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Leyser, Polycarp: Ein Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1583.

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Leichpredigt
vns ja erinnern sol/ das wegen des Adams fall/ vnd vnserer selbs
eignen sünden/ wir jtzt in dem jammer stecken/ das einer nach dem
andern sterben/ vnd also mit schmertzen aus diesem jammerthal
scheiden mus.

Dieweil wir denn auch zu diesem mahl vber der Leich/ eines
Erbarn vnd Wolgelarten Studiosi/ mit namen Sigmund
Petzel von Lobschütz/ in der Schlesien gelegen/ welcher nun in
das vierde Jhar/ ein mitglied vnserer Kirchen vnd Schul alhier
gewesen ist/ versamlet sind/ das wir jme den letzten willen der
Christlichen lieb/ seinen Leib ehrlich zur erden zubestatten/ erzei-
gen/ so können wir die zeit besser nicht anlegen/ dann das wir nach
anleitung des vorlesenen Texts/ von diesen zweyen stücken mit
einander handeln.

Erstlich/ warzu der Mensch anfenglichs von Gott erschaf-
fen sey/ vnd was eigentlich sein thun vnd arbeit gewesen were/
wenn er nie in sünde gefallen were.

Fürs ander/ was jtzo sein zustand in der Welt sey/ so lang
bis er durch den zeitlichen Tod aus derselben genommen/ vnnd
entweder/ in die ewige verdamnus geworffen/ oder in das ewi-
ge leben versetzt werde.

Solches mit vnserm nutz zu handeln/ wolle vns der Barm-
hertzige Gott/ seinen Heiligen Geist vnd Gnad verleihen/ Amen.

Das erste stück.

Erstlich/ sol jhme niemand die gedancken machen/ als wenn
Gott der Herr den Menschen anfenglich zu dem ende erschaffen/
vnd in den Lustgarten Eden/ oder das Paradis versetzt hette/
das er allein darinnen müssig gehen vnd spacieren solte/ sondern
er hatte jm seine sonderbare/ leibliche vnd geistliche/ vbungen auff-
erleget/ derer drey von dem heiligen Propheten Mose in den
vorlesenen worten erzehlet werden.

Die

Leichpredigt
vns ja erinnern ſol/ das wegen des Adams fall/ vnd vnſerer ſelbs
eignen ſuͤnden/ wir jtzt in dem jammer ſtecken/ das einer nach dem
andern ſterben/ vnd alſo mit ſchmertzen aus dieſem jammerthal
ſcheiden mus.

Dieweil wir denn auch zu dieſem mahl vber der Leich/ eines
Erbarn vnd Wolgelarten Studioſi/ mit namen Sigmund
Petzel von Lobſchuͤtz/ in der Schleſien gelegen/ welcher nun in
das vierde Jhar/ ein mitglied vnſerer Kirchen vnd Schul alhier
geweſen iſt/ verſamlet ſind/ das wir jme den letzten willen der
Chriſtlichen lieb/ ſeinen Leib ehrlich zur erden zubeſtatten/ erzei-
gen/ ſo koͤnnen wir die zeit beſſer nicht anlegen/ dann das wir nach
anleitung des vorleſenen Texts/ von dieſen zweyen ſtuͤcken mit
einander handeln.

Erſtlich/ warzu der Menſch anfenglichs von Gott erſchaf-
fen ſey/ vnd was eigentlich ſein thun vnd arbeit geweſen were/
wenn er nie in ſuͤnde gefallen were.

Fuͤrs ander/ was jtzo ſein zuſtand in der Welt ſey/ ſo lang
bis er durch den zeitlichen Tod aus derſelben genommen/ vnnd
entweder/ in die ewige verdamnus geworffen/ oder in das ewi-
ge leben verſetzt werde.

Solches mit vnſerm nutz zu handeln/ wolle vns der Barm-
hertzige Gott/ ſeinen Heiligen Geiſt vnd Gnad verleihen/ Amen.

Das erſte ſtuͤck.

Erſtlich/ ſol jhme niemand die gedancken machen/ als wenn
Gott der Herr den Menſchen anfenglich zu dem ende erſchaffen/
vnd in den Luſtgarten Eden/ oder das Paradis verſetzt hette/
das er allein darinnen muͤſſig gehen vnd ſpacieren ſolte/ ſondern
er hatte jm ſeine ſonderbare/ leibliche vñ geiſtliche/ vbungen auff-
erleget/ derer drey von dem heiligen Propheten Moſe in den
vorleſenen worten erzehlet werden.

Die
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Zitationshilfe: Leyser, Polycarp: Ein Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1583, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522222/8>, abgerufen am 29.03.2024.