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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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Herren Abgesandten/ meinem gnädigen Grafen und Her-
ren/ wodurch gnädig condoliret/ und der Tag schwartz be-
mercket wird/ daran abermals ein Zweig von dem Hoch-
fürstlichen Stamm-Baum durch deß Todes Grimm ab-
gebrochen/ und in den Staub der Verwesung geleget wird.

Ja alle Jnnwohner dieses ansehnlichen Trauer-Hau-
ses/ alle Unterthanen der Herrschafft stunden jämmerlich/
sahen traurig/ weineten mit den weinenden und pfnuchzeten
mit kläglicher Stimme: Die unser Trost war/ ist vom
Thr. 4.Tode gefangen und geleget in den Staub.

Aller merckwürdigst aber war dieses am Himmel anzu-
schauen/ daß in der entseeleten Seligen schmertzhafften doch
vernünfftigen Todeszügen/ die Lufft zwar voller Unruh/
Sturm und Finsternüß/ aber plötzlich/ über aller vermuten
klärete sich die Lufft helle auß/ da ward alles stille und leuch-
tete die Sonn mit dem alleranmutigsten Schein und vol-
lem Glantz/ und in dem ward auch die selige Seele/ (wie
von iedem zur Zeit gegenwärtig wol bemerckt/) auß der
finstern Leibes-Höle abgefordert. Da hieß es recht: Post
Nubila Phoebus.
Oder/ wie es Sara andächtig erkläret;
Tob. 3. 21. 23.das weiß ich fürwar/ wer GOtt dienet/ der wird nach der
Anfechtung getröstet/ und nach der Trübsal erlöset/ nach
dem Ungewitter lässest du die Sonne wieder scheinen/ und
nach dem heulen und weinen überschüttest du uns mit Freu-
den. Dieses erfuhr in der That die Selige. Es ward zwar in
ihrem Todes-Sturm und letzten Kampff auff der Welt/ der
Ezech. 32. 7.Himmel ihres irrdischen Wolstandes verhüllet/ ihre Stern
der Augen verfinstert/ und die Sonn deß Lebens mit Wol-
cken der Sterbligkeit überzogen/ ja als der Hauß-Mond
schiene sie ihrem Herren und Gemahl nicht mehr. Aber in
dem Augenblick hörete die außerwehlte Seele vor dem Stul
Apoc. 5. 8.deß Lammes die Davidische Harffen klingen und Cherubi-

gehet

Herren Abgeſandten/ meinem gnaͤdigen Grafen und Her-
ren/ wodurch gnaͤdig condoliret/ und der Tag ſchwartz be-
mercket wird/ daran abermals ein Zweig von dem Hoch-
fuͤrſtlichen Stamm-Baum durch deß Todes Grimm ab-
gebrochen/ und in den Staub der Verweſung geleget wird.

Ja alle Jnnwohner dieſes anſehnlichen Trauer-Hau-
ſes/ alle Unterthanen der Herrſchafft ſtunden jaͤmmerlich/
ſahen traurig/ weineten mit den weinenden und pfnuchzeten
mit klaͤglicher Stimme: Die unſer Troſt war/ iſt vom
Thr. 4.Tode gefangen und geleget in den Staub.

Aller merckwuͤrdigſt aber war dieſes am Himmel anzu-
ſchauen/ daß in der entſeeleten Seligen ſchmertzhafften doch
vernuͤnfftigen Todeszuͤgen/ die Lufft zwar voller Unruh/
Sturm und Finſternuͤß/ aber ploͤtzlich/ uͤber aller vermuten
klaͤrete ſich die Lufft helle auß/ da ward alles ſtille und leuch-
tete die Sonn mit dem alleranmutigſten Schein und vol-
lem Glantz/ und in dem ward auch die ſelige Seele/ (wie
von iedem zur Zeit gegenwaͤrtig wol bemerckt/) auß der
finſtern Leibes-Hoͤle abgefordert. Da hieß es recht: Poſt
Nubila Phœbus.
Oder/ wie es Sara andaͤchtig erklaͤret;
Tob. 3. 21. 23.das weiß ich fuͤrwar/ wer GOtt dienet/ der wird nach der
Anfechtung getroͤſtet/ und nach der Truͤbſal erloͤſet/ nach
dem Ungewitter laͤſſeſt du die Sonne wieder ſcheinen/ und
nach dem heulen und weinen uͤberſchuͤtteſt du uns mit Freu-
den. Dieſes erfuhr in der That die Selige. Es ward zwar in
ihrem Todes-Sturm und letzten Kampff auff der Welt/ deꝛ
Ezech. 32. 7.Himmel ihres irrdiſchen Wolſtandes verhuͤllet/ ihre Stern
der Augen verfinſtert/ und die Sonn deß Lebens mit Wol-
cken der Sterbligkeit uͤberzogen/ ja als der Hauß-Mond
ſchiene ſie ihrem Herren und Gemahl nicht mehr. Aber in
dem Augenblick hoͤrete die außerwehlte Seele vor dem Stul
Apoc. 5. 8.deß Lammes die Davidiſche Harffen klingen und Cherubi-

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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/6>, abgerufen am 18.04.2024.