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Neomenius, Johann: Das Geistliche Ritterschwerdt Der guten vnd getrewen Kämpffer Christi. Brieg, 1626.

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Christliche Leichpredigt.

ES gedencket der heydnische ScribentPlutarch:
de Con-
sol. ad A-
polloni-
um.

Plutarchus, eines berühmbten Mannes/ deß
Arcesilai, daß er etwan vom Tode diese denck-
würdige worte solle gebraucht haben: Mors, quae ma-
li nomine censetur, hoc unum habet peculiare ex
omnibus quae mala judicantur, quod praesens ne-
minem unquam affecit molestia: absens, & dum
in expectatione est, molestiam adfert.
Der Todt
(spricht er) welcher vnter die bösen stück/ so dem Men-
schen zu begegnen pflegen/ gezehlet wird/ hat für allen
andern dingen/ so für böse gehalten werden/ diese son-
derbare Eigenschafft/ daß wenn er gegenwertig sich
dargestellet/ niemanden beschwerlich ist: Aber weil er
noch abwesend/ vnd von den Menschen als zukünfftig
erwartet wird/ alsdann so bringt er furcht vnd beschwe-
rung.

Dieses ist zwar eine vernünfftige Rede eines Welt-
weisen Mannes/ dem die art vnd eigenschafft der sterb-
lichen Menschen nicht vnbekandt gewesen/ als solcher
Leute/ die bey gesunden Tagen vnnd Wolstandt/ ohne
Beschwerung jhres Gemüttes/ nicht wol können vom
Tode reden hören/ es macht sie melancholisch: Wenn
sie aber nun von jhm sind hingeruckt vnnd auffgelöset
worden/ so höret die beschwerliche Todesfurcht mit jh-
rem Leibe auch zeitlich auff. Aber der gute Mann hat
noch der Sachen nicht genung gethan/ Er hat Gottes

Wort
A ij
Chriſtliche Leichpredigt.

ES gedencket der heydniſche ScribentPlutarch:
de Con-
ſol. ad A-
polloni-
um.

Plutarchus, eines beruͤhmbten Mannes/ deß
Arceſilai, daß er etwan vom Tode dieſe denck-
wuͤrdige worte ſolle gebraucht haben: Mors, quæ ma-
li nomine cenſetur, hoc unum habet peculiare ex
omnibus quæ mala judicantur, quod præſens ne-
minem unquam affecit moleſtiâ: abſens, & dum
in expectatione eſt, moleſtiam adfert.
Der Todt
(ſpricht er) welcher vnter die boͤſen ſtuͤck/ ſo dem Men-
ſchen zu begegnen pflegen/ gezehlet wird/ hat fuͤr allen
andern dingen/ ſo fuͤr boͤſe gehalten werden/ dieſe ſon-
derbare Eigenſchafft/ daß wenn er gegenwertig ſich
dargeſtellet/ niemanden beſchwerlich iſt: Aber weil er
noch abweſend/ vnd von den Menſchen als zukuͤnfftig
erwartet wird/ alsdann ſo bringt er furcht vnd beſchwe-
rung.

Dieſes iſt zwar eine vernuͤnfftige Rede eines Welt-
weiſen Mannes/ dem die art vnd eigenſchafft der ſterb-
lichen Menſchen nicht vnbekandt geweſen/ als ſolcher
Leute/ die bey geſunden Tagen vnnd Wolſtandt/ ohne
Beſchwerung jhres Gemuͤttes/ nicht wol koͤnnen vom
Tode reden hoͤren/ es macht ſie melancholiſch: Wenn
ſie aber nun von jhm ſind hingeruckt vnnd auffgeloͤſet
worden/ ſo hoͤret die beſchwerliche Todesfurcht mit jh-
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noch der Sachen nicht genung gethan/ Er hat Gottes

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Zitationshilfe: Neomenius, Johann: Das Geistliche Ritterschwerdt Der guten vnd getrewen Kämpffer Christi. Brieg, 1626, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522325/3>, abgerufen am 19.04.2024.