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Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

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Frommer Christen ewiges Gnaden-
verloschen; zumalen wenn sie an die freye Lufft kommen; Chri-
stus aber ist ein recht ewiges Liecht/ das hat weder Anfang noch
Ende/ es hat zu keiner Zeit erst angefangen zu scheinen/ sondern
ist von Ewigkeit/ har/ wird auch nimmer auffhören/ sondern in
Mich. V. 1.alle Ewigkeit seinen Glantz und Schein behalten: Sein Auß-
gang ist vom Anfang und von Ewigkeit her.

Ein ewiges Liecht ist er auch ratione Officii & beneficii,
wegen seines Ampts und Wohlthaten/ sintemal er nicht allein
für sich und nach seinen Wesen einen Glantz und Schein von
sich giebet/ sondern auch uns Menschen zu gut leuchtet/ als der
durch seinen Gnaden-Schein uns erleuchtet/ recht führet und
leitet/ erqvicket und erfreuet. Darumb der Prophet saget: Dein
Liecht/ der HERR wird dein ewiges Liecht seyn/ das ist/
dir zu gut/ dir zum besten/ zu deinen Heil und Seeligkeit leuchten.
Ob wol der Prophet hier das geistliche Jerusalem oder die Christ-
liche Kirche anredet; iedoch weil alle fromme Christen derselben
Gliedmassen seyn/ so hat sich ein ieder dessen anzunehmen und
zu erfreuen: So scheinet und leuchtet das Liecht einem ieden zu
Trost/ zur Freud und Seeligkeit.

Da ist nun freylich der HErr Christus seiner Kirchen und
einem ieden frommen Christen/ I. Lux gratiae mentem il-
lustrans,
ein erleuchtendes Gnaden-und Glau-
bens-Liecht. Gleich wie das Liecht die Finsternüß vertreibet/
ein gantzes Gemach/ wenn es noch so finster/ erleuchtet; also ver-
treibet Christus das wahre Liecht die Geistliche Finsternüß/ er-
leuchtet unsere verfinsterte Hertzen/ zündet bey uns an das Liecht
1. Thess. V, 5.deß Glaubens und Erkäntnüß GOttes/ und machet uns zu
Kindern deß Liechts.

Von Natur sind unsere Hertzen voll Blindheit und Fin-
sternüß/ daß sie nichts verstehen von Gottes Wesen und Willen/

und

Frommer Chriſten ewiges Gnaden-
verloſchen; zumalen wenn ſie an die freye Lufft kommen; Chri-
ſtus aber iſt ein recht ewiges Liecht/ das hat weder Anfang noch
Ende/ es hat zu keiner Zeit erſt angefangen zu ſcheinen/ ſondern
iſt von Ewigkeit/ har/ wird auch nimmer auffhoͤren/ ſondern in
Mich. V. 1.alle Ewigkeit ſeinen Glantz und Schein behalten: Sein Auß-
gang iſt vom Anfang und von Ewigkeit her.

Ein ewiges Liecht iſt er auch ratione Officii & beneficii,
wegen ſeines Ampts und Wohlthaten/ ſintemal er nicht allein
fuͤr ſich und nach ſeinen Weſen einen Glantz und Schein von
ſich giebet/ ſondern auch uns Menſchen zu gut leuchtet/ als der
durch ſeinen Gnaden-Schein uns erleuchtet/ recht fuͤhret und
leitet/ erqvicket und erfreuet. Darumb der Prophet ſaget: Dein
Liecht/ der HERR wird dein ewiges Liecht ſeyn/ das iſt/
dir zu gut/ dir zum beſten/ zu deinen Heil und Seeligkeit leuchten.
Ob wol der Prophet hier das geiſtliche Jeruſalem oder die Chriſt-
liche Kirche anredet; iedoch weil alle fromme Chriſten derſelben
Gliedmaſſen ſeyn/ ſo hat ſich ein ieder deſſen anzunehmen und
zu erfreuen: So ſcheinet und leuchtet das Liecht einem ieden zu
Troſt/ zur Freud und Seeligkeit.

Da iſt nun freylich der HErr Chriſtus ſeiner Kirchen und
einem ieden frommen Chriſten/ I. Lux gratiæ mentem il-
luſtrans,
ein erleuchtendes Gnaden-und Glau-
bens-Liecht. Gleich wie das Liecht die Finſternuͤß vertreibet/
ein gantzes Gemach/ wenn es noch ſo finſter/ erleuchtet; alſo ver-
treibet Chriſtus das wahre Liecht die Geiſtliche Finſternuͤß/ er-
leuchtet unſere verfinſterte Hertzen/ zuͤndet bey uns an das Liecht
1. Theſſ. V, 5.deß Glaubens und Erkaͤntnuͤß GOttes/ und machet uns zu
Kindern deß Liechts.

Von Natur ſind unſere Hertzen voll Blindheit und Fin-
ſternuͤß/ daß ſie nichts verſtehen von Gottes Weſen und Willen/

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Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/20>, abgerufen am 19.04.2024.