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Stephanus, Vincentius: Jucundissimum justorum diversorium. Brieg, 1628.

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chet. Sie lauffen in diesem Leben nicht in einem Rennplatz da
sie ein vorgesteckt ziel hetten/ in dieser Welt das ende erreichen
vnd darnach ruhe haben könten: Sondern in einem Circkel da
man allwege wiederumb zum anfange gelanget. Das ist:
Ein Creutz vnd Sorge beut der andern die hand/ eine Traw-
rigkeit vnd Vnglück folgt auff das andere. Unius mali finis
est principium altcrius:
deß einen Vnglücks außgang ist deß
andern anfang sagt Seneca.

Qual vnnd Marter findet sich in vitae nostrae exordio:
Jn vnsers Lebens anfange/ nascimur enim cum moerore,
Weinen vnd heulen ist vnsere erste stimm/ welche wir auch die
folgende gantze zeit vnseres lebens continuiren

Qual vnd Marter findet sich auch in vitae nostrae medio
in vnsers lebens Progress vnnd fortgange/ vivimus enim
cum labore,
der saure Nasenschweiß bleibet nicht aussen/
mit den Jahren vnd dem alter vermehren sich auch die sorgen
vnd kümmerniß.

Qual vnd Marter findet sich entlich in ultimo vitae ter-
mino:
bey vnsers lebens außgange/ morimur enim cum
dolore,
sintemal es ohne schmertzen nicht abgehet/ wenn leib
vnd Seele durch den Todt von einander getrennet werden/
vnd der Mensch die Schuld der Natur bezahlen muß. Vnd
diß ist die zeitliche Qual.

Anlangende nun ferner die ewige oder jmmerwerende/
alß ists eine solche Qual derer grausamkeit nicht gnugsam aus
gesprochen werden könte/ wenn gleich alle Räßlein vnd gräß-
lein auff dem gantzen weiten vnd breiten Erdbodem/ vnd alle
Sandkörnlein im Meer Zungen hetten. Davon redet der

Pro-

chet. Sie lauffen in dieſem Leben nicht in einem Rennplatz da
ſie ein vorgeſteckt ziel hetten/ in dieſer Welt das ende erreichen
vnd darnach ruhe haben koͤnten: Sondern in einem Circkel da
man allwege wiederumb zum anfange gelanget. Das iſt:
Ein Creutz vnd Sorge beut der andern die hand/ eine Traw-
rigkeit vnd Vngluͤck folgt auff das andere. Unius mali finis
eſt principium altcrius:
deß einen Vngluͤcks außgang iſt deß
andern anfang ſagt Seneca.

Qual vnnd Marter findet ſich in vitæ noſtræ exordio:
Jn vnſers Lebens anfange/ naſcimur enim cum mœrore,
Weinen vnd heulen iſt vnſere erſte ſtimm/ welche wir auch die
folgende gantze zeit vnſeres lebens continuiren

Qual vnd Marter findet ſich auch in vitæ noſtræ medio
in vnſers lebens Progreſs vnnd fortgange/ vivimus enim
cum labore,
der ſaure Naſenſchweiß bleibet nicht auſſen/
mit den Jahren vnd dem alter vermehren ſich auch die ſorgen
vnd kuͤmmerniß.

Qual vnd Marter findet ſich entlich in ultimo vitæ ter-
mino:
bey vnſers lebens außgange/ morimur enim cum
dolore,
ſintemal es ohne ſchmertzen nicht abgehet/ wenn leib
vnd Seele durch den Todt von einander getrennet werden/
vnd der Menſch die Schuld der Natur bezahlen muß. Vnd
diß iſt die zeitliche Qual.

Anlangende nun ferner die ewige oder jmmerwerende/
alß iſts eine ſolche Qual derer grauſamkeit nicht gnugſam aus
geſprochen werden koͤnte/ wenn gleich alle Raͤßlein vnd graͤß-
lein auff dem gantzen weiten vnd breiten Erdbodem/ vnd alle
Sandkoͤrnlein im Meer Zungen hetten. Davon redet der

Pro-
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Zitationshilfe: Stephanus, Vincentius: Jucundissimum justorum diversorium. Brieg, 1628, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522423/26>, abgerufen am 03.05.2024.