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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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Gottes deß Herrn. Er hat mir sie nur ein
zeitlang geliehen: jetzt aber hat er sie wieder
abgefodert.

Was nu dem fromen Hiob begegnet ist/ das ist
euch jetzt auch wiederfahren/ jhr Adelichen trawrher-
tzen. Der Allerhöchste hat ewre Hauß- vnd Hertzens-
frewde auch in leyd verkehret/ vnd euch ewer allerlieb-
stes Söhnlein/ an welchem jhr ewre Hertzens-lust ge-
sehen/ durch den zeitlichen tod aus den augen gerissen.
Wenn Jhr in solchem fall schmertzlich betrübet seyd/
wer wil vnd kan euch verdencken? Fieri non potest
ut nobis illius mors amara non sit, cujus vita fuit
duicis.
Es kan nicht sein/ daß vnß deß jenigen ab-
scheyd nicht solte bitter vnd kummerhafftig sein/ dessen
leben vnd gemeinschafft vnß süß vnd angenehm gewe-
sen: sagt Augustinus.

Jedoch O Christliches Hertz: trawrestu mit Job:
so tröste dich auch wieder mit jhm. Sage auch: Der
Herr hats gegeben/ der Herr hats ge-
nommen.
Was wil Jch viel klagen vnd zagen?
Waß wil Jch mich so ängsten vnd quälen? Hat mir
doch mein Kind kein frembder genommen: sondern
du Herr hast mirß genommen/ du Herr

sage Jch/ der du mirß zuvor gegeben. Zwar es
schmirtzet mich sehr. Aber was hilfft es? Hettestu
doch/ wenn du vbel gewolt/ mirs niemahl geben dörf-

fen.

Gottes deß Herrn. Er hat mir ſie nur ein
zeitlang geliehen: jetzt aber hat er ſie wieder
abgefodert.

Was nu dem fromen Hiob begegnet iſt/ das iſt
euch jetzt auch wiederfahren/ jhr Adelichen trawrher-
tzen. Der Allerhoͤchſte hat ewre Hauß- vnd Hertzens-
frewde auch in leyd verkehret/ vnd euch ewer allerlieb-
ſtes Soͤhnlein/ an welchem jhr ewre Hertzens-luſt ge-
ſehen/ durch den zeitlichen tod aus den augen geriſſen.
Wenn Jhr in ſolchem fall ſchmertzlich betruͤbet ſeyd/
wer wil vnd kan euch verdencken? Fieri non poteſt
ut nobis illius mors amara non ſit, cujus vita fuit
duicis.
Es kan nicht ſein/ daß vnß deß jenigen ab-
ſcheyd nicht ſolte bitter vnd kummerhafftig ſein/ deſſen
leben vnd gemeinſchafft vnß ſuͤß vnd angenehm gewe-
ſen: ſagt Auguſtinus.

Jedoch O Chriſtliches Hertz: trawreſtu mit Job:
ſo troͤſte dich auch wieder mit jhm. Sage auch: Der
Herr hats gegeben/ der Herr hats ge-
nommen.
Was wil Jch viel klagen vnd zagen?
Waß wil Jch mich ſo aͤngſten vnd quaͤlen? Hat mir
doch mein Kind kein frembder genommen: ſondern
du Herr haſt mirß genommen/ du Herr

ſage Jch/ der du mirß zuvor gegeben. Zwar es
ſchmirtzet mich ſehr. Aber was hilfft es? Hetteſtu
doch/ wenn du vbel gewolt/ mirs niemahl geben doͤrf-

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[[18]/0018] Gottes deß Herrn. Er hat mir ſie nur ein zeitlang geliehen: jetzt aber hat er ſie wieder abgefodert. Was nu dem fromen Hiob begegnet iſt/ das iſt euch jetzt auch wiederfahren/ jhr Adelichen trawrher- tzen. Der Allerhoͤchſte hat ewre Hauß- vnd Hertzens- frewde auch in leyd verkehret/ vnd euch ewer allerlieb- ſtes Soͤhnlein/ an welchem jhr ewre Hertzens-luſt ge- ſehen/ durch den zeitlichen tod aus den augen geriſſen. Wenn Jhr in ſolchem fall ſchmertzlich betruͤbet ſeyd/ wer wil vnd kan euch verdencken? Fieri non poteſt ut nobis illius mors amara non ſit, cujus vita fuit duicis. Es kan nicht ſein/ daß vnß deß jenigen ab- ſcheyd nicht ſolte bitter vnd kummerhafftig ſein/ deſſen leben vnd gemeinſchafft vnß ſuͤß vnd angenehm gewe- ſen: ſagt Auguſtinus. Jedoch O Chriſtliches Hertz: trawreſtu mit Job: ſo troͤſte dich auch wieder mit jhm. Sage auch: Der Herr hats gegeben/ der Herr hats ge- nommen. Was wil Jch viel klagen vnd zagen? Waß wil Jch mich ſo aͤngſten vnd quaͤlen? Hat mir doch mein Kind kein frembder genommen: ſondern du Herr haſt mirß genommen/ du Herr ſage Jch/ der du mirß zuvor gegeben. Zwar es ſchmirtzet mich ſehr. Aber was hilfft es? Hetteſtu doch/ wenn du vbel gewolt/ mirs niemahl geben doͤrf- fen.

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/18>, abgerufen am 23.04.2024.