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Marci, Cornelius: Deß armen Lazari Leben vnd Todt. Nürnberg, 1630.

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Leben vnd Todt.

Spüren wir aber nicht bey diesem Hundslecken auch die Gü-
te GOttes? Dann ehe er Lazarum vngetröst wolte ligen lassen/
ehe lest er jhn durch die Hund trösten/ nach jhrer art. Zum Trost
allen Gottseligen Armen: daß/ ob schon die Menschen sich jh-
rer nicht allzeit annemen; jedoch Gott jhnen durch die vnver-
nünfftigen Thier ehe helffen/ als sie verderben lassen wolle Ge-
stalt auch den Propheten Eliam die Raben ein zeitlang speissen/ vnd
jhm Fleisch vnd Brodt bringen musten 1 Reg. 17. Wer ist jemal
verlassen worden/ der in der Forcht GOttes blieben ist? Syr. 2.
Darumb verarmter Christ/ sprich in deiner Armuht:

Ach GOtt du bist noch heut so reich/
Als du bist gwesen ewigleich/
Mein trawen steht zu dir!
Mach mich an meiner Seelen reich/
So hab ich gnug hie vnd ewigleich.

Solchen Reichthumb an der Seelen hatte auch der am
Leib
arm/ vnd krancke Lazarus/ wie erweiset das ander Pünct-
lein/ nemlich

II.
Mors:
sein Todt.

Von demselbigen spricht Christus: Es begab sich/ daß
der Arme starb/ vnd ward getragen von den Engeln in
Abrahams Schoß.
Sehet doch! wie sein Leben gewesen
kümmerlich/ jämmerlich/ vnnd erbärmlich: also war hingegen
sein Todt

1. Frölich.
2. Seelig.

1. Frölich war er. Dann wie der Todt einem Menschen/

der
B
Leben vnd Todt.

Spuͤren wir aber nicht bey dieſem Hundslecken auch die Guͤ-
te GOttes? Dann ehe er Lazarum vngetroͤſt wolte ligen laſſen/
ehe leſt er jhn durch die Hund troͤſten/ nach jhrer art. Zum Troſt
allen Gottſeligen Armen: daß/ ob ſchon die Menſchen ſich jh-
rer nicht allzeit annemen; jedoch Gott jhnen durch die vnver-
nuͤnfftigen Thier ehe helffen/ als ſie verderben laſſen wolle Ge-
ſtalt auch den Pꝛopheten Eliam die Raben ein zeitlang ſpeiſſen/ vñ
jhm Fleiſch vnd Brodt bringen muſten 1 Reg. 17. Wer iſt jemal
verlaſſen worden/ der in der Forcht GOttes blieben iſt? Syr. 2.
Darumb verarmter Chriſt/ ſprich in deiner Armuht:

Ach GOtt du biſt noch heut ſo reich/
Als du biſt gweſen ewigleich/
Mein trawen ſteht zu dir!
Mach mich an meiner Seelen reich/
So hab ich gnug hie vnd ewigleich.

Solchen Reichthumb an der Seelen hatte auch der am
Leib
arm/ vnd krancke Lazarus/ wie erweiſet das ander Puͤnct-
lein/ nemlich

II.
Mors:
ſein Todt.

Von demſelbigen ſpricht Chriſtus: Es begab ſich/ daß
der Arme ſtarb/ vnd ward getragen von den Engeln in
Abrahams Schoß.
Sehet doch! wie ſein Leben geweſen
kümmerlich/ jaͤmmerlich/ vnnd erbaͤrmlich: alſo war hingegen
ſein Todt

1. Froͤlich.
2. Seelig.

1. Froͤlich war er. Dann wie der Todt einem Menſchen/

der
B
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[9/0009] Leben vnd Todt. Spuͤren wir aber nicht bey dieſem Hundslecken auch die Guͤ- te GOttes? Dann ehe er Lazarum vngetroͤſt wolte ligen laſſen/ ehe leſt er jhn durch die Hund troͤſten/ nach jhrer art. Zum Troſt allen Gottſeligen Armen: daß/ ob ſchon die Menſchen ſich jh- rer nicht allzeit annemen; jedoch Gott jhnen durch die vnver- nuͤnfftigen Thier ehe helffen/ als ſie verderben laſſen wolle Ge- ſtalt auch den Pꝛopheten Eliam die Raben ein zeitlang ſpeiſſen/ vñ jhm Fleiſch vnd Brodt bringen muſten 1 Reg. 17. Wer iſt jemal verlaſſen worden/ der in der Forcht GOttes blieben iſt? Syr. 2. Darumb verarmter Chriſt/ ſprich in deiner Armuht: Ach GOtt du biſt noch heut ſo reich/ Als du biſt gweſen ewigleich/ Mein trawen ſteht zu dir! Mach mich an meiner Seelen reich/ So hab ich gnug hie vnd ewigleich. Solchen Reichthumb an der Seelen hatte auch der am Leib arm/ vnd krancke Lazarus/ wie erweiſet das ander Puͤnct- lein/ nemlich II. Mors: ſein Todt. Von demſelbigen ſpricht Chriſtus: Es begab ſich/ daß der Arme ſtarb/ vnd ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Sehet doch! wie ſein Leben geweſen kümmerlich/ jaͤmmerlich/ vnnd erbaͤrmlich: alſo war hingegen ſein Todt 1. Froͤlich. 2. Seelig. 1. Froͤlich war er. Dann wie der Todt einem Menſchen/ der B

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Zitationshilfe: Marci, Cornelius: Deß armen Lazari Leben vnd Todt. Nürnberg, 1630, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522410/9>, abgerufen am 29.03.2024.