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Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

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tige Lieder vnd Historien/ vnflätige zoten/ schandbare
worte/ davon ist gleichsam die Lufft allenthalben ver-
stänckert worden/ wie dort jener Gottselige Mann re-
det. Zwar es wil der heilige Geist haben/ es solle vn-
Eph. 5. 3.ter vnß Christen die Hurerey nicht genennet werden.
Aber daß Gott erbarme/ man hat sie nur mit der
that getrieben. Jhrer viel haben sich derselben noch
gerühmet. Ja das Epicurische Sodomitische schand-
leben wird jetzund nicht mehr gestraffet: sondern noch
bemäntelt vnd entschuldigt. Die leydige hoffart muß
reinligkeit heißen. Vnverschämpte reden vnd gebehr-
den muß kurtzweil/ schelten vnd fluchen/ angewehnte
sprichwörter/ fressen vnd sauffen muß fröligkeit genen-
net werden.

Wie geht man auch in sachen zeitlicher nahrung
betreffende/ mit einander vmb? Wo ist gerechtigkeit/
trewe vnd redligkeit zufinden? Höret man nicht al-
lenthalben von diebstall/ wucher/ betrug vnd vervor-
theilung? Wer thut seinem nothleydenden Nechsten
etwas guttes/ vnd springt Jhm in nöthen zu hülffe?
Einer geitzet vnd karget: der ander verschwendet wie-
derumb die gaben Gottes vnnützlicher weise:

Der reiche den armen zwinget
vnd jhm sein schweiß abdringet/
daß nur sein groschen klinget.

Wie vber diß alles einer den andern an seinen Eh-
ren angreiffe/ wie gemein das lügen/ lestern vnd ver-
leumbden sey/ das kan euch/ Jhr betrübten Eltern/
auch nicht vnbekant sein. Wo nur etwa jhrer zween

beysammen

tige Lieder vnd Hiſtorien/ vnflaͤtige zoten/ ſchandbare
worte/ davon iſt gleichſam die Lufft allenthalben ver-
ſtaͤnckert worden/ wie dort jener Gottſelige Mann re-
det. Zwar es wil der heilige Geiſt haben/ es ſolle vn-
Eph. 5. 3.ter vnß Chriſten die Hurerey nicht genennet werden.
Aber daß Gott erbarme/ man hat ſie nur mit der
that getrieben. Jhrer viel haben ſich derſelben noch
geruͤhmet. Ja das Epicuriſche Sodomitiſche ſchand-
leben wird jetzund nicht mehr geſtraffet: ſondern noch
bemaͤntelt vnd entſchuldigt. Die leydige hoffart muß
reinligkeit heißen. Vnverſchaͤmpte reden vnd gebehr-
den muß kurtzweil/ ſchelten vnd fluchen/ angewehnte
ſprichwoͤrter/ freſſen vnd ſauffen muß froͤligkeit genen-
net werden.

Wie geht man auch in ſachen zeitlicher nahrung
betreffende/ mit einander vmb? Wo iſt gerechtigkeit/
trewe vnd redligkeit zufinden? Hoͤret man nicht al-
lenthalben von diebſtall/ wucher/ betrug vnd vervor-
theilung? Wer thut ſeinem nothleydenden Nechſten
etwas guttes/ vnd ſpringt Jhm in noͤthen zu huͤlffe?
Einer geitzet vnd karget: der ander verſchwendet wie-
derumb die gaben Gottes vnnuͤtzlicher weiſe:

Der reiche den armen zwinget
vnd jhm ſein ſchweiß abdringet/
daß nur ſein groſchen klinget.

Wie vber diß alles einer den andern an ſeinen Eh-
ren angreiffe/ wie gemein das luͤgen/ leſtern vnd ver-
leumbden ſey/ das kan euch/ Jhr betruͤbten Eltern/
auch nicht vnbekant ſein. Wo nur etwa jhrer zween

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[[34]/0034] tige Lieder vnd Hiſtorien/ vnflaͤtige zoten/ ſchandbare worte/ davon iſt gleichſam die Lufft allenthalben ver- ſtaͤnckert worden/ wie dort jener Gottſelige Mann re- det. Zwar es wil der heilige Geiſt haben/ es ſolle vn- ter vnß Chriſten die Hurerey nicht genennet werden. Aber daß Gott erbarme/ man hat ſie nur mit der that getrieben. Jhrer viel haben ſich derſelben noch geruͤhmet. Ja das Epicuriſche Sodomitiſche ſchand- leben wird jetzund nicht mehr geſtraffet: ſondern noch bemaͤntelt vnd entſchuldigt. Die leydige hoffart muß reinligkeit heißen. Vnverſchaͤmpte reden vnd gebehr- den muß kurtzweil/ ſchelten vnd fluchen/ angewehnte ſprichwoͤrter/ freſſen vnd ſauffen muß froͤligkeit genen- net werden. Eph. 5. 3. Wie geht man auch in ſachen zeitlicher nahrung betreffende/ mit einander vmb? Wo iſt gerechtigkeit/ trewe vnd redligkeit zufinden? Hoͤret man nicht al- lenthalben von diebſtall/ wucher/ betrug vnd vervor- theilung? Wer thut ſeinem nothleydenden Nechſten etwas guttes/ vnd ſpringt Jhm in noͤthen zu huͤlffe? Einer geitzet vnd karget: der ander verſchwendet wie- derumb die gaben Gottes vnnuͤtzlicher weiſe: Der reiche den armen zwinget vnd jhm ſein ſchweiß abdringet/ daß nur ſein groſchen klinget. Wie vber diß alles einer den andern an ſeinen Eh- ren angreiffe/ wie gemein das luͤgen/ leſtern vnd ver- leumbden ſey/ das kan euch/ Jhr betruͤbten Eltern/ auch nicht vnbekant ſein. Wo nur etwa jhrer zween beyſammen

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Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/34>, abgerufen am 19.04.2024.