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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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fen. Oder so du mirs ja gegeben/ hettestu mirs doch
bald wieder nehmen/ vnd die frewde so Jch bißher an
Jhm gehabt vorlängst zerstören mögen.

Also hat es auch jener frome Vater gemacht.
Raptus est Filius meus. Durum quidem sed tole-
rabile tamen: rapuit enim is qui dederat.
Mein
lieber Sohn/ spricht Er/ ist mir genommen worden
Es thut mir zwar sehr wehe: aber doch muß Jch mich
zu frieden geben. Denn der Herr hat mir jhn ge-
nommen. Eben der Herr der mir jhn gegeben hat

Wie sagt auch dort Augustinus? Voluntas
Dei aliquando est, ut sanus sis: aliquando ut ae-
grotes. Si, quando sanus es, dulcis est voluntas
Dei: quando aegrotas, amara. Non es recto cor
de. Quia non vis voluntatem tuam ad Dei vo-
luntatem dirigere, sed e contra Dei scilicet ad tu-
am.
Wenn dirs wolgehet so bistu mit deinem Gott
wol zu frieden. Wenn dirs aber vbel gehet so murrest
vnd gruntzestu wieder jhn. Ach du must nicht rechter
vernunfft sein. Du wilt dich nicht nach Gott richten:
sondern Gott sol sich nach dir richten. Was wird das
für ein geschicke haben?

Jn summa: Jst vnß Gott lieb/ wie Er denn
einem jeden lieb sein sol/ so sollen wir vnß billich auch
seinen willen lieb sein lassen/ den Er an vnß vnd den
vnsrigen vollbringet. Wenn wir Gott geben vnd
lassen was Er wil: so kan Er vnß hernach auch wieder
geben vnd lassen was wir wollen.

Jch
C ij

fen. Oder ſo du mirs ja gegeben/ hetteſtu mirs doch
bald wieder nehmen/ vnd die frewde ſo Jch bißher an
Jhm gehabt vorlaͤngſt zerſtoͤren moͤgen.

Alſo hat es auch jener frome Vater gemacht.
Raptus eſt Filius meus. Durum quidem ſed tole-
rabile tamen: rapuit enim is qui dederat.
Mein
lieber Sohn/ ſpricht Er/ iſt mir genommen worden
Es thut mir zwar ſehr wehe: aber doch muß Jch mich
zu frieden geben. Denn der Herr hat mir jhn ge-
nommen. Eben der Herr der mir jhn gegeben hat

Wie ſagt auch dort Auguſtinus? Voluntas
Dei aliquando eſt, ut ſanus ſis: aliquando ut æ-
grotes. Si, quando ſanus es, dulcis eſt voluntas
Dei: quando ægrotas, amara. Non es recto cor
de. Quia non vis voluntatem tuam ad Dei vo-
luntatem dirigere, ſed é contra Dei ſcilicet ad tu-
am.
Wenn dirs wolgehet ſo biſtu mit deinem Gott
wol zu frieden. Wenn dirs aber vbel gehet ſo murreſt
vnd gruntzeſtu wieder jhn. Ach du muſt nicht rechter
vernunfft ſein. Du wilt dich nicht nach Gott richten:
ſondern Gott ſol ſich nach dir richten. Was wird das
fuͤr ein geſchicke haben?

Jn ſumma: Jſt vnß Gott lieb/ wie Er denn
einem jeden lieb ſein ſol/ ſo ſollen wir vnß billich auch
ſeinen willen lieb ſein laſſen/ den Er an vnß vnd den
vnſrigen vollbringet. Wenn wir Gott geben vnd
laſſen was Er wil: ſo kan Er vnß hernach auch wieder
geben vnd laſſen was wir wollen.

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[[19]/0019] fen. Oder ſo du mirs ja gegeben/ hetteſtu mirs doch bald wieder nehmen/ vnd die frewde ſo Jch bißher an Jhm gehabt vorlaͤngſt zerſtoͤren moͤgen. Alſo hat es auch jener frome Vater gemacht. Raptus eſt Filius meus. Durum quidem ſed tole- rabile tamen: rapuit enim is qui dederat. Mein lieber Sohn/ ſpricht Er/ iſt mir genommen worden Es thut mir zwar ſehr wehe: aber doch muß Jch mich zu frieden geben. Denn der Herr hat mir jhn ge- nommen. Eben der Herr der mir jhn gegeben hat Wie ſagt auch dort Auguſtinus? Voluntas Dei aliquando eſt, ut ſanus ſis: aliquando ut æ- grotes. Si, quando ſanus es, dulcis eſt voluntas Dei: quando ægrotas, amara. Non es recto cor de. Quia non vis voluntatem tuam ad Dei vo- luntatem dirigere, ſed é contra Dei ſcilicet ad tu- am. Wenn dirs wolgehet ſo biſtu mit deinem Gott wol zu frieden. Wenn dirs aber vbel gehet ſo murreſt vnd gruntzeſtu wieder jhn. Ach du muſt nicht rechter vernunfft ſein. Du wilt dich nicht nach Gott richten: ſondern Gott ſol ſich nach dir richten. Was wird das fuͤr ein geſchicke haben? Jn ſumma: Jſt vnß Gott lieb/ wie Er denn einem jeden lieb ſein ſol/ ſo ſollen wir vnß billich auch ſeinen willen lieb ſein laſſen/ den Er an vnß vnd den vnſrigen vollbringet. Wenn wir Gott geben vnd laſſen was Er wil: ſo kan Er vnß hernach auch wieder geben vnd laſſen was wir wollen. Jch C ij

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/19>, abgerufen am 19.04.2024.