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Vietor, Johannes: Quousque Davidicum. Darmstadt, 1617.

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Vber den 13. Psalmen Davids.
bösen Geistern/ so in der Finsternuß dieser Welt herschen/ Ephes. 6.Ephes. 6.
Man hat es zuthun mit vnserm eygnen Fleisch vnd Blut. Denn
das Fleisch gelüstet wider den Geist/ vnd den Geist wider das Fleisch/
dieselbige sind wider einander/ Gal. 5. vnd mag gar leichtlich/ wannGal. 5.
das Fleisch die Oberhand behelt/ daß man gereth in grosse errores
consiliorum
vnd verwirrungen/ oder sonsten thut/ daß Gott vnd
dem Nechsten zuwider ist. Zuthun hats auch ein Christ mit Gott
selbsten/ in dessen Weiß vnd Weg eim gar schwer wird sich zurich-
ten/ sonderlich wenn er anfengt sich in vnserm Creutz gleichsamb
zuverstecken/ verwandelt sich in ein grawsamen/ lest sich hören wie
gegen das Cananeisch Weiblein Matth. 15. Jch bin nicht gesand/Matth. 15.
als nur zu den verlornen Schafen Jsrael. Jn summa wie ein wa-
ckerer Cauallir vnd edler Ritter in den Schrancken/ wenn er ist hin-
ein geritten/ eines vnd deß andern Aventurirers/ der jm ein Kampff
anbeut/ muß gewertig seyn/ also ist auch ein jeder geistlicher Ritter
vnd Christ in den Schrancken seines Christenthumbs keinen Au-
genblick sicher/ er muß fremmder Gäst/ das ist/ allerhand widerstands
vnd vngemachs gewertig seyn: Et quo cum certet mens pia sem-Pro[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]per.
per habet, jmmer wil gekämpfft vnnd gestritten seyn/ Gleich ist es
auch vnser vnd der besten Christen Leben einer mühseligen Bilgram-
schafft. Dann wie der wander oder bilgrams Mann mechtig vil lei-
den muß/ bey gutem vnd bösem Wetter/ nicht ohn manchen Seuff-
zen jmmer fort passiren. Also müssen wir auch in der Bilgrams-
schafft vnsers Leben gar manchen sawren tritt thun/ viel vngestim-
mer Wetter lassen vber vns gehen vnd gewar werden/ was das sey
im 126. Psalmen/ Euntes ibant & flebant, sie gehen hin vnd wei-Psal. 126.
nen. O wie manches suspirium höret man da/ wann die stampen-
te verfolgte Christen jhr Bilgrams Liedche zusingen anfangen/
Wer hie das Elend bawen wil/ der schürtz sich auff vnd zieh dahin/
er gehe deß Herren Strasse/ Glaub vnd Gedult darff er gar wol/
sol er die Welt verlassen. Da geht dann vnderwegens recht an die
klägliche Trawr Music/ welche David in der beschwerlichen Bil-

gram-
B ij

Vber den 13. Pſalmen Davids.
boͤſen Geiſtern/ ſo in der Finſternuß dieſer Welt herſchen/ Epheſ. 6.Epheſ. 6.
Man hat es zuthun mit vnſerm eygnen Fleiſch vnd Blut. Denn
das Fleiſch geluͤſtet wider den Geiſt/ vñ den Geiſt wider das Fleiſch/
dieſelbige ſind wider einander/ Gal. 5. vñ mag gar leichtlich/ wannGal. 5.
das Fleiſch die Oberhand behelt/ daß man gereth in groſſe errores
conſiliorum
vnd verwirrungen/ oder ſonſten thut/ daß Gott vnd
dem Nechſten zuwider iſt. Zuthun hats auch ein Chriſt mit Gott
ſelbſten/ in deſſen Weiß vnd Weg eim gar ſchwer wird ſich zurich-
ten/ ſonderlich wenn er anfengt ſich in vnſerm Creutz gleichſamb
zuverſtecken/ verwandelt ſich in ein grawſamen/ leſt ſich hoͤren wie
gegen das Cananeiſch Weiblein Matth. 15. Jch bin nicht geſand/Matth. 15.
als nur zu den verlornen Schafen Jſrael. Jn ſumma wie ein wa-
ckerer Cauallir vnd edler Ritter in den Schrancken/ wenn er iſt hin-
ein geritten/ eines vnd deß andern Aventurirers/ der jm ein Kampff
anbeut/ muß gewertig ſeyn/ alſo iſt auch ein jeder geiſtlicher Ritter
vnd Chriſt in den Schrancken ſeines Chriſtenthumbs keinen Au-
genblick ſicher/ er muß frem̃der Gaͤſt/ das iſt/ allerhand widerſtands
vnd vngemachs gewertig ſeyn: Et quo cum certet mens pia ſem-Pro[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]per.
per habet, jmmer wil gekaͤmpfft vnnd geſtritten ſeyn/ Gleich iſt es
auch vnſer vñ der beſten Chriſten Leben einer muͤhſeligen Bilgram-
ſchafft. Dann wie der wander oder bilgrams Mañ mechtig vil lei-
den muß/ bey gutem vnd boͤſem Wetter/ nicht ohn manchen Seuff-
zen jmmer fort paſſiren. Alſo muͤſſen wir auch in der Bilgrams-
ſchafft vnſers Leben gar manchen ſawren tritt thun/ viel vngeſtim-
mer Wetter laſſen vber vns gehen vnd gewar werden/ was das ſey
im 126. Pſalmen/ Euntes ibant & flebant, ſie gehen hin vnd wei-Pſal. 126.
nen. O wie manches ſuſpirium hoͤret man da/ wann die ſtampen-
te verfolgte Chriſten jhr Bilgrams Liedche zuſingen anfangen/
Wer hie das Elend bawen wil/ der ſchuͤrtz ſich auff vnd zieh dahin/
er gehe deß Herren Straſſe/ Glaub vnd Gedult darff er gar wol/
ſol er die Welt verlaſſen. Da geht dann vnderwegens recht an die
klaͤgliche Trawr Muſic/ welche David in der beſchwerlichen Bil-

gram-
B ij
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[11/0011] Vber den 13. Pſalmen Davids. boͤſen Geiſtern/ ſo in der Finſternuß dieſer Welt herſchen/ Epheſ. 6. Man hat es zuthun mit vnſerm eygnen Fleiſch vnd Blut. Denn das Fleiſch geluͤſtet wider den Geiſt/ vñ den Geiſt wider das Fleiſch/ dieſelbige ſind wider einander/ Gal. 5. vñ mag gar leichtlich/ wann das Fleiſch die Oberhand behelt/ daß man gereth in groſſe errores conſiliorum vnd verwirrungen/ oder ſonſten thut/ daß Gott vnd dem Nechſten zuwider iſt. Zuthun hats auch ein Chriſt mit Gott ſelbſten/ in deſſen Weiß vnd Weg eim gar ſchwer wird ſich zurich- ten/ ſonderlich wenn er anfengt ſich in vnſerm Creutz gleichſamb zuverſtecken/ verwandelt ſich in ein grawſamen/ leſt ſich hoͤren wie gegen das Cananeiſch Weiblein Matth. 15. Jch bin nicht geſand/ als nur zu den verlornen Schafen Jſrael. Jn ſumma wie ein wa- ckerer Cauallir vnd edler Ritter in den Schrancken/ wenn er iſt hin- ein geritten/ eines vnd deß andern Aventurirers/ der jm ein Kampff anbeut/ muß gewertig ſeyn/ alſo iſt auch ein jeder geiſtlicher Ritter vnd Chriſt in den Schrancken ſeines Chriſtenthumbs keinen Au- genblick ſicher/ er muß frem̃der Gaͤſt/ das iſt/ allerhand widerſtands vnd vngemachs gewertig ſeyn: Et quo cum certet mens pia ſem- per habet, jmmer wil gekaͤmpfft vnnd geſtritten ſeyn/ Gleich iſt es auch vnſer vñ der beſten Chriſten Leben einer muͤhſeligen Bilgram- ſchafft. Dann wie der wander oder bilgrams Mañ mechtig vil lei- den muß/ bey gutem vnd boͤſem Wetter/ nicht ohn manchen Seuff- zen jmmer fort paſſiren. Alſo muͤſſen wir auch in der Bilgrams- ſchafft vnſers Leben gar manchen ſawren tritt thun/ viel vngeſtim- mer Wetter laſſen vber vns gehen vnd gewar werden/ was das ſey im 126. Pſalmen/ Euntes ibant & flebant, ſie gehen hin vnd wei- nen. O wie manches ſuſpirium hoͤret man da/ wann die ſtampen- te verfolgte Chriſten jhr Bilgrams Liedche zuſingen anfangen/ Wer hie das Elend bawen wil/ der ſchuͤrtz ſich auff vnd zieh dahin/ er gehe deß Herren Straſſe/ Glaub vnd Gedult darff er gar wol/ ſol er die Welt verlaſſen. Da geht dann vnderwegens recht an die klaͤgliche Trawr Muſic/ welche David in der beſchwerlichen Bil- gram- Epheſ. 6. Gal. 5. Matth. 15. Pro_per. Pſal. 126. B ij

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Zitationshilfe: Vietor, Johannes: Quousque Davidicum. Darmstadt, 1617, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523530/11>, abgerufen am 19.04.2024.