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Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

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Trost-und Freuden-Liecht.
mittelst seines Worts nnd der hochwürdigen Sacramenten:
Durchs Wort erleuchtet er die Finsternüß unsers Verstands
und wird unsere Weißheit/ daß wir in ihm GOTT und alles
Gute heilsamlich erkennen/ erwärmet unsern Willen/ macht ihn
süsse/ mirb/ mild/ weich und fliessend/ daß er sich durch Liebe in
gute Werck ergeußt/ wie ein Wachs am Feuer zerrinnet: Er
zündet das Gemüth an/ wirfft liechte Flammen ins Hertz/ schaf-
fet dringende feurige Bewegung/ daß wir offt mit den Jüngern
die nach Emauß giengen aus der Erfahrung sagen können:
Brandte nicht unser Hertz in uns/ da er mit uns redete.Luc. XXIV,
v. 32.

Dahero heisset sein Wort ein Liecht/ das da scheinet in einem
dunckeln Ort/ biß der Tag anbreche/ und der Morgen-2. Pet. I, 19.
stern auffgehe in unsern Hertzen. Jn der H. Tauffe erleuch-
tet er uns durch seines Geistes Krafft/ und zündet in uns an
wahren Glauben/ darumb auch die H. Tauffe von den alten ge-Selnec. in
Paed. Christ.
part. 2. p.
608.

nennet wird photismos, eine Erleuchtung. Jm H. Abendmal
kömpt diß Liecht selber zu uns und in uns/ wo aber das Liecht ist/
da ist Erleuchtung. Gleich wie/ wenn die Sonne auffgehet/ es
immer ie länger/ ie liechter und heller wird; Also wenn Christus
das ewige Liecht/ die Sonne der Gerechtigkeit einmal bey uns
auffgangen/ so wird es nach und nach immer heller in unseren
Seelen. Auff einmal wird die Seele nicht völlig erleuchtet und
angezündet/ die Gnade hat ihre Stuffen/ das Liecht sein Zu-
nehmen. Jn der Tauffe kömt er zu uns/ im Wort gehet er auff
über uns/ im Abendmal erscheinet er uns. Diß sind die Grad
unserer Erleuchtung: Kommen/ gehen/ erscheinen/ wollen/ wer-
den/ seyn. Immer weiter/ immer höher/ biß das Liecht uns im
vollen Schein leuchtet: Davon sagt der Apostel: Jhr waretEphes. V, 8.
weyland Finsternüß/ nun aber seyd ihr ein Liecht in dem
HErrn. Diß haben wir nun billich mit schuldigen Danck zu
erkennen. Ach! es ist ein elend Ding/ wann einer immer in sin-

stern

Troſt-und Freuden-Liecht.
mittelſt ſeines Worts nnd der hochwuͤrdigen Sacramenten:
Durchs Wort erleuchtet er die Finſternuͤß unſers Verſtands
und wird unſere Weißheit/ daß wir in ihm GOTT und alles
Gute heilſamlich erkennen/ erwaͤrmet unſern Willen/ macht ihn
ſuͤſſe/ mirb/ mild/ weich und flieſſend/ daß er ſich durch Liebe in
gute Werck ergeußt/ wie ein Wachs am Feuer zerrinnet: Er
zuͤndet das Gemuͤth an/ wirfft liechte Flammen ins Hertz/ ſchaf-
fet dringende feurige Bewegung/ daß wir offt mit den Juͤngern
die nach Emauß giengen aus der Erfahrung ſagen koͤnnen:
Brandte nicht unſer Hertz in uns/ da er mit uns redete.Luc. XXIV,
v. 32.

Dahero heiſſet ſein Wort ein Liecht/ das da ſcheinet in einem
dunckeln Ort/ biß der Tag anbreche/ und der Morgen-2. Pet. I, 19.
ſtern auffgehe in unſern Hertzen. Jn der H. Tauffe erleuch-
tet er uns durch ſeines Geiſtes Krafft/ und zuͤndet in uns an
wahren Glauben/ darumb auch die H. Tauffe von den alten ge-Selnec. in
Pæd. Chriſt.
part. 2. p.
608.

nennet wird ϕωτισμὸς, eine Erleuchtung. Jm H. Abendmal
koͤmpt diß Liecht ſelber zu uns und in uns/ wo aber das Liecht iſt/
da iſt Erleuchtung. Gleich wie/ wenn die Sonne auffgehet/ es
immer ie laͤnger/ ie liechter und heller wird; Alſo wenn Chriſtus
das ewige Liecht/ die Sonne der Gerechtigkeit einmal bey uns
auffgangen/ ſo wird es nach und nach immer heller in unſeren
Seelen. Auff einmal wird die Seele nicht voͤllig erleuchtet und
angezuͤndet/ die Gnade hat ihre Stuffen/ das Liecht ſein Zu-
nehmen. Jn der Tauffe koͤmt er zu uns/ im Wort gehet er auff
uͤber uns/ im Abendmal erſcheinet er uns. Diß ſind die Grad
unſerer Erleuchtung: Kommen/ gehen/ erſcheinen/ wollen/ wer-
den/ ſeyn. Immer weiter/ immer hoͤher/ biß das Liecht uns im
vollen Schein leuchtet: Davon ſagt der Apoſtel: Jhr waretEpheſ. V, 8.
weyland Finſternuͤß/ nun aber ſeyd ihr ein Liecht in dem
HErrn. Diß haben wir nun billich mit ſchuldigen Danck zu
erkennen. Ach! es iſt ein elend Ding/ wann einer immer in ſin-

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[[23]/0023] Troſt-und Freuden-Liecht. mittelſt ſeines Worts nnd der hochwuͤrdigen Sacramenten: Durchs Wort erleuchtet er die Finſternuͤß unſers Verſtands und wird unſere Weißheit/ daß wir in ihm GOTT und alles Gute heilſamlich erkennen/ erwaͤrmet unſern Willen/ macht ihn ſuͤſſe/ mirb/ mild/ weich und flieſſend/ daß er ſich durch Liebe in gute Werck ergeußt/ wie ein Wachs am Feuer zerrinnet: Er zuͤndet das Gemuͤth an/ wirfft liechte Flammen ins Hertz/ ſchaf- fet dringende feurige Bewegung/ daß wir offt mit den Juͤngern die nach Emauß giengen aus der Erfahrung ſagen koͤnnen: Brandte nicht unſer Hertz in uns/ da er mit uns redete. Dahero heiſſet ſein Wort ein Liecht/ das da ſcheinet in einem dunckeln Ort/ biß der Tag anbreche/ und der Morgen- ſtern auffgehe in unſern Hertzen. Jn der H. Tauffe erleuch- tet er uns durch ſeines Geiſtes Krafft/ und zuͤndet in uns an wahren Glauben/ darumb auch die H. Tauffe von den alten ge- nennet wird ϕωτισμὸς, eine Erleuchtung. Jm H. Abendmal koͤmpt diß Liecht ſelber zu uns und in uns/ wo aber das Liecht iſt/ da iſt Erleuchtung. Gleich wie/ wenn die Sonne auffgehet/ es immer ie laͤnger/ ie liechter und heller wird; Alſo wenn Chriſtus das ewige Liecht/ die Sonne der Gerechtigkeit einmal bey uns auffgangen/ ſo wird es nach und nach immer heller in unſeren Seelen. Auff einmal wird die Seele nicht voͤllig erleuchtet und angezuͤndet/ die Gnade hat ihre Stuffen/ das Liecht ſein Zu- nehmen. Jn der Tauffe koͤmt er zu uns/ im Wort gehet er auff uͤber uns/ im Abendmal erſcheinet er uns. Diß ſind die Grad unſerer Erleuchtung: Kommen/ gehen/ erſcheinen/ wollen/ wer- den/ ſeyn. Immer weiter/ immer hoͤher/ biß das Liecht uns im vollen Schein leuchtet: Davon ſagt der Apoſtel: Jhr waret weyland Finſternuͤß/ nun aber ſeyd ihr ein Liecht in dem HErrn. Diß haben wir nun billich mit ſchuldigen Danck zu erkennen. Ach! es iſt ein elend Ding/ wann einer immer in ſin- ſtern Luc. XXIV, v. 32. 2. Pet. I, 19. Selnec. in Pæd. Chriſt. part. 2. p. 608. Epheſ. V, 8.

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Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/23>, abgerufen am 18.04.2024.