem Zeitlichen Streit zur Ewigen Sicher-
heit/ und auß der armsäligen Sterbligkeit/ zu der Ewigweh-
renden Unsterbligkeit.

Dieses Zeitliche Leben ist nicht nur wie Anfangs erwehnet/
Kurtz und Flüchtig; Sondern auch allerdings Mühsälig und
voller Widerwertigkeit/ also daß ein jeder/ der gleich sein Al-
ter ein wenig erstrecket und zu Jahren kommt/ gleichwol endlich
Gen. 47.
v.
9.
bekennen/ und mit dem Heyligen Ertz-Vater Jacob ex-
clami
ren muß: Wenig und böß ist die Zeit meiner Wahl-
Psal. 90.
v.
11.
fahrt; und mit Mose: Wenn unser Leben köstlich gewesen/
Sap. 7. v. 3.so ists Mühe und Arbeit gewesen. Betrachten wir des Lebens
Eingang: So ist Weinen unser erste Stimme/ alß ob wir
gleich zum Anfang und Eintritt die Zukünftige vielfältige
Wiederwertigkeiten bejammern wollten. Betrachten wir des
Lebens Fortgang: Hilff Ewiger GOtt/ was müssen
wir da empfinden[?] Wie viel tausenderley verdrüßligkeiten/
müssen wir zum Theil an unß selbst/ zum Theil an andern se-
hen[?] Bald werden wir beunruhiget/ durch Einfall frembder
Völcker und bluttige Kriege: Bald durch giftige Pestilentz
und andere vielfältige Kranckheiten: Bald durch allerhand
Verfolgung und plötzliche Unglücks-fälle: Bald durch ver-
lust unseres Haab und Vermögens und daher entstehende Ar-
muth: Bald durch übele nachreden und unverdiente Ehren-
rührige schmähworte. Gehet ein Tag vorbey und kommt die
finstere Nacht heran/ da wir vermeinen durch natürlichen
Schlaaf die Beschwer abzulegen/ so werden wir auch entwe-
der durch schwere Träume oder andere vorfallende gefährligkei-
ten geschrecket und erwecket/ daß wir vielmal nach dem Schlaaf

übeler

ein ſuͤſſer Schlaaf/ da der Leib ruhet von aller beſchwehr/ und
ein durchgang auß dem Zeitlichen Jammerthal in den Ewigen
Freuden-Saal/ auß dem Zeitlichen Streit zur Ewigen Sicher-
heit/ und auß der armſaͤligen Sterbligkeit/ zu der Ewigweh-
renden Unſterbligkeit.

Dieſes Zeitliche Leben iſt nicht nur wie Anfangs erwehnet/
Kurtz und Fluͤchtig; Sondern auch allerdings Muͤhſaͤlig und
voller Widerwertigkeit/ alſo daß ein jeder/ der gleich ſein Al-
ter ein wenig erſtrecket und zu Jahren kommt/ gleichwol endlich
Gen. 47.
v.
9.
bekennen/ und mit dem Heyligen Ertz-Vater Jacob ex-
clami
ren muß: Wenig und boͤß iſt die Zeit meiner Wahl-
Pſal. 90.
v.
11.
fahrt; und mit Moſe: Wenn unſer Leben koͤſtlich geweſen/
Sap. 7. v. 3.ſo iſts Muͤhe und Arbeit geweſen. Betrachten wir des Lebens
Eingang: So iſt Weinen unſer erſte Stimme/ alß ob wir
gleich zum Anfang und Eintritt die Zukuͤnftige vielfaͤltige
Wiederwertigkeiten bejammern wollten. Betrachten wir des
Lebens Fortgang: Hilff Ewiger GOtt/ was muͤſſen
wir da empfinden[?] Wie viel tauſenderley verdruͤßligkeiten/
muͤſſen wir zum Theil an unß ſelbſt/ zum Theil an andern ſe-
hen[?] Bald werden wir beunruhiget/ durch Einfall frembder
Voͤlcker und bluttige Kriege: Bald durch giftige Peſtilentz
und andere vielfaͤltige Kranckheiten: Bald durch allerhand
Verfolgung und ploͤtzliche Ungluͤcks-faͤlle: Bald durch ver-
luſt unſeres Haab und Vermoͤgens und daher entſtehende Ar-
muth: Bald durch uͤbele nachreden und unverdiente Ehren-
ruͤhrige ſchmaͤhworte. Gehet ein Tag vorbey und kommt die
finſtere Nacht heran/ da wir vermeinen durch natuͤrlichen
Schlaaf die Beſchwer abzulegen/ ſo werden wir auch entwe-
der durch ſchwere Traͤume oder andere vorfallende gefaͤhrligkei-
ten geſchrecket und erwecket/ daß wir vielmal nach dem Schlaaf

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Zitationshilfe: Fabricus, Elias: Letzte Ehren-Bekräntzung. Brieg, 1669, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510954/6>, abgerufen am 29.03.2024.