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Scheffrich, Jakob: Piorum fatum. Oels, 1626.

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Christliche Leichpredigt.
wachendes Auge auff die Religion vnd Justitiam haben:
Dieses anzudeuten/ haben vor Zeiten die Aegyptier die
Obrigkeit Hieroglyphice abgemahlet in einem ScepterXenophon
l. 8. paedag.
Cyri.

mit einem Auge. Vnd so jrgendt eine Zeit gewesen/ da
solch wachendes Auge von nöthen/ so ists gewiß gegenwer-
tige letzte Zeit/ da nun mehr die zws Säulen der Regie-
ment vnd der Welt als Religio & Justitia, die Religion
vnd Gerechtigkeit eben Bawfällig worden/ vnd bey meh-
lichen anfahen zusincken: Das es das ansehen gewinnet/
als wenn es in kürtzen mit den Regiementen in der Welt
eine solche beschaffenheit haben wolte/ als vor Zeiten mit
dem Götzenhauß Dagons, welches in einen hauffen fiel/Jud. 16. .
29. seq.

da Simson die beyden Säulen vmbriß/ Jud. 16. Demnach
köndte gar wol an manchem ort heutiges tages des AltenHorolPrin.
l. 3. c. 1. f. m.

445.

Philosophi Nigidii Figuli Apologus gebraucht werden/
welcher gesaget: Vor Zeiten war die Jungfraw Justitia,
weil die Leuthe from vnnd gehorsam/ auff Erden: Aber
jetzundt hat sie sich hinauff in Himmel geflöhet/ vnd hat
jhren ort zwischen der Wage vnnd dem Lewen den Him-
lischen zeichen. Gleichwol aber sind noch viel frome Regen-
ten vnd Richter in der Welt/ welche mehr Rempublicam
vnd den gemeinen Nutzen/ als jhr eygene vnd der jhrigen
wolfahrt ansehen/ gleich wie Kayser Alexander Severus,
denn als derselbe/ darumb das er etliche seine Blutsfreunde
auß der Stadt Rom wegen jhrer Verbrechung gejaget/
von den seinigen darüber zu rede gesetzet wurde/ Antwortet
Er: His charior est mihi tota Respublica, Jch habe
den gemeinen Nutz lieber als alle solche meine Freunde.

Derowegen sol die Obrigkeit/ damit sie auch mit fug
vnd recht den Tittel Justi vnd eines Gerechten führen möge
wol erwegen vnd betrachten den Spruch Sirachs am 20. c.Sir. 20. 31

Geschenck
C iij

Chriſtliche Leichpredigt.
wachendes Auge auff die Religion vnd Juſtitiam haben:
Dieſes anzudeuten/ haben vor Zeiten die Aegyptier die
Obrigkeit Hieroglyphicè abgemahlet in einem ScepterXenophon
l. 8. pædag.
Cyri.

mit einem Auge. Vnd ſo jrgendt eine Zeit geweſen/ da
ſolch wachendes Auge von noͤthen/ ſo iſts gewiß gegenwer-
tige letzte Zeit/ da nun mehr die zws Saͤulen der Regie-
ment vnd der Welt als Religio & Juſtitia, die Religion
vnd Gerechtigkeit eben Bawfaͤllig worden/ vnd bey meh-
lichen anfahen zuſincken: Das es das anſehen gewinnet/
als wenn es in kuͤrtzen mit den Regiementen in der Welt
eine ſolche beſchaffenheit haben wolte/ als vor Zeiten mit
dem Goͤtzenhauß Dagons, welches in einen hauffen fiel/Jud. 16. ꝟ.
29. ſeq.

da Simſon die beyden Saͤulen vmbriß/ Jud. 16. Demnach
koͤndte gar wol an manchem ort heutiges tages des AltenHorolPrin.
l. 3. c. 1. f. m.

445.

Philoſophi Nigidii Figuli Apologus gebꝛaucht werden/
welcher geſaget: Vor Zeiten war die Jungfraw Juſtitia,
weil die Leuthe from vnnd gehorſam/ auff Erden: Aber
jetzundt hat ſie ſich hinauff in Himmel gefloͤhet/ vnd hat
jhren ort zwiſchen der Wage vnnd dem Lewen den Him-
liſchẽ zeichen. Gleichwol aber ſind noch viel frome Regen-
ten vnd Richter in der Welt/ welche mehr Rempublicam
vnd den gemeinen Nutzen/ als jhr eygene vnd der jhrigen
wolfahrt anſehen/ gleich wie Kayſer Alexander Severus,
deñ als derſelbe/ darumb das er etliche ſeine Blutsfreunde
auß der Stadt Rom wegen jhrer Verbrechung gejaget/
von den ſeinigẽ daruͤber zu rede geſetzet wurde/ Antwortet
Er: His charior eſt mihi tota Reſpublica, Jch habe
den gemeinen Nutz lieber als alle ſolche meine Freunde.

Derowegen ſol die Obrigkeit/ damit ſie auch mit fug
vnd recht den Tittel Juſti vñ eines Gerechten fuͤhren moͤge
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Geſchenck
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[[21]/0021] Chriſtliche Leichpredigt. wachendes Auge auff die Religion vnd Juſtitiam haben: Dieſes anzudeuten/ haben vor Zeiten die Aegyptier die Obrigkeit Hieroglyphicè abgemahlet in einem Scepter mit einem Auge. Vnd ſo jrgendt eine Zeit geweſen/ da ſolch wachendes Auge von noͤthen/ ſo iſts gewiß gegenwer- tige letzte Zeit/ da nun mehr die zws Saͤulen der Regie- ment vnd der Welt als Religio & Juſtitia, die Religion vnd Gerechtigkeit eben Bawfaͤllig worden/ vnd bey meh- lichen anfahen zuſincken: Das es das anſehen gewinnet/ als wenn es in kuͤrtzen mit den Regiementen in der Welt eine ſolche beſchaffenheit haben wolte/ als vor Zeiten mit dem Goͤtzenhauß Dagons, welches in einen hauffen fiel/ da Simſon die beyden Saͤulen vmbriß/ Jud. 16. Demnach koͤndte gar wol an manchem ort heutiges tages des Alten Philoſophi Nigidii Figuli Apologus gebꝛaucht werden/ welcher geſaget: Vor Zeiten war die Jungfraw Juſtitia, weil die Leuthe from vnnd gehorſam/ auff Erden: Aber jetzundt hat ſie ſich hinauff in Himmel gefloͤhet/ vnd hat jhren ort zwiſchen der Wage vnnd dem Lewen den Him- liſchẽ zeichen. Gleichwol aber ſind noch viel frome Regen- ten vnd Richter in der Welt/ welche mehr Rempublicam vnd den gemeinen Nutzen/ als jhr eygene vnd der jhrigen wolfahrt anſehen/ gleich wie Kayſer Alexander Severus, deñ als derſelbe/ darumb das er etliche ſeine Blutsfreunde auß der Stadt Rom wegen jhrer Verbrechung gejaget/ von den ſeinigẽ daruͤber zu rede geſetzet wurde/ Antwortet Er: His charior eſt mihi tota Reſpublica, Jch habe den gemeinen Nutz lieber als alle ſolche meine Freunde. Xenophon l. 8. pædag. Cyri. Jud. 16. ꝟ. 29. ſeq. HorolPrin. l. 3. c. 1. f. m. 445. Derowegen ſol die Obrigkeit/ damit ſie auch mit fug vnd recht den Tittel Juſti vñ eines Gerechten fuͤhren moͤge wol erwegen vñ betrachten den Spruch Sirachs am 20. c. Geſchenck Sir. 20. ꝟ 31 C iij

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Zitationshilfe: Scheffrich, Jakob: Piorum fatum. Oels, 1626, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511793/21>, abgerufen am 28.03.2024.