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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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viel außgerichtet/ daß dem Menschlichen Ansehen nach/
man vorgeschöpfften bösen Zweiffel/ gäntzlich fahren zu
lassen gnugsame Urfachen gehabt. Allein die steten Ab-
wechselungen/ und andere nach und nach einschleichende Zu-
fälle/ haben bald gezeiget/ daß es bey solcher Beschaffenheit
grosser Auffacht bedürffe; An deren rühmlichen Verse-
hung es gar nicht gemangelt. Jnmassen der von Jhro
Gn.
seliger damals erforderte Medicus von Schweidnitz/
Tit. Herr Hans Friedrich Hubrig/ U. M. D. nicht nur
seinen Fleiß und Vorsorge rühmlich erwiesen/ sondern auch
durch applicirung ungesparter medicamenten, das euser-
ste/ so nur zu Genesung der seligen Frauen dienlich seyn kön-
nen/ verständigst angewendet; wiewol alles umbsonst und
vergeblich! Denn nach dem die Niessung nöthigen Un-
terhalts/ und die nöthigste Unterhaltung deß Menschen
selbst/ der Schlaff/ sich nach und nach verlohren/ hat man
die Leibes-Kräffte auch Augenscheinlich abnehmen/ und
hingegen Schwachheit und Mattigkeit so häuffig einbre-
chen sehen/ daß man an zeit-und menschlicher Hülffe/ lei-
der gäntzlich zweiffeln müssen. Die selige Frau konte bey
Jhr selbst leichtlich abnehmen/ daß es mit Jhr zum Ende
gehen/ und Jhre Lebens-Zeit gar bald zum Zweck eilen wer-
de; Dannenhero/ wie Sie iederzeit Jhren Willen dem
Willen Gottes nachgestellet/ so bezeugete Sie hierinn die
wenigste Veränderung. Jhr eintziger Kummer war/
durch Christliche Vorbereitung/ denn Gefährligkeiten
dieser grossen Reise zeitlich vor zu kommen/ dannenhero Sie
wegen Unpäßligkeit Jhres sonst ordentlichen Seelen-Hir-
ten/ den benachbarten Herrn Geistlichen zu sich erbitten las-
sen/ welcher Jhr mit Geistlichem Seelen-Trost fast täglich
beygewohnet/ und Jhre hertzliche Andacht/ mit Vorbetung
schöner Gebete und Lieder/ beständigst unterhalten/ der-

massen/

viel außgerichtet/ daß dem Menſchlichen Anſehen nach/
man vorgeſchoͤpfften boͤſen Zweiffel/ gaͤntzlich fahren zu
laſſen gnugſame Urfachen gehabt. Allein die ſteten Ab-
wechſelungen/ und andere nach und nach einſchleichende Zu-
faͤlle/ haben bald gezeiget/ daß es bey ſolcher Beſchaffenheit
groſſer Auffacht beduͤrffe; An deren ruͤhmlichen Verſe-
hung es gar nicht gemangelt. Jnmaſſen der von Jhro
Gn.
ſeliger damals erforderte Medicus von Schweidnitz/
Tit. Herr Hans Friedrich Hubrig/ U. M. D. nicht nur
ſeinen Fleiß und Vorſorge ruͤhmlich erwieſen/ ſondeꝛn auch
durch applicirung ungeſparter medicamenten, das euſer-
ſte/ ſo nur zu Geneſung der ſeligen Fꝛauen dienlich ſeyn koͤn-
nen/ verſtaͤndigſt angewendet; wiewol alles umbſonſt und
vergeblich! Denn nach dem die Nieſſung noͤthigen Un-
terhalts/ und die noͤthigſte Unterhaltung deß Menſchen
ſelbſt/ der Schlaff/ ſich nach und nach verlohren/ hat man
die Leibes-Kraͤffte auch Augenſcheinlich abnehmen/ und
hingegen Schwachheit und Mattigkeit ſo haͤuffig einbre-
chen ſehen/ daß man an zeit-und menſchlicher Huͤlffe/ lei-
der gaͤntzlich zweiffeln muͤſſen. Die ſelige Frau konte bey
Jhr ſelbſt leichtlich abnehmen/ daß es mit Jhr zum Ende
gehen/ und Jhre Lebens-Zeit gar bald zum Zweck eilen wer-
de; Dannenhero/ wie Sie iederzeit Jhren Willen dem
Willen Gottes nachgeſtellet/ ſo bezeugete Sie hierinn die
wenigſte Veraͤnderung. Jhr eintziger Kummer war/
durch Chriſtliche Vorbereitung/ denn Gefaͤhrligkeiten
dieſer groſſen Reiſe zeitlich vor zu kom̃en/ dannenhero Sie
wegen Unpaͤßligkeit Jhres ſonſt ordentlichen Seelen-Hiꝛ-
ten/ den benachbarten Herꝛn Geiſtlichen zu ſich erbitten laſ-
ſen/ welcher Jhr mit Geiſtlichem Seelen-Troſt faſt taͤglich
beygewohnet/ und Jhre hertzliche Andacht/ mit Vorbetung
ſchoͤner Gebete und Lieder/ beſtaͤndigſt unterhalten/ der-

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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/74>, abgerufen am 25.04.2024.